Mittwoch, 24. August 2022

Live-Landung ohne Bilder

Dies war meine Sonde Nr. 417, ein echtes Unikat: Meine Live-Landung Nr. 3. Die erste Sonde, die ich sowohl beim Aufstieg als auch bei der Landung gesehen habe. Die Landung sah ich aus 130m Distanz. Gleichzeitig ist die meine erste Sonde ohne jedes Fotodokument. Angekommen an der Landestelle hat ein anderer Sondenjäger bereits mit der Bergung begonnen. Und auch der hat die Sonde nicht behalten. Aber der Reihe nach:


Sondentyp: RS41-SGP
SN:
S1520659
Frequenz:
402.7 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Sasel
(WMOID:10141)
Flugdatum: 24.08.2021 12:00Z
Track wettersonde.net

Maximale Höhe:
27017m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit:
5.61 m/s
Landegeschwindigkeit: 6.4m/s
Landestelle: Groß-Niendorf, LAT, LON:
53.77935,10.18544, Google Maps
Status: Geborgen. Landung aus 130m Distanz beobachtet am 8.9.2021 12:55 UT. Gemeinsame Bergung mit Sven (DL1YT), der das Ganze aus ca. 35m Distanz beobachtet hat
.
Methode: Decodierung des GPS mit TTGO, Kontinuierliche Prediction der Landestelle mit Tawhiri (RDZsonde-App und wettersonde.net).

Ich komme gerade in Schmalenbeck an, als die Sonde bereits ca. 6000m Höhe erreicht  hat. Kaum Wind in der Atmosphäre, daher kann man schon jetzt abesehen, dass die Sonde im Raum Itzstedt/Nienwohld/Sülfeld herunterkommen dürfte. Ideale Situation für eine Live-Landung. Die neue Richtungsanzeige in wettersonde.net erlaubt es mir, den Ballon am stahlblauen Himmel als weißen Fleck zu erkennen. Ich denke kurz darüber nach, ob ich einen Live-Landungsversuch wagen oder lieber den Ballon am Himmel filmen soll und entscheide mich für Ersteres. Allerdings komm ich etwas zu spät mit dem Auto los. Es geht über die Autobahn und die B75 nach Sülfeld. Eine kurze Orientierung dort zeigt, dass die Prediction Sonde am Ortsausgang von Nienwohld liegt. Also hin. Ein paar Minuten vor der Landung bin ich vor Ort. Eine Seitenstraße scheint mir optimal, um das Auto abzuparken.

Ich verlasse das Auto, starte den TTGO und RDZsonde und löse eine Prediction aus. Die Landestelle liegt in 150m Entfernung, aber die Flugrichtung scheint nicht zu passen. Und da sehe ich schon das Gespann am Himmel, knapp 2000m hoch. Leider entfernt sich die Sonde, fliegt dann aber direkt auf mich zu! Da ist die Schnur, da sieht man auch die rasch rotierende Sonde! Vielleicht sollte man so kurz vor der Landung keine hektischen Stellungswechsel mehr machen. Ich laufe in die Straße "Siedlung" hinein, die sich leider als Sackgasse erweist. Zwischen den Häusern kann man auf das Feld gucken, und ich sehe die Sonde und den Fallschirm darauf niedergehen - aus 130m Distanz! Ich hatte nicht erwartet, dass sie so weit über die Straße komme und so nah bei mir niedergehen würde. In der Aufregung habe ich nicht daran gedacht, mit der Handycam ein dokumentarisches Video zu machen.

Nun muss ich aber dringend  rüber auf die andere Seite. Soll ich zu Fuß auf die Hauptstraße laufen, außen um die Siedlung am Feldrand entlang oder die kurze Strecke mit dem Auto fahren? Ich entschließe mich für letzteres, halte am Straßenrand an und sehe auf dem Feld bereits eine Person mit dem Fallschirm hantieren!. Da hat es einer aber eilig! Ich parke das Auto um, und da kommt mir Sven schon entgegen. Er hatte die Sonde aus 40m Entfernung von der Hauptstraße aus landen sehen - sie muss ihm direkt über den Kopf geflogen sein.

Kaum haben wir ein paar Worte gewechselt, stehen an einem der Siedlungshäuser eine Mutter mit ihren zwei Töchtern am Zaun. Die Mädels hatten die Sonde landen gesehen und haben ihre Mutter gerufen. Jetzt waren die drei verwirrt über die "beiden Männer" auf dem Feld. Die Kids bekommen natürlich die Sonde geschenkt und und freuen sich vor allem über den Schirm. Leider hab ich gerade keinen zweiten Fallschirm im Auto, damit jede Tochter eine erhält. So wechselt alles  den Besitzer, bevor irgendwer von uns in der Lage wäre, ein Foto von der "Beute" anzufertigen. Stellt sich auch heraus, dass Sven genau wie ich keinen Film von der Landung und danach kein Foto der Sonde aufgenommen hat. So ist dies meine dritte Livelandung und die allererste Radiosonde, von der keine Fotos vorliegen.

An unserem Parkplatz steht eine Bank, auf der wir uns wie üblich gründlich über das Erlebte und die Welt an sich ausquatschen. Sven hat keinen Internetempfang, so trage ich die Bergung in Radiosondy ein. Genau wie ich  ist er etwas verwirrt über die geradezu erratische Flugbahn in der Landephase. Der Blick auf die Landekarte gibt etwas Aufklärung. Tatsächlich hat die Sonde die Straße überflogen, dann über einem Maisfeld eine 8 gedreht, ist wieder zurück über die Straße geschwebt und hat dann eine Landung auf dem gegenüber liegenden Feld hingelegt.

Zurück geht es nach Schmalenbeck, wo ich noch schnell vor dem Ende des Tankrabatts den Benzintank auffülle.


Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier


 

 


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