Dienstag, 28. Mai 2024

Lieber kein "Hallo-Wach"-Klingelstreich

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U3340597
Frequenz: 405.9 MHz
Timerkill: 5:00 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Produktionsdatum:2022-08-18
Flugdatum: 28.5.2024 00:00Z
Track Wettersonde/Sondehub-Mix
Maximale Höhe: 32628m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.48m/s 
Landegeschwindigkeit: 6.1m/s
Landestelle: Hamburg-Rissen
LAT, LON:
53.58051,9.745143 Google Maps
Status: Geborgen am 28.5.2024, 3:45UT

Methode: Extrapolation nach Sondehub-Daten. Danke Klaus K für die schönen Daten!

Am Morgen des 28.5. landete die Bergener Radiosonde in Rissen. Radiosondy und wettersonde.net haben die Sonde bis in einer Höhe von 858m verfolgt - das ist für eine sinnvolle Prediction angesichts der aktuell extremen Windscherung nicht wirklich ausreichend. Die Rettung: Klaus hat Daten seines TTGOs nach Sondehub eingespeist, bis in luxuriöse 125m! Allerdings ist die daraus erstellte Tawhiri-Prediction komplett unplausibel. Also wird zusätzlich eine Extrapolation und eine 75%-Extrapolation angefertigt, alles in Locus auf meinem Handy abgespeichert. Die S-Bahn fährt gleich. Ich hole noch schnell die Teleskopstange aus dem Keller, sprinte über die Straße, rein in den S-Bahn-Schacht. Das Fahrrad bleibt heute zuhause, denn vom Bahnhof Rissen bis zur Landestelle ist es nur 1km  Wegstrecke. Die Eile ist nötig!  Da kommt auch schon die S1 nach Wedel!

Schnell bin ich im Landegebiet - Reihenhaus- und Einzelhausbebauung, aber mein TTGO sagt keinen Mucks. Eigentlich war der Plan, vor Ablauf des Killtimers zumindest die Landestelle exakt festzulegen und dann ggf. später wiederzukommen. Denn um 5:30 kann man in einem Wohngebiet ja nicht flächendeckend Leute aus dem Bett klingeln. Und später am Tag ist es auch besser, wenn man weiß, wo man genau fragen muss. Das wird jetzt alles viel schwieriger. 

Aber ich habe unerwartet Glück! Aus dem offenen Fenster des Hauses, in dessen Hintergarten ich aufgrund der Extrapolationslösung die Sonde vermute, guckt ein freundlich lächelnder Herr! Ich erkläre ihm die Lage. Er meint, dass ich ja mal gucken könnte. Allerdings gehört ihm der Rasen, auf dem die Sonde wahrscheinlich aufgeschlagen ist, nicht. Und dazwischen ist ein Zaun und eine abgesperrte Pforte.

Von dort sehe aber schon von weitem die Sondenschnur in ca. 5 Metern Höhe zwischen zwei Bäumen verlaufen. Und bei genauerem Hinsehen liegt die Sonde auf dem nördlichen Nachbargrundstück, ebenfalls auf einer Rasenfläche, gar nicht weit weg vom Zaun! Der Schirm scheint auf dem südlichen Nachbargrundstück irgendwo im Gebüsch zu liegen. Also Fazit: Tolle Sicht auf das gesamte Gespann, aber keinen der entscheidenden Zugangspunkte kann ich ohne weiteres betreten.

Da die Sondenschnur aber nur 4-5 Meter von mir entfernt ist, nehme ich die Teleskopstange und angele die Leine. Ich kann die Sonde über den Rasen ziehen. Damit sie sich nicht an einem Blumentopf verhakt, muss ich noch einmal ansetzen,  dann habe ich die Sonde über den Zaun gehoben.

Schnurzug erlaubt es mir, den Fallschirm und den ziemlich großen Ballonrest  drüben aus dem Gebüsch zu ziehen, aber einerseits kann die Sachen nicht über den Gartenzaun befördern, und andererseits wären die Dinge selbst im Erfolgsfall zu weit entfernt, um sie ebenfalls mit einer Stange zu angeln. Die komplette Bergung würde einen Klingelstreich von der Sorte "Hallo-Wach" erfordern - und das geht natürlich nicht. Es sollte auch für die Bewohner unproblematisch nach Entfernung der Sonde sein die Reste einzusammeln.

 



Auf dem Rückweg zum Bahnhof erstehe ich im Bäckerladen Brötchen. Auf der Rückfahrt nach Altona bemerke ich beim Eintrag des Fundes in Radiosondy, warum ich keinen Empfang mit dem TTGO hatte: Die Sonde sendete nämlich nicht auf 405.7MHz, der normalen Bergener Frequenz, sondern auf 405.9MHz. Das ist eigentlich die Nachstartfrequenz. Naja, Klaus tolle Daten haben meinen Fehler ausgebügelt.

In Altona erwecken Kaffee und die (übrigens sehr teuren) Brötchen vor dem Weg zur Arbeit die Lebensgeister. 

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Mittwoch, 22. Mai 2024

Reste kehren in Lüneburg

Sondentyp: DFM17
SN:
21(342)069264

Frequenz: 403.85Mhz
Timerkill: keine
Startstation:
Lüneburg (WMOID:-)
Produktionsdatum: 2021-12-08
Flugdatum: 21.5.2024 07:00-08:46Z
Track Radiosondy
Maximale Höhe: 16324
m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.04 m/s 
Landegeschwindigkeit: 4.6 m/s
Landestelle: Lüneburg
LAT, LON:
53.254746,10.390458 Google Maps
Status: Geborgen von Anwohnern 21.5.2024, Sonde wurde mir übergeben

Methode:Tawhiri-Prediction aus Radiosondy-Daten

Sehr häufig sind Starts von einzelnen Manöversonden in Lüneburg Vorboten von Artilleriemanövern auf den großen Truppenübungsplätzen im Raum Bergen und Munster. So überrascht es nicht, dass am Dienstag nach Pfingsten alle 30 Minuten Manöversonden vom Truppenübungsplatz Bergen aufstiegen. Abwechselnd senden sie auf 403.85 und 403.47MHz. Die ersten landen östlich von Lüneburg und verschwinden bereits in großer Höhe aus den Internetdaten. Dann landen 2 Sonden in der Stadt Lüneburg. Im weiteren Verlauf des Tages verschieben sich die Landestellen mehr und mehr nach Westen. Dirk und Sascha, das "Team Seevetal" sind im Dauereinsatz Stress, weil sie von Landestelle zu Landestelle fahren und die Sonden einsammeln. Sie versprühen am Ende Bilder wie dieses hier:

Foto: Sascha


Alle Sonden sind vom Typ DFM17. Offenbar sind die Depots der Bundeswehr allmählich weitgehend von DFM09-Radiosonden geleert.

Als ich arbeitsbedingt am Spätnachmittag bereit wäre, mich ins Getümmel zu stürzen, macht ein Auftritt eines weiteren Sondenjägers in der Region keinen Sinn mehr. Die allerersten Sonden östlich von Lüneburg haben eine zu schlechte Prediction. Aber die beiden Sonden direkt in Lüneburg - hier wäre ein Restekehren noch denkbar. Allerdings ist es für Operation Urban Rescue eventuell etwas spät. Liegt die Sonde auffällig herum, ist sie längst entsorgt. Ist sie unauffällig heruntergekommen, wird es schwierig, denn senden tut jetzt nichts mehr. Dennoch stürze ich mich mit 10m-Stange, Sondenjägergepäck und Faltrad in einen im Berufsverkehr überfüllten Zug nach Lüneburg. 

D21069445 ist praktischerweise unweit des Bahnhofs heruntergekommen. Ich bin in wenigen Minuten in der Region. Die Prediction ist mäßig genau, aber nicht hoffnungslos. Wohngebiet, Reihenhäuser und Mietshäuser, hier und da ein Gewerbegrundstück. Ich durchstreife die Gegend und inspiziere alle legal zugänglichen Regionen und lasse meinen Blick über Dächer, Hinterhöfe, Gärten, Parkplätze und Bäume schweifen. Ich finde nichts.  Nach mehr als einer Stunde angestrengter Suche gebe ich auf. 

Die andere Sonde ist ebenfalls recht schnell mit dem Rad erreichbar. Hier sind die Vorhersagen sehr genau. Die Tawhiri-Prediction und die Extrapolation liegen direkt an der Westgrenze des Grundstücks der Herderschule. Google-Maps zeigt dort einen Wendehammer und an der anderen Straßenseite Einzelhäuser und ein paar Bäume. Ich lass mich mit der Stimmnavigation von Locus zu einem Weg führen, der direkt am Schulgelände entlang auf die Landestelle zielt.

Auf der Schulseite ist das meiste öffentlich zugänglich, der Rest ist eine abgesperrte Baustelle. Auf das Gelände brauche ich nicht, es ist von außen gut einsehbar, übersichtlich und frei von Sonden, Schnüren, Latex oder Fallschirmen. In den Bäumen hängt auch nichts. Auf dem angrenzenden Grundstück arbeitet der Besitzer gerade im Garten. Ich frage ihn direkt, ob er etwas über die Radiosonde weiß, und die Antwort ist "JA". 

Seine Kinder haben den Fallschirm im Gartenpool entdeckt, und dann haben sie an der Schnur die Sonde aus dem Baum heruntergelassen. Reflektiertes Handeln an der Landestelle:  wenn das doch häufiger vorkäme! Meist zerren die Leute an der Schnur die Sonde in die Astgabel und machen es dadurch schlimmer. Danach hat mein übrigens sehr freundlicher Gesprächspartner den QR-Code auf dem Label entdeckt - sage mal einer, diese Label wären sinnlos, weil sie eh niemand beachtet! Sicherheitshalber hat er bei der angegebenen Telefonnummer angerufen, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass dies wirklich ein Wegwerfgegenstand sein soll. Die haben ihn gefragt, ob er einen Schaden melden wolle - wollte er natürlich nicht. Vor der Entsorgung hat er dann das Gehäuse auseinander gebaut und die Platine entnommen und ausführlich inspiziert. Ein großes Verständnis für Leute mit verrückten Hobbys hat er auch. Ich muss ihm natürlich die genaue Funktionsweise der DFM17 erklären, er hat viele Nachfragen.  Er möchte die Sonde aber dennoch nicht als Andenken behalten und gibt sie mir mit. 



Danach radel ich zurück.  Da läuft auch schon der Zug nach Hamburg ein. ÖPNV-mäßig flutscht es heute ziemlich gut. Auf dem Rückweg scanne ich das Netz: Sascha und Dirk haben inzwischen 6 Manöversonden eingesackt und eine Bergener Standard-RS41 lokalisiert. Am Hauptbahnhof muss ich nicht lang auf die S-Bahn warten - es flutscht weiter. Aber 200m hinter dem Hauptbahnhof bleibt die S-Bahn stehen, die Displays gehen aus, das Brummen  der Klimaanlage verstummt und die Notbeleuchtung geht an. Der erfahrene Öffi-User weiß, was das zu bedeuten hat. 

Der Drogi am Hauptbahnhof flüchtet, wenn die Ordnungshüter nahen, über die Gleise. Das bedeutet: Betriebsfremde Personen im Gleis, die Stromschiene wird abgeschaltet, und bevor die Polizei nicht positiv weiß, dass alles in Ordnung ist, kann der Strom auch nicht wieder angeschaltet werden. Die Durchsage "es geht gleich weiter" ist unrealistisch. Leider passiert das inzwischen täglich. Immerhin ist es heute nicht mitten in der Berufsverkehrszeit. Aber es war ein schöner Tag für die ganze Szene, und die gute Laune darf man sich durch eine längere Verzögerung nicht verderben lassen. 

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Stangenbergung bei Donnergrollen

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
V2930784
Produktionsdatum: 2023-07-19
Frequenz: 402.7 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Sasel
(WMOID:10141)
Flugdatum: 17.04.2024 (12:00Z)
Track
Wettersonde.net & Rasmon (korrigiert)

Maximale Höhe:
26520
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.31m/s

Landegeschwindigkeit:
3.7m/s

Landestelle: Sarnekow
LAT, LON:
53.54025,10.73179 Google Maps
Status:
Baumlander, 16.8m hoch, von unten sichtbar. Lokalisie
rt am 21.4.2024 12:09UT. Geborgen am 20.5.2024, 11:30UT.
Methode: Extrapolation nach Wettersonde.net-Daten.

Diese Sonde hatte ich am 21.4. nach 3-stündiger Kaltsuche im Wald bei Wasserkrug (Sarnekow) lokalisiert. Mit dem Schneidetool konnte ich den Fallschirm bergen. Die Schnur hatte sich in etlichen Bäumen verknotet. Die Sonde hing an einer Kiefer in ca. 17m Höhe. 

 

Bei einem Bergungsversuch am 28.4. mit einer 15m-Stange konnte ich die Sonde, wenn ich sie ganz nach oben stemmte, antippen. Leider verlor ich bei der Aktion den Haken, und ich hatte keinen Ersatzhaken dabei. Auch zeigte sich, dass der Bodenverschluss der Stange verschlissen war, so dass unten Segmente der Stange herauszufielen. Natürlich hatte ich auch kein Tape dabei, um den Schaden improvisiert zu reparieren. Die defekte Ausrüstung machte dann die Bergung einer weiteren Radiosonde extrem schwierig. Mehr hier


Am Pfingstmontag fahre ich mit dem Auto wieder zum Parkplatz am Wasserkrüger Weg. Tape und Ersatzhaken sind diesmal an Bord, auch eine neue Tasche für die improvisiert geflickte Stange. Über Norddeutschland sind starke Regenfälle am Nachmittag angesagt, also ist Eile angeraten. Das Regenradar sieht beim Aufbruch noch völlig harmlos aus. Als ich am Wasserkrüger Weg ankomme, regnet es bereits recht heftig. Als ich auf dem Weg bin, donnert es laut hörbar. Ich brauche ein wenig Zeit, bis ich die Sonde wieder lokalisieren kann, denn das inzwischen voll entwickelte Laub im Unterholz versperrt die Sicht. Im Laufe der Suche hört der Regen auf und es kommt sogar die Sonne heraus. Aber das Donnergrollen wird immer lauter. Ich erwäge mehrfach, das ganze abzubrechen, denn viel Zeit bleibt nicht bis zum Eintreffen des Unwetters, und ich hantiere ungern mit langen Stangen bei Gewitter in einem Wald mit hohen Bäumen. Ich klebe mit Tape eine Carbonspitze von einer Otwo-Stange an die Spitze, um noch etwas Reichweite zu gewinnen. Aber auch damit ist es eine Aktion an der Grenze der Möglichkeiten einer Stangenbergung. Es ist schwierig, die schwingende Stange mit der Schnur so in Kontakt zu bringen, dass der Haken an der Spitze sich in der Schnur verfängt. Erst nach mehreren Anläufen gelingt es...

 

In dem Moment, als ich das Auto erreiche, beginnt es stark zu regnen. Aber so richtig heftig wird der Starkregen erst bei der Heimfahrt. Die Straße ist eine Wasserfläche und die Sicht ist sehr begrenzt. Die Autos fahren auf einer Tempo-100-Landstraße nur noch 40-50kmh, einige flüchten sich sogar unter eine Brücke. Ich bin heilfroh, als ich sicher in Schmalenbeck ankomme.

 

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Samstag, 18. Mai 2024

Überraschungsstart in Lüneburg

Sondentyp: DFM17
SN:
21(334)065710

Frequenz: 403.709
Timerkill: keine
Startstation:
Lüneburg (WMOID:-)
Produktionsdatum: 2021-11-30
Flugdatum: 16.5.2024 12:10-13:57Z
Track Wettersonde.net - Sondehub-Mix
Maximale Höhe: 16937m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.91 m/s 
Landegeschwindigkeit: 5.6 m/s
Landestelle: Iserbrook
LAT, LON:
53.5771, 9.80373 Google Maps
Status: Lokalisiert am 16.5.2024, 14:30UT. Geborgen von Anwohnern 17.5.2024.

Methode: GPS-Decodierung mit TTGO (RDZsonde). 

Sondenstarts von der Theodor-Körner-Kaserne in Lüneburg sind nicht allzu häufig. Meist werden an einem Tag 1-2 Gespanne im Manöversondenstil gestartet, manchmal als Vorboten für massenhafte Starts bei Manövern auf den Truppenübungsplätzen im Raum Munster und Bergen. So ist es auch am 16.5.. Die Sonde erreicht die typische Höhe von über 16000m und schwebt danach am Fallschirm Richtung Hamburg. Eine ganze Weile liegt die Landeposition nördlich von Wedel bei Holm. Ich bin zu dem Zeitpunkt an meinem Arbeitsplatz in Klein Flottbek. Ich habe nach hinten heraus zu wenig Zeit, so dass mir das deutlich zu weit ist. Aber dann verkürzt sich die Reichweite der Sonde in den Prognosen immer mehr. Im Endanflug liegt die vorhergesagte Landestelle phasenweise nur 200 Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt, unweit des bekannten Kaffee-Knipps am S-Bahnhof Flottbek. Ich renne aus dem Institut, nur mit einem schlechten Fernglas und einem TTGO bewaffnet, in der festen Erwartung des Erlebnisses einer Live-Landung. Leider weht ein böiger Ostwind die Sonde dann doch 4km zu weiter bis Iserbrook.

 

 Auf dem S-Bahnhof Flottbek läuft gerade die S-Bahn nach Wedel ein. 3 Stationen weiter verlasse ich die S-Bahn. Schon am S-Bahnhof Iserbrook habe ich wieder Empfang: Und offenbar liegt die Sonde nicht am Boden. 


Von der Straße aus ist nichts zu sehen. Ich klingel an einer Tür und erkläre den Bewohnern die Lage. Sie kommen gleich mit und sind auch wissbegierig. Auch unter der Tanne ist nichts zu sehen. Irgendwann kann ich die im Sonnenlicht glänzende Schnur erkennen, die aus dem Wipfel der Tanne über 2 Grundstücke in eine 30m entfernte Buche zielt. Und dann sehe ich in der Tanne, ca. 8m hoch, die DFM17 baumeln. 

Ich habe aber keine Stange dabei (never leave home without it). Leider muss ich auch zurück zur Arbeit, und danach habe ich auch noch einen Termin in Barmbek. Wir tauschen aber Telefonnummern aus, und ich verspreche, am kommenden Nachmittag mit einer Stange wiederzukommen. 

Am kommenden Tag nehme ich eine 14m Otwo-Stange mit zur Arbeit. Als ich mich am fortgeschrittenen Nachmittag auf den Weg mache, erhalte ich eine Whatsapp: 





Wie er mir später erzählte, ist er tatsächlich aufs Dach geklettert, hat die Sonde mit einem abenteuerlichen Konstrukt aus Gartenstange und Reinigungsbürste geangelt und bei der Gelegenheit gleich noch die Dachrinne gereinigt. Er will mir aber, wie ein Telefonkontakt ergibt, die Sonde geben. Also fahre ich hin, diesmal mit Stange. 

Wir sehen uns gemeinsam die Lage nach der Bergung an. Drüben hängt der Fallschirm natürlich jetzt in einer Astgabel fest. Die Schnur verläuft immer noch in luftiger Höhe, offenbar sind nur die untersten 8 Meter abgerissen. Es gelingt mir, mit der Stange die Schur einzuhaken. Der Fallschirm hängt aber sehr, sehr fest. Die Schnur reißt vermutlich direkt am Abroller, immerhin konnten wir sie somit aus der Umwelt entfernen. 

Wir versuchen noch, ob man den Schirm von anderen Standorten im dichten Laubdach besser sehen kann, allerdings ohne Erfolg.

Irgendwann verabschiede ich mich von dem freundlichen Sondenberger, suche noch einen örtlichen Supermarkt für ein paar Einkäufe auf und fahre dann vom Bahnhof Sülldorf heimwärts.

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Dienstag, 14. Mai 2024

Thermik und eine halbe Live-Landung

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
V2930796a
Produktionsdatum: 2023-07-19
Frequenz: 402.7 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Sasel
(WMOID:10141)
Flugdatum: 13.05.2024, 12:00Z, Startzeit 10:45UT
Track
: wettersonde.net

Maximale Höhe:
25636
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.19m/s

Landegeschwindigkeit:
-3.2m/s

Landestelle: Pinneberg (Eggerstedt) 
LAT, LON:
53.63429, 9.80031, Google Maps
Status:
Geborgen am 13.5.2024, 14:50UT. Gemeinsame Bergug mit Jan.

Methode:
Lokalisiert mit Sonden-GPS (TTGO, RDZsonde). 

 

Am Montag, den 13.5.2024 startet Sasel unerwartet eine RS41. Sie erreicht die nominelle Höhe von 25-26km und schwebt dann mit einem gut funktionierenden Fallschirm zu Boden. Es ist kaum Bewegung in der Atmosphäre, so dass die ersten Prognosen eine Landung im Schanzenviertel nahelegen. Bei klarem blauen Himmel ist es aber recht warm, so dass die Thermik klar mitspielt. Das verlängert die Landestrecke. Ich schnappe mir mein Faltrad und fahre drei S-Bahn-Stationen bis Bahrenfeld. Von dort müsste man die Landeposition leicht mit dem Rad erreichen können. Ich setze mich auf eine Bank am Bahnsteig und verfolge die Lage. Der Landepunkt verschiebt sich nach Nordwesten. Als die Sonde 6500m Höhe erreicht hat, steht der Landepunkt schon seit  5 Minuten wie angewurzelt auf die Kreuzung Elbgaustraße/Farnhornweg fixiert. Das ist von der Linie S1 erreichbar, aber etwas weit.  Ich springe in einen Zug nach Altona und steige in die S3 nach Pinneberg. Man sollte den Landepunkt vom Bahnhof Elbgaustraße und 1km Radfahrt leicht erreichen können, und zwar deutlich vor der Landung! Eine Live-Landung mit dem Rad erscheint plötzlich machbar.

Das übliche S-Bahn-Chaos verzögert die Ankunft. Als ich Elbgaustraße aufs Rad steige, sieht es so aus, als ob die Sonde bereits deutlich vor dem erwarteten Landepunkt in den Volkspark plumpst. An besagter Kreuzung hat man eine wunderbare Rundumsicht. Inzwischen hat sich die Landestelle auf meine unmittelbare Umgebung verschoben. Noch ist die Sonde in 700m Höhe über dem nahen Friedhof. Endlich sehe ich neben dem bei kristallklarem Himmel deutlich erkennbaren Mond den weißen Punkt des Fallschirms.

 


 

Im 10X50 Fernglas ist auch die Sonde erkennbar. Da der Glanzwinkel perfekt getroffen ist, leuchtet zwischen Sonde und Schirm die Schnur hell auf. Die Sonde fliegt aber etwas weiter als vorhergesagt. Ich schwinge mich aufs Fahrrad fahre hinterher. Aber was ist das? Sie wird kleiner? Klettert sie etwa in der Thermik? Tatsächlich lässt sich das in den Daten eindeutig später eindeutig nachvollziehen.

 

Die verschiedenen Landevorhersage versagen komplett oder gehen ins zentrale Schleswig Holstein! Als die Sonde wieder konstant am Fallschirm zu sinken beginnt, ist das Landegebiet bis nach Pinneberg verschoben. Die Geschwindigkeit über Grund beträgt immer noch über 30kmh, da komm ich mit dem Rad nicht hinterher. Da  ich das Gespann noch vor der Landung aus den Augen verliere, ist das allenfalls eine halbe Live-Landung. Ich entscheide mich zu einer Rückkehr zum Bahnhof Elbgaustraße. Ich springe in den Zug nach Pinneberg, klappe wegen der Sperrzeit mein Rad zusammen. Die Sonde landet am südliche Rand von Pinneberg bei Eggerstedt, nur 2 Fahrradkilometer vom S-Bahnhof Thesdorf entfernt. Die Landestelle liegt auf einer Wiese mit hohem Gras. Da ahnt man ca. 40m von der Straße entfernt etwas Weißes durch die Vegetation hindurchschimmern. Das wird wohl der Schirm sein. Der TTGO zeigt auch Koordinaten auf der Wiese, und die passen zu der Fallschirmposition. 

Ich kette das Fahrrad an ein Verkehrsschild, finde einen Übergang auf die Wiese und laufe auf den Fallschirm zu. Von der Wiese aus sieht man ihn nicht, weil er zu tief in der Vegetation verborgen ist. Aber ich habe mir die Richtung gemerkt und werde nicht enttäuscht.

 

Die Schnur zielt auf einige Knickbüsche.Ich spule sie wie üblich auf den Abroller. An den Büschen angekommen wird deutlich, dass die Schnur auf den letzten Metern über den Wipfel des Busches herüber verläuft und dahinter verschwindet. 

 


 

Ich laufe um den Busch herum, in der Hoffnung, dort die Sonde zu finden. Ohne jeden Erfolg.  Also hängt die Sonde irgendwo unsichtbar im Busch. Das ist bitter, den vor allem auf der Sondenseite versperrt ein dichtes Brombeer- und Brennessel-Gestrüpp den Zugang. 

Noch etwas fällt auf: Etwas 30m südlich steht eine männliche Person, die gewiss nicht zum Pilzesuchen dort ist, zumal sie einen Handempfänger dabei hat. Wir kommen sehr rasch in ein angenehmes Gespräch. Jan ist auf dem Weg zu seiner ersten Sondenbergung.  Wir versuchen es noch einmal von der anderen Seite des Busches. Hier sind auch Brombeeren, aber lange nicht so viele. Irgendwann sehe ich die Sonde direkt am Fuß des Busches ca. 10cm über dem Boden an der Schnur hängen. Jan hat ein Taschenmesser zur Hand und kann den Rest der Schnur aufwickeln. 


 

Er nimmt natürlich die Sonde mit nach Hause. Auch hat er viele Fragen zu TTGOs, Sondenjagd im Allgemeinen und Speziellen und zum Eintragen in Radiosondy, und da kann ich ihm da natürlich weiterhelfen. Er wird natürlich auch sofort Mitglied unserer Whatsappgruppe. Das wird gewiss nicht seine letzte Radiosonde sein. Er ist auch auf zwei Rädern unterwegs, und zwar mit einem Motorroller. 

Nach einem netten Radiosondenjäger-Schwätzchen trennen sich unsere Wege. 

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