Am 24.9.2024 startet der Truppenübungsplatz Bergen in kurzen Abständen DFM17 Radiosonden, die Richtung Hamburg fliegen. Ich kann zunächst nicht mittun. Die Landestellen verschieden sich aus dem Raum Bad Oldesloe über die Region im Duvenstedter Brook. Dann landet eine Sonde in Sasel. Ich bin noch beruflich eingespannt, kann aber meinen frisch erworbenen Antennenvorverstärker einem improvisierten Test auf der Büro-Fensterbank unterziehen.
Das Ding behebt effektiv die relative Blindheit der TTGOs im Vergleich zu SDR-Sticks. Ich kann die Landung in Sasel einfach mitschneiden und sogar vom Handy aus ohne große Probleme erstmals Daten in wettersonde.net einspeisen. Das obwohl die Antenne und die Empfangsbedingungen suboptimal sind.
Diverse Sonden werden bereits eingesammelt, wie ich auf der Whatsappgruppe verfolgen kann. Eine landet auf einer Bullenwiese. Die Bullen spielen mit dem Ding herum, und erst, als sie sich 300m weit wegbewegen, kann Klaus hinlaufen und die Sonde bergen.
Ich beschließe irgendwann am frühen eine Tour nach Sasel, um die dort die Sonde im Wohngebiet einzusammeln und mich im Falle weiterer Landungen selber ins Getümmel zu stürzen. Schon sitze ich in der S-Bahn nach Poppenbüttel. Die erste Landestelle ist nicht weit vom Bahnhof entfernt.
Sondentyp: DFM17
SN: 21(322)063752
Frequenz: 403.47Mhz
Timerkill: keine
Startstation: Bergen (Manöver) (WMOID:-)
Produktionsdatum: 18.11.2021
Flugdatum: 24.9.2024 8:00-9:40Z
Track Wettersonde und eigene Daten
Maximale Höhe: 16584m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.75 m/s
Landegeschwindigkeit: 4 m/s
Landestelle: Sasel LAT, LON: 53.40018,10.711855 Google Maps
Status: Geborgen am 24.9.2024, 12:23UT
Methode:GPS-Decodierung mit TTGO (RDZsonde)
Ich passiere auf dem Weg tatsächlich die DWD-Dienststelle Sasel, einem Startplatz für Radiosonden. Mein TTGO empfängt die Sonde wieder. Die Sonde liegt offensichtlich an einem Einfamilienhaus. Die Besitzerin ist im Garten, und ich spreche sie an. Sie und ihr Mann haben die Sonde auch schon entdeckt und sind ein wenig geschockt, zumal es keine Warnung in den Medien gegeben habe. Auch macht sie sich Sorgen, dass die Schnur möglicherweise die Solarmodule auf dem Dach beschädigen könnte. Ich kann einiges erläutern. Die Sondenbergung ist natürlich einfach:
Die Schnur geht über das Hausdach und verschwindet auf einem Nachbargrundstück. Die Besitzerin kennt die Nachbarn, und wir können die Schnur nach Abschneiden der Sonde über das Dach ziehen und somit alles bergen.
Am Ende stellt sich heraus, dass sie ca. 10 Jahre vor mir in Hamburg Biologie studiert und dann ihr ganzes Arbeitsleben als Biologielehrerin gewirkt hat. Wir haben ein längeres, sehr tiefgehendes Gespräch über alle möglichen Aspekte der Biologie in Schule und Universität.
Danach muss ich mich erst einmal über die aktuelle Sondenlage informieren. Es stellt sich heraus, dass gleich um die Ecke soeben eine weitere Manöver-DFM gelandet ist.
Sondentyp: DFM17
SN: 21(322)063704
Frequenz: 403.47Mhz
Timerkill: keine
Startstation: Bergen (Manöver) (WMOID:-)
Produktionsdatum: 18.11.2021
Flugdatum: 24.9.2024 11:00-13:00Z
Track Wettersonde
Maximale Höhe: 17549m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.35 m/s
Landegeschwindigkeit: 1.9 m/s
Landestelle: Sasel LAT, LON: 53.65185,10.13003 Google Maps
Status: Geborgen am 24.9.2024, 13:41UT
Methode:GPS-Decodierung mit TTGO (RDZsonde). Bergung gemeinsam mit Klaus
Also schwinge ich mich aufs Rad und fahre hin. Es stellt sich heraus, dass die Sonde nicht im Wald, sondern wieder auf einem Einzelhaus-Grundstück niedergegangen ist. Neben mir hält ein Kombi. Klaus ist zwar Mitglied der Whatsappgruppe, wir kennen uns noch nicht persönlich. Wir machen uns gemeinsam auf die Suche. Klaus hat sogar den Schirm aus der Ferne gesichtet.
Die Nachbarin der Besitzer, die nicht vor Ort sind, geht mit uns auf das Grundstück. Sie hat die Landung live beobachtet. Die Sonde liegt wieder abholbereit auf dem Rasen, und Klaus kann mit seiner Otwo-Stange Schirm und Ballonrest aus dem Baum ziehen.
Danach beratschlagen wir die weitere Lage. Die nächste Sonde ist im Anflug. Noch ist die Landeprognose unsicher, und beschließen abzuwarten. Am Ende liegt die vorhergesagte Landestelle nur 1.5km entfernt. Wir halten es für sinnlos, mein Faltrad in Klaus Auto zu packen, und so ich radle los. "Wir sehen uns gleich an der Landestelle". Insgeheim hoffe ich auf eine Live-Landung.
Sondentyp: DFM17
SN: 21(322)063776
Frequenz: 403.47Mhz
Timerkill: keine
Startstation: Bergen (Manöver) (WMOID:-)
Produktionsdatum: 18.11.2021
Flugdatum: 24.9.2024 12:30-14:38Z
Track Wettersonde
Maximale Höhe: 18411m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.27 m/s
Landegeschwindigkeit: 2.8 m/s
Landestelle: Sasel LAT, LON: 53.63532,10.11979 Google Maps
Status: Geborgen am 24.9.2024, 15:11UT
Methode:GPS-Decodierung mit TTGO (RDZsonde). Bergung gemeinsam mit Klaus
Das wird nichts. Die Sonde fliegt doch wesentlich kürzer als gedacht, so dass ich etwas weiter radeln muss als gedacht. Und in den engen Straßen mit ihren Baustellen staut sich die Blechlawine. Ich kann zwar per Slalomtechnik und durch Ausweichen auf Gehwege vorankommen, dafür bin ich langsamer als Klaus. Am Ende treffen wir zeitgleich an der Landestelle ein - wenige Minute nach der Landung. Die Position liegt diesmal AUF einem Haus.
Der nette Besitzer begleitet uns auf die andere Seite des Hauses. Da erkennen wir - nichts. Da die Grundstücksgrenze und eine Hecke direkt an der Hauswand verlaufen, haben wir auch keine Sicht auf das Dach. Auf der anderen Seite des Hauses kann ich die Schnur sichten, die vom Dach in Richtung Nachbargrundstück verläuft. Dort vermuten wir den Fallschirm.
Der Besitzer kennt eine Stelle auf der Straße, von der wir aus einiger Distanz auf sein Dach schauen können. Und tatsächlich: Direkt neben einem Schornsteinrohr steht die Sonde aufrecht in der Regenrinne. Wir erkennen auch die Schnur, die hinter dem First verschwindet.
Wir diskutieren das weitere Vorgehen. Sollen wir die Schnur mit der Stange greifen und die Sonde über das Dach ziehen? Zu groß ist die Gefahr, dass sie am First hängen bleibt. Der Hauseigentümer schlägt vor, dass wir seine lange Leiter benutzen. Bevor wir das machen, sollten wir lieber doch versuchen, die Sonde mit der Stange und entsprechend umgebogenen Drahthaken aus der Dachrinne zu fischen, denn das Aufbauen der Leiter auf dem schmalen Streifen zwischen Hauswand und Hecke dürfte komplex werden.
So fange ich an, ein wenig in der Regenrinne herumzufischen. Das ist wegen des steilen Winkels nicht einfach. Da wir die Sonde und das Dach nicht sehen können, erfolgt dieser Versuch einer Upside-Down-Stangenbergung im Blindflug, Klaus kann besser erkennen, wie mein Haken relativ zum Dach und zur Rinne orientiert ist. Die ersten Versuche sind frustrierend. Dann habe ich mehrfach das Gefühl, mit dem Draht an ein Hindernis zu stoßen. Das dürfte die Sonde sein. Aber ich kann nichts einhaken.
Klaus geht kurz weg, um nach der Leiter zu gucken, während ich weiter mein Glück versuche. Da habe ich plötzlich den Eindruck, dass sich der Haken an der Spitze der Stange jetzt an dem Hindernis verfangen hat. Ich kann jedenfalls die Stange nicht mehr ohne Widerstand in irgend eine Richtung bewegen. Vorsichtiges Ziehen und Heben bringt die Sonde ans Licht!
Nach dem Abschneiden der Sonde kann ich die Schnur problemlos über das Dach ziehen. Drüben erkunden Klaus und unser Hausbesitzer bereits die Lage am Fallschirm auf dem Nachbargrundstück. Ich kann nichts sehen, nur hören. Die Nachbarin versorgt die beiden gerade mit leckeren Äpfeln aus eigender Ernte. Als ich meinen Kram soweit zusammengerafft habe und auch nach drüben gehe, kriege ich auch sofort einen Apfel - und der ist extrem lecker. Auf dem Baum macht es sich die Katze des Hauses gerade gemütlich - Idylle pur!
Mit der Stange kann ich nach einigen Fehlversuchen auch den Fallschirm greifen, so dass wir das dritte Gespann in Folge komplett bergen können.
Foto: Klaus |
Wir verabschieden uns von den netten Bewohnern. Immer noch sind Manöversonden unterwegs. Die Landestellen verschieben sich allmählich nach Südosten Richtung Bergedorf und später an den Rand der Göhrde. Genug für heute! Wir fahren heimwärts. Klaus braust Richtung Kaltenkirchen davon, während ich den S-Bahnhof Wellingsbüttel ansteuer.
Alle drei Landestellen - Klaus hat noch zwei weitere Sonden geborgen - lagen in einem Umkreis von 1.5km in Sasel. Auf der 10km langen Tour mit dem Fahrrad bin ich zudem noch an einer der klassischen DWD-Startstationen vorbeigeradelt. Was für ein Tag!
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier
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