Heute flog die Schleswiger 12Z-Radiosonde ( M2043581) von Nordwesten auf Hamburg zu. Der Predictor sagte voraus, dass das Teil auf Höhe Norderstedt schnell nach Osten abgetrieben werden würde und dadurch in Reichweite meiner Balkonsternwarte gelangen würde.Also wurde nach der Jupiteraktion am Morgenhimmel das Fernrohr sorgsam vorfokussiert und in Home Position geparkt. Und kurz vor 12Z war wieder alles vorbereitet. Yagiantenne und RTL-SDR konnten die Sonde, sobald sie um die Dachkante kam, einwandfrei empfangen, und Sondemonitor verriet mir wie üblich Azimut und Höhe. Ich hatte das Ding auch schnell im Sucher und auch im Gesichtsfeld des 38mm Kuhaugen-Okulars (65X). Mit freiem Auge war sowohl Radiosonde als auch sehr hell beleuchtet - Oppositionseffekt! - der Ballon zu sehen. Der sah aber merkwürdig aus, so ein flatterndes Etwas. Ein Blick auf Sondemonitor verriet, dass es bereits wieder rapide abwärts ging. Der Ballon war schon in 27500m Höhe geplatzt - aber nicht wie häufig in 1000 Stücke. Was da flatterte war offenbar ein riesiger Ballonrest. Ich versuchte noch, das Okular gegen die Kamera zu tauschen - aber leider ohne Erfolg. Dann baute ich rasch alles Optische ab und packte schon mal meine Sachen. Denn die Sonde hatte eine sehr hohe Fallgeschwindigkeit, der Fallschirm war weitgehend unwirksam. Daher rechnete ich mit einer Landestelle in S-Bahn-Reichweite - sehr passend zu den kurzen Tagen derzeit. Währenddessen zeichnete SondeMonitor brav alles auf.
Ich hatte die Sonde bis in eine Höhe von 104m erfasst. Das erwies sich als wesentlich. Denn die Sonde wechselte unmittelbar vor der Landung zweimal die Richtung um 90 Grad und flog statt Richtung SW auf dem letzten Stück ihrer Reise nach NNO.
Nur mit der Bremer Radiosondenseite wäre es heute schwieriger gewesen, denn die zeigt den letzten Schlenker nicht. Der Einschlagpunkt war unweit vom S-Bahnhof Moorfleet. Die nächste S-Bahn in die Richtung war meine, und in der Bahn konnte man ein wenig die Aktion vor Ort vorplanen.
An der Bahnbrücke Moorfleet war die Sonde gut zu empfangen, aber leider gelang es mir nicht, ihr GPS-Positionen mit Zilogs 2D-Decoder zu entlocken. Irgendwas mach ich gerade falsch - denn der Decoder spuckte auch mit dem Mitschnitt der Landephase nix aus. Also hilft nur peilen! Das Gelände war eine allgemeine Industriebraache mit zugeschütteten Fleeten und Gewerbegebieten, hohen Lagerhallen, Bürohäusern, Zäumen. Westlich vom Ikea. Zuerst war der Plan, von Norden her zu peilen, aber da war ein hoher Erdwall und kein Empfang. Und zwischen mir und der Sonde ein Spülfeld ("Vorsicht, Lebensgefahr"). Also gehts nur von Süden. Habe mich an die extrapolierte Position gehalten und stand am Ende vor einem großen LKW-Parkplatz - offenbar ein Logisttikunternehmen. Der lange schlauchförmige Parkplatz führte 200m Richtung erwarteter Landeposition. Vor dem Tor ein Peilversuch mit dem letzten Tropfen Akku-Power. Jawoll: Das Signal war nicht sehr stark - aber die Richtung, in der der Parkplatz orientiert war, zeigte optimal auf die Signalquelle. Das macht Mut, obwohl letzte Zweifel bleiben. Peilen zwischen LKWs in Häuserschluchten ist nicht sehr sicher.
Das Tor war offen. Da hing diese Überwachungscam. Weit und breit war aber niemand, den man hätte fragen können (Samstag eben), und da war auch keinerlei Verbotsschild. Also fühlte ich mich herzlich eingeladen. Peilen konnte ich nicht mehr, Recherakku alle. Die Richtung war ohnehin klar. Also Augen aufgesperrt. Wer beschreibt meine Freude, dass nach ca. 150 Metern zwischen 2 LKWs sich folgender Anblick bot:
Yess. Es ist erstaunlich, wie sich bei bei wenig Bodenwind eine 30m lange Schnur in sich selbst aufzwirbelt und komplett verschwindet. Hatte ich neulich schon mal bei der Radiosonde in Ahrensburg. Der Fallschirm lag in der Ballonhülle - fein säuberlich zusammengefaltet. Ungewöhnlich. Normalerweise tragen die SGP-Sonden an der Programmier-Klappe eine Seriennummer, diese aber nicht. Öfter mal was Neues. Hatte auch schon mal eine Schleswiger Sonde ohne gelben Label.
Fazit: Mein erster Wetterballon, den ich am Himmel teleskopisch gesehen und dann am Boden eingesammelt habe. Jetzt fehlt nur ein Auffinden eines Ballons nach fotografischer Beobachtung am Himmel.