Am 5.6. sah man auf der Bremer Seite eine DFM09 über dem
Hamburger Hafen. Ein Blick auf das Hafen-Schiffsradar zeigte mal wieder an der
üblichen Stelle die Atlantic Sail, eines der Containerschiffe, von denen aus Radiosonden
aufsteigen.
Ich hatte auf Arbeit keine Zeit zur Verfolgung der Landephase durch
eigenen Empfang. Die Bremer Vorhersage sah aus 324 Metern Höhe die Landestelle
auf einer Wiese bei Neu-Wulmstorf. Die Google Maps Satelliten-Darstellung ließ auf eine
problemlose Wiesenbergung hoffen. Insbesondere, wenn man so rechtzeitig
erschien, dass die Sonde noch sendete.
Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit habe ich zuhause
die Stange aus dem Rucksack geschmissen, Rechner, Antenne und RTL-SDR
eingepackt, das Faltrad geschultert, um die S-Bahn nach Neu-Wulmstorf zu
besteigen. Dort wurde in die Pedale getreten, und es ging es rasch zur Landestelle. Die sah aber
völlig anders aus als auf Google-Maps! Der Feldweg führte auf einen riesigen
Erdwall hin, davor stand ein Bauzaun mit Verbotsschildern. Dahinter befand sich
eine riesige tiefe Grube mit einer riesigen Wasserfläche – auf der zu meinem
Erstaunen ein ausgewachsener Schwimmbagger (Marke Elbvertiefung) dahindümpelte und
Krach machte! Empfang der Sonde vor Ort: Null. Meine erste Idee: Diese Sondenbergung
war buchstäblich ins Wasser gefallen. Richtung
Norden knickte der hohe Erdwall ab. Dort drehte „Bauer Harms“ auf einer Wiese
seine Runden mit seinem Trecker und wendete das Heu. Um nach getaner Arbeit fluchtartig
die Szene zu verlassen. Der hatte wohl Feierabend.
Im Schatten eines Baumes wurde erst einmal die Lage
durchdacht. Wo genau war die Sonde, wenn man sie überhaupt noch finden konnte? Es
gab gutes 4G-Netz. Die Landegegend auf Google Maps: Wiese. Die Landegegend auf
der SAT-Ansicht der Bremer Seite: erste lokale Erdarbeiten. Die Landestelle auf
Google Earth: Grube fertig, Erdwall gut sichtbar und das Innere geflutet! Und
da wurde klar: Die Bremer Vorhersage lag eben nicht auf diesem hoffnungslosen
Gelände, sondern gerade eben noch eben auf „Bauer Harms“ frisch gewendeter
Wiese. Wenn die Sonde nicht aus Versehen ein paar Meter weiter geflogen war,
gab es noch Resthoffnung.
Obwohl die Zeit knapp wurde – ein Vereinstermin in der Stadt
rief - beschloss ich, einfach mal nachzugucken. An der Bremer Vorhersage lag
etwas Weißes im frisch gewendeten Heu: Plastikmüll. Ich wollte gerade aufgeben
und weggehen, da sah ich noch einen kleinen weißen Fleck im Heu.
Sicherheitshalber wurde auch dieses Objekt erkundet. Beim Näherkommen war die
charakteristische Form einer DFM09 evident. Bei genauerem Hingucken wurde aber
deutlich, dass nur der hintere Styropor-Deckel des Gehäuses und die
Kunststoffverkleidung noch vorhanden waren. Der Rest – inklusive Ballonrest,
Schnüren und Sondenelektronik – waren nirgends zu erkennen.
Offenbar hatte der
Bauer das Ding mit der Wendemaschine zerlegt und die meisten Teile mitgenommen
– aber aus irgendeinem Grund aber die Hülle und den Gehäusedeckel liegen lassen. Sehr merkwürdig.
Aber das erklärte, warum es keinen Sondenempfang mehr gab, und zeigte, dass die
Bremer Prediction auf ca. 50m genau stimmte.
Gegen 18:00 war ich wieder am Bahnhof in Neu-Wulmstorf. Ich
konnte noch sehr bequem meinen Termin in Allermöhe um 19:30 erreichen.
Ach so, ich habe beschlossen, dass Ding als Sondenfund zu
werten, weil ja immerhin minimale Teile der eigentlichen Nutzlast eingesammelt
wurden.