Sonntag, 5. August 2018

Eine späte Kaltsondensuche im Wohngebiet...

... ist nicht so einfach.

Sondentyp: RS41-SGP
SN: N2220581
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 1.8.2018 12Z
Track Bremen  Track eigene Daten
Landestelle LAT LON: 53.49023 10.350751 Dassendorf  Google maps
gefunden am:  5.8.2018, 18:00 

Die Bergener Abendsonde N2220581 des 1.8.2018 hatte einen Killtimer von 4h20m eingestelllt. Sie landete bei Dassendorf, wo bereits Jürgen Wruck die Abendsonde des Vortage, N2220577, im kalten Zustand auf Grund der Vorhersage bergen konnte. Diesmal konnte ich die Landung bis in eine GPS-Höhe von 162m mitschneiden, das entspricht einer Höhe von weniger als 50 Metern über Grund. Sowohl die Bergener Vorhersage (aus 477m Höhe) als auch meine sahen die Landestelle in einem Gestrüpp westlich des Kreuzhornweges, direkt in der Einmündung zur Bundesstraße,  in der Dassendorfer Siedlung.  Jürgen erhielt natürlich meine Koordinaten, aber weder er noch ich würden vor dem Zuschlagen des Killtimers die Landestelle aufsuchen können.

Jürgen war aber morgens um 10 Uhr vor Ort und ging die ganze Region ab. Er schrieb: "Nix. Entweder bereits aufgenommen, oder unsichtbar im Baum. Dann warte ich eben auf die nächste Sonde." Er berichtete auch, dass besagtes Gestrüpp ziemlich undurchdringlich und zudem eingezäunt war. Und der Rest war ein unübersichtliches Gebiet mit Einzelhausbebauung mit Zäunen, Hecken und Sichtblenden.

Der heftige Sondenschwall aus Bergen hatte micht ziemlich in Trab gehalten, und ich hatte kaum Zeit, mir die einzelnen im Hamburger Raum niedergegangenen Sonden genauer anzugucken. Erst am 4.8.  sortierte ich mal die Liste der Sonden und verschaffte mir einen Überblick, was alles wo gelandet war und wer wann was gefunden bzw. vergeblich gesucht hatte. Während ich das tat, erhielt ich eine fröhliche Whatsapp von Sondenjäger Uli alias Asohen aus Buchholz, der gerade N2220565 (30.7., 6Z)  bei Sprötze aus dem Wald geholt hatte. Bodenlandung, offenbar ganz easy.

Beim Blick auf meine Daten von N2220581 fiel auf, dass die Sonde auf den letzten Metern eine gewisse Drift nach Osten gegenüber den Prognosen zeigte. Das würde die Landestelle möglicherweise ein wenig auf die andere Straßenseite verlagern, also eher ins Wohngebiet.  Wer weiß, vielleicht geht da trotzdem noch was, vor allem, wenn sie etwas weiter geflogen sein sollte. Allerdings nur abends, weil  vorher das Wüstenklima Outdooraktivitäten zur Qual macht. Viel Bewegung war nicht erforderlich, weil die Bushaltestelle "Dassendorf Heidkoppelweg" direkt an der Landstelle lag. Ich beschloss spontan hinzufahren, mich umzuschauen und zurück zu fahren. Zwischen den Bussen war eine Stunde Zeit, das müsste reichen. Über irgendwelche Erfolgsaussichten machte ich mir keine Illusionen.

Eine positive Überraschung war, dass die Strecke vom Hauptbahnhof nach Bergedorf für mich die erste Fahrt mit einem brandneuen Typ von S-Bahn-Wagen war. Und der hat etwas absolut Revolutionäres: Eine Klimaanlage. Eine solche hatte auch der Bus von Bergedorf nach Dassendorf.

Ich kam sehr schnell zu dem gleichen Schluss wie Jürgen: Da wird nix gehen. In den ordentlichen Gärten war das Ding bestimmt schon abgeräumt, und in dem Gebüsch war auch mit Fernglas nichts zu sehen. Mehrfach sprachen mich Bewohner an, die mich wohl irgendwie verdächtig fanden, denen man das Ansinnen aber zumeist erklären konnte.

Irgendwann gab ich auf, zumal der Bus in wenigen Minuten kommen würde. Da sah ich, dass am Zaun gegenüber der Bushaltestelle ein jüngerer Mann stand, dem offensichtlich das Grundstück gehörte. Fragen kostet nichts. "Tschuldigung, hier ist vor 3 Tagen ein Wetterballon runtergekommen, wissen Sie was darüber ?" Die Antwort: Ein etwas einsilbiges "ja". Was??? Hatte der eben "!!JA!!" gesagt? Bevor ich nachfragen konnte, fragte er nach, um sicher zu gehen, dass er das selbe Ding meinte wie ich. "Ich dachte, das wäre ein Kinderspielzeug". Dass der Bus jetzt weg war, war egal. "Haben Sie das noch?" Er meinte "Moment", verschwand, und kam mit einem großen roten Schirm, Abroller und Ballonrest wieder an den Zaun. "Bitteschön". Ich musste ihm Sinn und Zweck des Geraffels erklären und beschrieb ihm die Radiosonde. Nein, sowas hätte er nicht gesehen, das könnte aber ohne weiteres beim Nachbarn liegen. Ich durfte mir inzwischen seinen Garten angucken,  er und ein Mitbewohner  erwiesen sich als superfreundlich und interessiert. Sie zeigten mir, wie das Gespann auf dem Rasen lag, dass die Schnur auf das Nachbargrundstück reichte und dass beim Aufrollen der Schnur etwas abgerissen war. Alles, was sie sagten, machte komplett Sinn, wenn man die Größe eines RS41-Gespanns und die Windrichtung kannte. In der Hecke zum Nachbarn hing keine Sonde fest, und sie war auch so dicht, dass man nicht durchgucken konnte. Also beschloss ich, beim Nachbarn zu klingeln. Da ging jemand an die Tür, traute sich aber nicht, aufzumachen oder sonstwie mit mir zu kommunizieren. Dafür kam aus dem Garten hintenrum der Grundstücksbesitzer in den Vordergarten - und zwar mit einer RS41 in der Hand. Auch er superfreundlich. "Ich hab eben Ihr Gespräch mit dem Nachbarn gehört. Sammeln Sie sowas? Klar, können Sie haben. Zahlen die Wetterstationen dafür einen Finderlohn?" "Nö." "Wolln Sie auch noch diesen Zettel, der dabei war?" Wie üblich musste ich ihm alles erklären. Verabschiedung mit Handschlag,  und konnte mit meiner Beute abziehen.
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Der Abroller hatte übrigens erneut nur einen Teil der Schnur freigegeben. Der Temperatursensor ist beschädigt, wahrscheinlich bei dem Versuch, die Sonde aufs Nachbargrundstück zu ziehen.


Ich musste noch eine geraume Zeit breit grinsend auf den Bus warten, um dann die (weniger kommod temperierte weil im Standard-S-Bahn-Wagen stattfindende) Heimreise anzutreten.

Und hier mal die Liste des Bergener Sondenschwalls

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Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier