Sondentyp: RS41-SGP
SN: P3620553Frequenz: 402.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Schleswig (WMOID:10035)
Flugdatum: 10.07.2019 12:00Z
Track Wetterson.de
Landestelle Duvenstedter Brook LAT LON:53.730585,10.176274 Google Maps
Status: Gefunden, Landestelle lokalisiert Tawhiri-Prediction nach radiosondy.info Daten (danke, Bernd)
Ein paar Piepsignale auf meinem Handy. Auf unserer Whatsappgruppe tat sich etwas. Bestimmt ein paar Off-Topic-Diskussionen. Ich konnte arbeitsbedingt erst nach einiger Zeit nachgucken. Bernd meinte: "Da kommt etwas auf uns zu. Ich schaffe es aber nicht". Jürgen war es zu weit weg. Eigentlich erwartete ich heute keine Sonde in unserem Bereich. Der Ballon der Schleswiger Mittagssonde war schon geplatzt, und die Nutzlast am Schirm schwebte, als ich meinen ersten Blick auf die Internetdaten warf, noch 6000 Meter hoch auf Kayhude zu. Kurze Zeit später veschob sich die Landestelle in den laufenden Vorhersagen auf das Dorf Wiemerskamp. Für mich war das alles recht weit weg, zumal ich derzeit mobilitätstechnisch etwas durch diesen Schienenersatzverkehr ausgebremst werde: Da der wirklich furchtbar ist, fahre ich jetzt 7 km pro Richtung täglich mit dem Rad zur Arbeit - das ist schneller und weniger nervig als ein Gelenkbus voller mies gelaunter Grumpftypen.
Als ich zuhause ankam, war die Sonde gelandet und Wetterson.de gerade down. Radiosondy.info hatte die Sonde bis in 113m Höhe. Wenn man 27m Geländehöhe und 40m Geoidhöhe abzieht, ist das fast Baumwipfelhöhe. Allerdings hatte die Sonde einen ausgezeichneten Fallschirm und sank nur mit 2-3 Metern pro Sekunde. Dadurch war die Landestelle doch immer noch recht weit weg von der letzten Position. Das Landegebiet hatte sich weiter Richtung Südosten verschoben. Ich kenne es gut: Duvenstedter Brook, ein Naturschutzgebiet im äußersten Norden Hamburgs. Für jeden naturbegeisterten Hamburger ist die Beobachtung der Hirschbrunft im Brook ein Highlight des Jahres. Naturschutzgebiet bedeutet aber auch: Teile des Geländes sind nur begrenzt zugänglich.
"Ach was, ich fahre da jetzt hin, zumindest kann ich die präzisen Landekoordinaten ermitteln, bevor die Batterie alle ist" - war der Entschluss. Also Faltrad wieder aus dem Keller, rein in die Bahn, Ziel die Endstation der U1 in Ohlstedt. Von da aus 7km in den Brook.
Dort kam sofort das "Brook-Feeling" auf: Trompetende Kraniche auf den Wiesen. Der Brook ist Wald, Moor, Wiese, durchzogen von Gräben und schnurgeraden Wegen. Auf den Wiesen läuft im August/September die Hirschbrunft, und es sind überall Beobachtungsstände eingerichtet. Die Vorhersage lag in einem lockeren Wald, direkt am Rand einer der großen Wiesen.
Angekommen, ca. 150m von der Prediction entfernt piept mein Handy-Navy. Erst einmal eine Stelle finden, wo man das Rad abparken kann. Vor dem Auspacken der Empfangsausrüstung empfiehlt sich bekanntlich immer erst einmal ein gründlicher Rundumblick. Auf der Wiese wird wohl nichts sein - aber was ist das??- Yes!! Da liegt doch glatt 100m weit weg ein vom Weg aus gut sichtbarer schneeweißer Fremdkörper von Fallschirmgröße.
Zu schön um wahr zu sein? Statt der Antenne wird das Fernglas ausgepackt. Weißer DWD-Schirn, kein Irrtum möglich! Die Schnur war auch zu sehen. Sie geht in eine Birke am Rand der Wiese und verschwindet danach aus dem Baumwipfel irgendwo im Gras. Ganz offenbar war die Sonde weiter geflogen als erwartet. Weiterer Glücksfall: Die Wiese war frisch gemäht! Um ein ein paar Bereiche, die man stehen gelassen hatte, musste man etwas Slalom laufen, und schon war ich am Schirm.
Die ganze Bergung: Kein Problem. Die Sonde hing hinter der Birke in einem Strauch in bequemer Pflückhöhe.
Rasch noch die Kranichstolperfalle - die 50-Meter-Schnur - entschärft und auf nach Hause.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier