Donnerstag, 15. August 2019

Einige erfolglose Kaltsondenjagden


Sondentyp: RS41-SGP
SN:  P2130889
Frequenz: 405.1 MHz
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 07.08.2019 8Z
Track  Bremen
Landestelle LAT LON: 53.867911,9.772475 Google maps
Nicht gefunden

Am 7.8. schwebten zwei Meppener Sonden in den Hamburger Raum. Eine landete nördlich von Barmstedt, die andere fiel in die Elbe. Ich kam an dem Tag nicht dazu, etwas zu unternehmen. Aber am folgenden Tag war mir am Spätnachmittag nach einer Radtour. Die AKN brachte mich nach Barmstedt, von dort aus wären es ca. 10km bis zur Landeposition. Ob die Sonde da noch liegen würde, stand in den Sternen.


Die Anreise war aber komplex. Als ich in Barmstedt ankam, ging ein Wolkenbruch nieder. Das Regenradar versprach aber eine schnelle Besserung. Also stellte ich mich am Bahnhof unter. Nach 20 Minuten schien die Sonne. Laut Radarprognose sollte nichts nachkommen. Kurz vor Erreichen der Landestelle zogen wieder Wolken auf, und es schüttete erneut. Eine große Knickeiche bot hinreichend Schutz für den kurzen, aber heftigen Gewitterschauer. Schon war ich vor Ort. Allerdings war mein Hinterreifen platt. Mit den Schwalbe Marathon Plus Reifen (Werbespruch: "Unplattbar") hatte ich auf 2 Rädern 3000km ohne Platten zurückgelegt. Ein Platter war daher vor allem erstaunlich.

Das sowieso nicht mehr fahrbare Rad wurde an einem Zaunpfahl angeschlossen, und nun begann die Erkundung der Gegend. Die Wiesen, auf denen die Sonde liegen sollten, waren frei von weißen  Boxen oder roten Fallschirmen. Auf die Koppeln am Forellenbach lag auch nichts. Der Wald war teilweise schwer einsehbar. Zwei Schonungen mit dichtem Unterholz waren eingezäunt. Die Sonde war nicht auffindbar. Auf dem Feldweg stand ein großer Kombi, der vorher noch nicht da war.
Jetzt wurde das Flickzeug rausgeholt. Ich war gerade dabei, den Schlauch herauszuoperieren, als jemand aus der Ferne rief: "Hallo Sondenjäger!" Es handelte sich um niemand anderes als Bernd! Wir inspizierten die Gegend noch mal kurz gemeinsam, und während ich mich wieder dem Rad widmete, machte Bernd noch eine kleine weitere Suchexpedition. Das Loch war auf der Innenseite des Schlauchs - im Pannenschutz des "Unplattbar"-Reifens steckte auch kein Fremdkörper. Nach dem Aufpumpen bemerkten wir aber in der Karkasse des Mantels ein kleines Loch, aus dem ein klein wenig Schlauch wie ein Ballon herausquoll.
Bernd bot mir an: "Pack das Ding doch in meinen Kofferraum, dann setz ich Dich in Oldesloe ab". Das war richtig nett, und so konnten wir auf der Fahrt noch ein wenig fachsimpeln. Wie nützlich diese Mitfahrgelegenheit war, sah ich am nächsten Morgen. Der Reifen hatte zwar den Druck gehalten, aber es hatte sich der Schaden an der Karkasse von einem winzigen Loch zu einem zentimeterlangen Riss verwandelt, aus dem eine fingerkuppendicke Schlauchblase herausquoll. Dieser Reifen hätte unter Belastung sicher nur ein paar Kilometer gehalten, und es ist fraglich, ob ich damit Barmstedt erreicht hätte.

Am Freitag Abend war daher ein Besuch bei der Hamburger Brompton-Junction Pflicht, der den Reifen am Lager hatte. Noch am selben Abend habe ich den neuen Reifen aufgezogen und bei der Gelegenheit den Antrieb gründlich gereinigt.

Die Testfahrt am Sonntag war eine schon länger geplante Kaltsondensuche im Raum Pattensen. Alle vier Landestellen auf der Route versprachen aber keine besonderen Erfolgsaussichten. Denn die Sonden lagen da schon länger; in einem Fall hatte ein erfahrener Sondenjäger schon entnervt aufgegeben.

Die Fahrt begann an der Station Ashausen. Von dort aus ging es bei starkem Gegenwind nach Pattensen. Dort hatte ich schon mal ein Meppener Tandem von einer Scheune gezogen. Nur 200m südlich befand sich die Landestelle einer Bergener Sonde aus dem Mai. Leider lag auf der Wiese nichts mehr - so richtig hatte ich auch nicht mehr damit gerechnet, dort etwas zu finden. Also zurück nach Pattensen und dann Richtung Garstedt. An einem kleinen Wäldchen war die nächste Landestelle.

Startort: Bergen, 7.8.2019, 8Z
Sondentyp: RS41-SGP
SN:  P0520249
Frequenz: 405.1 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 09.05.2019 12Z
Track  Bremen
Landestelle LAT LON: 53.278650, 10.188297 Google maps
Nicht gefunden

Waldrand an einer Wiese, nach Norden Straße und ebenfalls Wald und Wiese. Das Waldgelände war recht unübersichtlich, und ich habe die Sonde nicht gefunden. Also weiter.

Östlich von Garstedt lagen die beiden nächsten Landestellen tief im Wald.


Startort: Schleswig, 7.1.2019, 12Z
Sondentyp: RS41-SGP
SN:  P2221024
Frequenz: 402.5 MHz
Startstation: Schleswig (WMOID:10035)
Flugdatum: 07.01.2019 12Z
Track  Bremen
Landestelle LAT LON: 53.258606, 10.255382 Google maps
Status damals: Nicht gefunden, Fallschirm und Ballonrest geborgen
Status heute: Geborgen am 15.2.2020 14Z

Die nächste Sonde war P2221024, die Mittagssonde aus Schleswig vom 7. Januar. Diese hatte "Clemibunge" noch sendend angetroffen, aber nicht finden können. Sein Kommentar in radiosondy: "Sehr dichter Wald, schwer zu finden... zu schwer für mich".
Es ging auf langen Waldwegen zu dem Schauplatz dieser erfolglosen Sondenjagd. GPS-Koordinaten der Sonde waren nicht bekant, aber ich hatte damals eine Prediction aus 412m Höhe auf Basis der radiosondy.info-Daten gerechnet. Die war noch auf meinem Handy. Ein Waldweg führte direkt an der Landestelle vorbei. Irgendwelche großen Perlmutterfalter flogen hier herum - oder sind das Kaisermäntel? Tatsächlich, als sich einer mal zusammenfaltet und man die Flügelunterseite sehen konnte, war kein Zweifel mehr möglich.
Kaisermantel

Die Prediction lag in dem von Clemibunge beschriebenen extrem dichten Wald. Die obere Etage bildeten 30 Meter hohe Kiefern, und darunter kam ein extrem dichtes Buchenunterholz mit 10m hohen Bäumen . Links vom Weg waren die Bäume lockerer, aber da lag nichts. In das Unterholz gingen aber bei genauem Hingucken schmale Pirschwege, die mit Gestrüpphaufen versperrt waren. Die gingen quer durch das infrage kommende Gebiet, alle 30 Meter oder so. Über einen erreichte ich die Prediction. Da war nichts. Man konnte aber durch das extrem dichte Laubdach nicht nach oben gucken und einen Blick in die Wipfel der Kiefern werfen. Und auch Sonden, Schnüre oder Fallschrme hätte man durch das Laub nicht unbedingt sehen können.
Da die Pirschwege das Unterholz parallel durchzogen, konnte man darüber das Unterholz geradezu abrastern. Da sehe ich plötzlich einen sackartigen Gegenstand vom Baum hängen. Der Fallschirm und der Ballonrest in 3-4 Metern Höhe!




Ein Blick auf das Handy-GPS verriet: Abstand zur Prediction 20 Meter. Clemibunge hat recht - dieses Gelände ist sehr sehr schwierig. 20 Meter neben der Prediction, aber mehr als eine Stunde gesucht.
Was nun? Ich versuchte wie üblich, die Schnur zu verfolgen. Die geht senkrecht in die Höhe. Über den Wipfel der Buche in den Wipfel einer 30 Meter hohen Kiefer. Die Fortsetzung ist vom Boden aus nicht einfach zu erforschen. Ich bin eine weitere Stunde um die Kiefer herumgeschlichen und habe versucht, mal durch die Blätter mit dem Fernglas einen Blick zu erhaschen. Ich bin auch 30-50 Meter gegen die Flugrichtung gelaufen und habe versucht, jeden Baum zu inspizieren. Ohne Erfolg.
An dem Fallschirm mochte ich nicht zerren - im Zweifel verhakt sich die Sonde dann nur noch fester in irgendeiner Astgabel. Hier galt es, die alte Apollo-flight-control-Weisheit zu beherzigen: "If you don't know what to do, don't do anything". Also schnitt ich den Fallschirm ab. Die straff gespannte Schnur schnellte hoch in den Baum. Der Anblick der Schnüre in der Kiefer hatte sich aber nicht verändert. Es war auch nichts sondenartiges herabgefallen.

Am Ende musste ich, genau wie Clemibunge vorher, aufgeben. Aber immerhim kann man jetzt die Position der Sonde ziemlich genau eingrenzen. Da wird man wohl nach Blattfall wiederkommen müssen. Ohne Blätter wird man den Verlauf der Schnurreste besser verfolgen und vielleicht die Sonde irgendwo da oben ausmachen können. Um sie dann, wie andere Baumlander, gelegentlich zu besuchen und eines schönen Tages am Boden einsammeln zu können.   

Jetzt ging es nach Norden, zur letzten Position dieser Radtour.


Sondentyp: RS41-SGP
SN:  P2120617
Frequenz: 405.1 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 18.06.2019 6Z
Track  Bremen
Landestelle LAT LON: 53.2816, 10.24965 Google maps
Nicht gefunden

Hier befand sich eine Ökologiestation direkt westlich der Landestelle. Die war wohl mal ein BGS-Schießplatz, woran aus Jux weiter aufgehängte Warnschilder ("der Standortkommandeur") erinnern. Die Umgebung ist ähnlich strukturiert wie die der vorigen Sonde: Zum Teil dichtes Unterholz mit Pirschwegen, von denen man nichts sieht. Die Stelle kann man aber bei einem Besuch der anderen Sonde nach Blattfall noch mal kontrollieren; vom Bahnhof Radbruch aus kommt man ja vorbei.

Eine kurze Fahrt brachte mich zum Bahnhof Radbruch, den ich nach 33km mit nicht gebrochenem Rad erreichte.


Sondentyp: RS41-SGP
SN: P2620018
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 26.12.2018 00:00Z
Track Polen
Landestelle Exter (NRW), LAT, LON: 52.13108, 8.814216, Position nach der Landung aus wetterson.de,  Google Maps
Status: Baumlander, 25m hoch. Nachsuche im Gelände am 14.8.2019, Sonde nicht mehr im Baum. Fallschirm und Ballon gut sichtbar.

Diese Norderney-Sonde landete am Morgen des 2. Weihnachtstages 2018 nahe am kleinen Dorf Exter in Westfalen. Nach der Landung sah man die Position des Baumlanders in wetterson.de. Lokale Sondenjäger besuchten die Sonde, die auffällig im Wipfel einer hohen Fichte hing, und posteten Bilder in Facebook. Danach hörte man von der Sonde nichts mehr.

Am 14.8.2019 war ich bei Freunden im Westfälischen, und wir haben die Landestelle besucht. Fallschirm, kleiner Ballonrest und Abroller hingen gut vom Weg sichtbar in einer Fichte, ca. 15-20m hoch. Die Schnur Richtung Sonde hing lose im Wind.

Die Sondenposition von damals  befand sich in einer anderen Fichte, die aber sehr schwer zugänglich war. Ein Erdwall umgab eine Art Krater. Der Zugang zu dem Wäldchen war mit großen Bauschutthalden versperrt. Alles war mit umgestürzten Bäumen und dichtem Brombeergestrüpp bedeckt. Ich musste mich zu der Fichte richtig durchkämpfen. Am Baum hing die Sonde aber nicht mehr.

Zwei Möglichkeiten gibt es zum Verbleib der Sonde: Sie ist heruntergefallen und liegt noch irgendwo unter den Brombeeren. Zwar habe ich den Boden ziemlich intensiv abgesucht, aber diese Variante kann ich wegen der extrem dichten Vegetation nicht ausschließen.

Der Waldboden um den Stamm der Fichte....


Oder sie hat andere Liebhaber gefunden, die aber ihren Fund nicht über die üblichen Kanäle kundgetan haben. 
 
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier