Die Sonden am Donnerstag und Freitag flogen fast exakt an meiner Wohnung vorbei. Das ließ hoffen, dass man die Sonde mal wieder durchs Teleskop verfolgen und fotografieren konnte. Leider waren die Ballons oft nicht allzu hell. Wenn sie direkt an mir vorbeiflogen, hatten sie eine extreme Winkelgeschwindigkeit und ließen sich schwer im Zehnzöller einstellen. Ein paar Blicks durchs Teleskop im 40mm Okular waren allerdings spektakulär.
Ich überlegte mir also, dass man sich das ganze vereinfachen muss: Keine DMK41 mit ihrem winzigen Chip, sondern eine DSLR. Zudem muss man alles vorfokussieren und die Montierung am Sternenhimmel alignen und dann parken. Dann findet man auch die Sonden nach Koordinaten am Himmel, wenn man sie nicht mehr im Sucherfernrohr erkennt. Leider kam ich zu diesem Schluss am Freitag. Dennoch habe ich den klaren Abend dazu genutzt, alles soweit vorzubreiten.
Wer beschreibt meine Freude, dass die Pinneberger am Samstag Mittag doch noch eine Sonde auf die Reise schickten.
Sondentyp: DFM09
SN:19034585Frequenz: 402.01 MHz
Startstation: Pinneberg (WMOID:-)
Flugdatum: 18.04.2020 11Z
Track Radiosondy
Landestelle LAT LON: 53.24269, 10.49773 Google maps
gefunden durch Sylvio (dg5sux) am 18.4.2020
Teleskop auf die Montierung, alles verkabeln, Steuerung entparken. Da glaubt man die Skywatcher-Goto-Steuerung gut zu kennen und ist dann doch erstaunt: Beim Entparken und Schwenken hakt die Azimut-Anzeige: Man muss erst per GOTO-Schwenk aus der Parkposition herausfahren, dann geht es.
Rechner an, SDR eingestöpselt. Sondemonitor tut und zeigt Azimut und Höhe an. Die Sonde fliegt nur 4km an meinem Balkon vorbei und ist zeitweise so zenitnah, dass die Dachtraufe im Weg ist. Dann aber vermindert sich die Geschwindigkeit so weit, und sie ist nur noch 60 Grad hoch. Schnell die Montierung auf die von Sondemonitor angezeigten Koordinaten eingestellt. Und schon sieht man den schwachen rötlichen Lichtpunkt im Sucher. Und kurz darauf sehe ich sie erstmals im Kamerasucher. Leider nicht 100% scharf. Auch rast das Teil durchs Gesichtsfeld.
Als sich die Sonde fast direkt von mir entfernt, kann ich endlich das Bild im Liveview nachfokussieren und dann den Sonde längere Zeit filmen. Phantastisch ist die Übereinstimmung der Koordinaten der Teleskopsteuerung und aus Sondemonitor. Als sie sich ca. 38km von mir entfernt hat, platzt der Ballon in 24km Höhe.
Die Sonde landet im lockeren Nadelwald zwischen Lüneburg und Barendorf. Den kenn ich gut. 1000m südlich habe ich eine kalte DFM09 gefunden, 1500m nördlich im Wald eine Bergener RS41, und noch eine 1500m westlich im Industriegebiet. Etwas östlich liegt irgendwo eine Essener RS41 im Wald. Bei der heutigen DFM dürfte, anders als bei der verlorenen Essener Sonde, die Prediction auf Meter genau stimmen. Das wäre die Gelegenheit, eine am Himmel gefilmte Sonde einzusammeln. Angesichts Corona ist aber die Verwendung öffentlicher Verkehrsmitteln ein Problem, also lässt man es besser. Im Wald hätte ich endlich mal den Sylvio getroffen, der die Sonde am Ende vom Baum geholt hat.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier