Nach einer längeren Pause fliegen die Bergen-Sonden mal wieder in unsere Gegend. Die erste erreichbare Sonde ist R2340070, die Abendsonde vom 27.6.2020. Ich kann sie vom Balkon aus verfolgen, und zwar tiefer als die Internetdaten. Die Windrichtung der Prediction sieht unplausibel aus, aber wenn man darauf nicht reinfällt, habe ich eine gute Vorstellung von der Landestelle bei Westergellersen. Was nun? Hinfahren und im Schein der Taschenlampe die Sonde bergen, bevor der Killtimer zuschlägt? Das Wetter erscheint schlimm: Wolkenbruchartige Gewitter gehen über Hamburg nieder - da schickt man doch keinen Sondensuchhund vor die Tür. Die Radarprognose sieht für das Zielgebiet etwas besser aus, aber als ich massenhaft Blitze in der fraglichen Gegend auf der Karte sehe, verwerfe ich sofort die Idee einer abendlichen Sondenjagd. Dabei wird es jetzt sehr spät dunkel, und außerdem fahren die Züge am Wochenende die ganze Nacht. Auch sind die Züge fast menschenleer und auch in Corona-Zeiten nicht sehr gruselig.
Nach ein paar Stunden Schlaf wache ich auf und gucke auf die Sondenseite.
R2340071, die Mitternachtssonde, landet gerade in der gleichen Gegend, bei Vögelsen. Die Gewitter haben sich verzogen. Also warte ich die Landung gar nicht ab, greife mir Sondenjägerrucksack und Faltrad und springe in die nächste S-Bahn. Eine entspannte Runde drehen und zwei Sonden einsacken - das lockt. Diese Flexibilität hat sonst nur ein Autofahrer.
Vom Regionalbahnhof Bardowick sind es nur 4km bis zur aktuellen Landestelle, die direkt an der Straße auf freiem Feld liegen soll. Der TTGO ist sinnlos mitgenommen worden, denn Fallschirm und Ballonrest liegen unübersehbar oben auf dem Weizenfeld.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: R2340071
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 28.06.2020 0Z
Timerkill: 5:00h
Track Bremen und Radisondy
Landestelle Vögelsen, LAT LON:53.2990528,10.3306227 Google Maps
SN: R2340071
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 28.06.2020 0Z
Timerkill: 5:00h
Track Bremen und Radisondy
Landestelle Vögelsen, LAT LON:53.2990528,10.3306227 Google Maps
Status: geborgen am 28.6.2020, 02:45UT
Methode:Tawhiri-Prediction auf Basis von Wetterson.de-Daten
Methode:Tawhiri-Prediction auf Basis von Wetterson.de-Daten
Die Schnur verläuft überhaupt nicht in der erwarteten Windrichtung, aber praktischerweise parallel zu einer Teckerspur. Das macht die Bergung einfach.
Aber statt einer Sonde hängt ein Klumpen aus Latex am Ende der Schnur....
... aus dem man die Sonde erst einmal freipräparieren muss.
Das Gebiet ist zentrales RUSHland. Ich lasse die Sonde noch ein wenig senden, aber der Unbekannte erscheint nicht. Dann bleibe ich noch eine ganze Weile, denn der Sonnenaufgang ist fast kitschig. Außerdem schlägt da eine Wachtel.
Weiter geht es 12km zur gestrigen Landestelle. Jahrelang sehe ich auf meinen Tour keine Füchse. Jetzt ist es der vierte in wenigen Wochen: Zwei bei einer erfolglosen Kaltsondenjagd neulich, einen bei einem Spaziergang letzten Samstag, und da vorne läuft schon wieder einer über die gemähte Wiese.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: R2340070
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 27.06.2020 18Z
Timerkill: 5:00h
Track Bremen und Radisondy
Landestelle Vögelsen, LAT LON:53.226924,10.23 Google Maps
Status: geborgen am 28.6.2020, 04:33UTSN: R2340070
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 27.06.2020 18Z
Timerkill: 5:00h
Track Bremen und Radisondy
Landestelle Vögelsen, LAT LON:53.226924,10.23 Google Maps
Methode:Tawhiri-Prediction auf Basis von eigenem Empfang
Das Gelände wird hügeliger. Endlich erreiche ich die Landestelle und kette das Rad an eine Birke. Drei schmale Feldstreifen sind in der fraglichen Gegend: Gerste, Zwischensaat, Kartoffel. Die Sondenposition ist offensichtlich auf dem Kartoffelacker. Der ist wieder in beiden Richtungen von Treckerspuren durchzogen. Auf den ersten Blick ist nichts zu sehen. Aber da links liegt die Schnur. Sie ist in sich verzwirbelt und daher sehr kurz. Zwei Griffe befördern Sonde und den wiederum großen Ballonrest aus der Vegetation.
Zurück geht es nach Bardowick. Da ich die nächste Bahn ohnehin nicht mehr erreichen werde, ist es gemütliches Genussradeln im Morgenlicht. Inzwischen hat der Bäcker in Dachtmissen auf. Ich erstehe mir ein paar Brötchen, und der Biobauernhof im selben Dorf liefert die Eier für das Spätstück. Im Papierkorb der Bushaltestelle hatte ich die Latexreste des ersten Ballons entsorgt. Und jetzt muss ich in dem Radrucksack wieder etwas Platz schaffen, so dass jetzt zwei Fallschirme im gleichen Abfalleimer liegen.