Dienstag, 9. Juni 2020

Zwei Bergener Sonden im Wohngebiet

Sondentyp: RS41-SGP
SN: R2331465
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 08.06.2020 0Z
Timerkill: 5:00h
Track  Bremen und Radisondy
Landestelle Rissen, LAT LON: 53.573223,9.74834  Google Maps
Status: Stangenbergung am 8.6.2020, 09:00UT
Methode: GPS-Koordinaten nach der Landung auf Radiosondy sichtbar; danke Kurt für die schönen Daten

Diese Sonde landete in der Nacht in einem Wohngebiet im Hamburger Stadtteil Rissen zwischen Wohnhäusern. Der Empfangsturm in Uetersen konnte das Sondensignal noch nach der Landung decodieren. Die Höhe über dem Boden betrug 6m. Da die Landekoordinaten ja nun definitiv bekannt sind und sicherlich die Kontaktaufnahme mit den Bewohnern nötig sein würde, ist ein sofortiger Aufbruch nicht nötig. Also habe ich am späten Vormittag einen Ausflug ins Landegebiet durchgeführt. Die Landestelle befindet sich an einem Baum. Eine ältere Dame lässt mich in ihren Garten. Man sieht sofort die Sonde an der Schnur hängen, allerdings ein paar Meter auf dem Nachbargrundstück. Also muss ich im Nachbarhaus fragen.

Die Bewohnern dort befindet sich, wie sie mir erzählt, im Homeoffice und beschult ihre Kinder. Ich erkläre ihr den Sachverhalt, und gemeinsam erkunden wir die Lage. Die 15m-Stange ist zur Sondenbergung kompletter Overkill, und wir haben die Sonde schnell herunterbekommen.



Die Kinder haben derweil den roten Fallschirm und den Ballonrest hoch im Baum entdeckt. Von der Höhe würde ich mit der 15m-Stange herankommen, aber die Reste sind hoffnungslos im  Geäst verhakt und zudem direkt von unten durchs Laubdach nicht sichtbar. Der Versuch, an der Schnur zu zerren, endet leider mit Schnurriss.

Die Besitzer behalteb die Sonde, da sich einige technikaffine Familienmitglieder dafür bestimmt interessieren würden.

Sondentyp: RS41-SGP
SN: R2331468
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 08.06.2020 12Z
Timerkill: 5:00h
Track  Bremen und Radisondy
Landestelle: Neuwulmstorf, 53.459322,9.779704, Google Maps

Status: Von Anwohnerin geborgen am Nachmittag des 8.6.2020
Methode: unkonventionelle Mischung aus GPS-Decodierung und Prediction unter Mithilfe von Bewohnern

 Auch diese Sonde landete in einem Wohngebiet, diesmal in Neuwulmstorf. Die Uetersener habe die Sonde wieder bis in Baumwipfelhöhe. Die vorhergesagte Landeposition liegt am Eingang eines Wohnhauses. Ich bin etwas zu spät dran, als ich mit dem Faltrad die kurze Strecke vom Bahnhof Neu-Wulmstorf zurücklege. Ich biege um die Ecke, und sehe sofort einen kleinen roten Fallschirm und den großen Ballonrest.

Die Schnur ist allerdings zerrissen, es hängt keine Sonde daran. In solchen Lagen hilft normalerweise zuverlässig ein Blick auf den TTGO. Der hat auch Empfang des Signals und zeigt GPS-Koordinaten an. Die Position liegt - im nahen Wäldchen, 250m weg! Ich rufe das Signal mehrfach ab. Die Positionen sind jetzt in der näheren Umgebung,  springen aber bei jedem Abruf im weiten Umfeld der Landeregion hin- und her. So etwas kenne ich sonst nicht. Offenbar hat diese Sonde einen ganz miesen  GPS-Empfang. Nehme ich nur die Werte, bei denen mindestens 6 Satelliten angezeigt werden, streuen die Werte immer noch um 30-50m und clustern nahe den Reihenhäusern links von mir. Ich vermute: Die sendet innerhalb eines Hauses und empfängt kaum GPS-Satelliten.

Wieder haben Nachbarn meine Aktivitäten bemerkt und helfen fleißig mit. Da öffnet sich eine Tür. Die nette Bewohnerin hat in ihrer Hand eine RS41, in der anderen den Begleitzettel. Behalten will sie sie nicht, und so erbe ich das leicht demolierte Prachtstück.

Als sie mit dem Auto nach Hause kam und das Garagetor  öffnete, fiel ihr das Ding aus einem Baum neben der Garage direkt vor das Auto...




Auf unserer Whatsappgruppe lösten die Stadtbergungen eine Diskussion aus, was schöner ist: Eine spannende Jagd im Wohngebiet oder eine Bergung in freier Natur? Einige Teilnehmer finden die Stadtjagd insbesondere in der Hauptverkehrszeit stressig. Ich bin mit Öffis unterwegs und dann mit dem Rad, das entschleunigt etwas. Mitunter kommt man zu spät, aber oft erwischt man die Sonde auch, wenn man es ernsthaft versucht und nicht zu spät ankommt. Kommunikativer ist die Wohngebietssuche in jedem Fall, weil man oft auf die Mithilfe von Bewohnern angewiesen ist. Bei einer längeren Kaltsondenjagd mit 40km Radfahrt über Land wiederum ist der Erfolg gar nicht so wichtig - das Naturerlebnis steht im Vordergrund.

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