Sondentyp: RS41-SGP
SN:R3320618
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 24.1.2021 00:00Z
Track radiosondy.info
Maximale Höhe: 31885 m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.43 m/s
Landegeschwindigkeit: 5.6 m/s
Landestelle: Wendisch Evern, LAT, LON: 53.22663,10.483795, Google Maps
Status: Kaltsondenbergung im Dunkeln ; 24.1.2021, 17:19UT
Methode: Tawhiri-Prediction aus Radiosondy.info Daten
Arne hatte ich neulich unter einer Sonde getroffen. Er ist seither Mitglied in unsere Whatsappgruppe, hat neulich eine Sonde erfolgreich geborgen und hatte heute wirklich Pech. Erst bei der Bergen 6Z-Sonde vom 23.1. (R3320616). Diesen Baumhänger lokalisierte er erfolgreich beim zweiten Versuch in einem unübersichtlichen Wald bei Gudow in ca. 15m Höhe. Ohne lange Stange war da nichts zu machen. Dass die Lokalisation an sich schon die Dreiviertel-Miete ist, tröstet einen begeisterten Sondenjäger-Neuling natürlich nicht. Dann fuhr er nach Wendisch-Evern, traf die Killtimer-Sonde sogar noch sendend an, hatte ein paar Probleme mit dem TTGO und konnte sie am Ende nicht finden. Das verwirrte mich etwas, denn die Lokalisierung eines Baumhängers im Wald, der laut aussagekräftigem Foto direkt an den Stamm gequetscht hängt, ist gewiss schwieriger als eine Bergung auf einem anscheinend freien Feld. "Da war jemand schneller" hätte ich normalerweise gedacht und die Sache abgehakt. Aber Arne hatte ja bis zum Zuschlagen des Killtimers ein paar Minuten Empfang gehabt. Die Prediction hätte ich als recht genau eingeschätzt- also bestand Aussicht, die Sonde im Kaltsondenstil noch zu finden. Am Abend bin ich dann spontan nach Wendisch Evern aufgebrochen, mit dem Metronom bis Lüneburg und dann mit der Wendlandbahn bis zum Bahnhof Wendisch-Evern, knapp 2 km vom Landeort.
Die Bahnhöfe dieser traditionell unterfinanzieten Bahnlinie am Rande der Erdscheibe kennen keinen Bahnsteig. Man springt also, mit der Tasche auf dem Rücken und dem Faltrad in der rechten Hand, beherzt aus dem Zug ("die Ausstiegshilfe kann nicht ausgefahren werden") auf eine mehr oder minder vorhandene Rasenfläche. Das kannte ich ja schon. Bei heftigem Schneeregen bestieg ich
das Faltrad. Bereits auf den ersten Metern hatte ich das Gefühl, dass ich
das Ding besser im heimischen Keller gelassen hätte. Die einzige Straße, die zu diesem "Bahnhof" führte, war eine seit 100 Jahren nicht weiter baulich veränderte Kopfsteinpflaster-Gasse; befahrbar mit Postkutschen und echten Geländewagen a la Highlux, für andere KFZs grenzwertig. Das 16"-Rad musste definitiv geschoben werden, und schon das machte keinen Spaß. Eine steile schmale Treppe (Schild: "Betriebsgelände, kein Winterdienst, Benutzung auf eigene Gefahr") bot an einer Unterführung einen Fluchtweg nach oben. Also trug ich das Rad beherzt da hoch und konnte oben normal losfahren. Ein kleiner Umweg auf guten Wegen. Immerhin wusste ich aus der SAT24 Radarprognose, dass der massive Schneefall in eine halben Stunde aufhören müsste.
Auf dem tollen Radweg der Umgehungsstraße kam ich nicht weit, denn die Feldwege bis zur Landestelle waren ungewöhnlich schlecht und nur im Schneckentempo befahrbar. Sehr dankbar war ich für die helle Beleuchtung meines Rades, damit sieht man Hindernisse wie umfallene Knickbäume und Schlaglöcher rechtzeitig. Es ging unter einer Hochspannungsleitung hindurch. Linkerhand in Richtung Landestelle befand sich ein festes und einigemaßen trockenes Zwischensaat-Feld, auf dem die abgewelkten Reste einer undefinierbaren Brassicacee herumstanden. Ich konnte das Rad auf dem Feld genauso gut schieben wie auf dem letzten Stück Feldweg und musste daher nicht nach einer Möglichkeit fahnden das Rad anzuschließen. 30m vor dem Ziel holte ich meine starke Taschenlampe raus, stellte das Rad ab und hielt mich grob in die vermutete Richtung. 20m downstream der Prediction lag etwas Weißes. Eine RS41, ohne Bundeswehrzettel. Na sowas. Irgendwie schien ich hier richtig zu sein.
Bei dem Versuch das Fahrrad nachzuholen verhedderte ich mich glatt in der Schnur, die sich zwischen zwei Pflanzen verhakt hatte und dadurch in eine unerwartete Richtung verlief. Danach ging es zu dem üblichen kleinen Bundeswehrschirm.
Als alles verstaut war, bemerkte ich, dass es aufgehört hatte zu schneien und sogar der Mond und die Sterne in Wolkenlöchern zu sehen waren. Wie sollte ich die Heimfahrt antreten? Die Bahn in Wendisch Evern fährt im beeindruckenden 3-Stunden-Takt. Es gibt auch irgendeinen Bus mit ähnlichem Takt, aber der war gerade weg. Die beiden Züge Lüneburg-Hamburg fahren alle Stunde, und zwar direkt nacheinander. Der erste braust durch, der andere hält auf jeder Station. Wenn ich nicht eine Stunde warten möchte, sollte ich jetzt besser ernsthaft in die Pedale treten, um einen, möglichst den ersten, zu erreichen. Hatte ich nicht eben gemeint, dass ich das Rad auch hätte zuhause lassen können? Auf besten Wegen, sogar noch überwiegend bergab, erreichte ich Lüneburg in dem Augenblick, als der schnelle Regionalzug nach Hause einlief.
So, da ich diese Zeilen schreibe löst Arne sein TTGO-Problem, und vielleicht helf ich ihm bei Gelegenheit bei der Stangenbergung seines Baumlanders.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
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