Samstag, 2. Januar 2021

Zusammenrottung im Beimoorwald

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
S2251600
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 30.12.2020 12:00Z
Track radiosondy.info 

Maximale Höhe: 33395 m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.62 m/s
Durchschnittliche Fallgeschwindigkeit: 18.34 m/s 
Landegeschwindigkeit: 9.3 m/s
Landestelle: Beimoorwald, LAT, LON: 
53.68419,10.29852, Google Maps
Status: Baumlander, von unten sichtbar, ca. 16m Höhe. Stangenbergung am 5.1.2020, 14:57UT
Methode: Decodierung des GPS mit TTGO

Der Beimoorwald ist mir von Kindesbeinen an gut bekannt. Er war auch irgendwie ein Faktor für meine Berufswahl. Ich "tümpelte"als Schüler nämlich gerne im "Molchsteich" und anderen Kleingewässern der Gegend. Am Ende der Schulzeit war klar, dass es beruflich etwas mit Biologie werden soll.  Daher ist mir die Gegend bestens vertraut. 

Am 30.12. landet die Mittagssonde aus Norderney genau dort, direkt an einem mir bekannten Weg. Ich muss sowieso in meinem Elternhaus was erledigen. Also geht schulter ich zwei Rucksäcke: Einem mit Zeugs für Schmalenbeck und das Sondenjägergepäck. Achso, das Faltrad muss auch mit. Rein in die S-Bahn und den Regionalzug. Ich muss einen kleinen Umweg machen, um den Rucksack loszuwerden. Ohne den ganzen Ballast geht es sofort weiter in den Beimoorwald. Eine Navigation brauche ich nicht. Am Waldrand hat der TTGO eine Position. Die GPS-Höhe entspricht leider 20m über dem Boden.

Durch den Wald geht es auf dem schnurgeraden "Pad". Der macht erst dort eine Kurve, wo früher das Forsthaus stand, wo meine Eltern immer die Fällgenehmigung für den  Tannenbaum erstanden. Danach ging man mit dem Förster in den Wald und suchte sich den Baum aus. Sowas wie Strom gabs da für den Förster und seine Frau nicht. Der Baum wurde dann auf einen Schlitten geschnallt und nach Hause gezogen. Merke: In den 1960ern gab es in Norddeutschland noch regelmäßig eine Schneedecke im Dezember. 

Rechts geht der Weg zur Landestelle ab. Da steht ein Auto mit Hamburger Kennzeichen und einem lokalpatriotischen Lehmsahl-Aufkleber. Knapp 200m weiter steht da ein netter Herr. Es ist offensichtlich, dass er  etwas sucht, und zwar eindeutig keine Pilze. 

Für Hans ist es der erste Versuch als Sondenjäger. Er hat bereits  Ballonrest und den darin eingeschlossenen Fallschirm etwas "gewaltsam" geborgen, wobei leider die Schnur gerissen ist. Er hat auch schon mit seinem Handfunkgerät und ohne Richtantenne die Landestelle erstaunlich gut eingegrenzt. Er kann sich aber keinen rechten Reim darauf machen. Da er nicht ernstlich mit einer Schnurlänge von 50m rechnet, traut er seiner eigenen Peilung nicht ganz über den Weg. Alles Dinge, die ich aus den Anfängen meiner eigenen Sondenjägerei sehr gut kenne. 

Bei nettem Smalltalk wird das eine lustige Suche. Mit einer Bergung der Sonde rechne ich angesichts der Sachlage nicht mehr ernstlich. Aber vielleicht können wir die Sonde sichten. GPS ist nur auf ein paar Meter genau, weshalb in dem dichten Wald 3-4 Bäume infrage kommen. Da Hans aber den Schnurverlauf abschätzen kann - dort haben sich beim Zerren an der Schnur Äste bewegt - können wir die Schnur am Ende im Fernglas im Schummerlicht erkennen und die Sonde 20m hoch in einer Fichte entdecken.

Kaum haben wir die Sonde gesichtet, bricht ein weiterer mir unbekannter Sondenjäger, Stefan, durchs Unterholz. Es gibt ein nettes Geratsche unter der Sonde, und am Ende ist es eigentlich überhaupt nicht mehr schlimm, dass wir uns fürs erste geschlagen geben müssen. Die beiden kommen auf unsere Whatsappgruppe, die Sonde auf die Baumlanderliste, und gut. 

Der Beimoorwald ist gerne mal ein Ort für krasse Baumlander und coole Treffen mit anderen Sondenjägern. Und runter kommen sie alle. Garantiert. Vielleicht helfen wir auch nach.

 Eine Sache fuchst mich aber: Dass ich die Sonde im Baum wegen der einbrechenden Dunkelheit nicht fotografieren kann. Also wird sie das Ziel meines Neujahrsausfluges, bei dem  ein paar Aufnahmen gelingen. Es sieht bei der Telebrennweite alles so nah aus und es ist doch so fern.

 


Update 5.1.2021

Am 4.1. habe ich die Bilder einmal genauer ausgemessen. Das Erstaunliche: Ich kam auf 13m Entfernung. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es erheblich höher ist und eine 15m Stange nicht reichen würde. Aufgrund geometrischer Effekte ist das Ergebnis allerdings ungenau. Also bin ich am 5.1. vom Bahnhof Großhansdorf zur Landstelle gewandert. Da es in den vergangenen Tagen teilweise windig war, hoffe ich, dass die Sonde sich vielleich oben am Baum losgerissen hat, weil es ja auf den Bildern den Anschein hat, dass die Schnur nur lose aufliegt. Die Situation ist aber unverändert.

Ich finde eine Stelle, an der man die Sonde direkt von unten sehen kann. Mit der 15m-Stange komme ich knapp nicht an die Sonde heran. Gerade mit der 4kg schweren langen Stange ist es kompliziert, sie nach oben zu stemmen, weil dann die Stangenspitze gerne mal meterweit hin- und herschwingt.  Um aber den Haken einzufädeln, muss man zentimetergenau arbeiten. Irgendwann gelingt das.

Ich arbeite mit der Schnur-Haken-Technik: Der Haken ist nur auf die Stange aufgesteckt, so dass sich der Haken bei starkem Zug von der Stange lösen kann. Dass passiert dann auch. Ich muss schon mit sehr extremer Kraft an der Schnur zerren, um die Sonde zu Boden zu bekommen. Die Schnur ist direkt über der Sonde durchgerissen. Die straff gespannte Schnur zum Nachbarbaum ist leider noch vollständig vorhanden.



 

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