Samstag, 18. Dezember 2021

Von Sophienthal nach Boize und zurück

Dieses Gebiet kenn sich seit meiner Jugend, als ich viel Ornithologie betrieben habe und Vogelstimmen auf Tonband aufgenommen habe. Das Gute: Direkt an der DDR-Grenze war das Ende der Welt, und da gab es keine Störgeräusche. Die Gegend östlich von Gudow war mein beliebtestes Revier. Es gab sogar Kraniche am Segrahner See. Die Ausschilderung war so, als gäbe es die Grenze nicht. "Zarrentin 6 km". Die Straße war aber merkwürdig schlecht, und bald stand man an einer Straßensperre. Eine kaputte Brücke ging über den Grenzgraben. "Halt Bachmitte Grenze" Drüben ging nach ein paar 100m Ödland die Straße weiter. Links der Straße ein Wachturm, vor dem ein Kolonnenweg abbog, auf dem Trabant-Geländewagen und Motorräder patrollierten.


Kurz vor der Grenze gab es auf West-Seite ein Dorf namens Sophienthal, und drüben konnte man aus der Feldmark ein noch kleineres, ähnliches  Dorf namens Boize sehen. So dicht an der Grenze war ich selten zugange, aber die Region ist mir vertraut. 

Die Bergener Morgensonde vom 8.12. landete in der Feldmark bei ...Boize (Mecklenburg). Die Morgensonde vom 9.12. landete direkt an der Straße nach Zarrentin gleich hinter Sophienthal (Schleswig-Holstein). Als die Sonden nach 10 Tagen noch immer nicht als geborgen gemeldet waren, habe ich meinen Samstagsausflug ins Landegebiet gemacht. Ich kenne noch den Parkplatz am Segrahner Wald. Von da aus geht es zu Fuß weiter, so wie damals. Kraniche wie damals - aber inzwischen sind sie keine Seltenheit mehr. Wacholderdrosseln in Schwärmen in der Luft. Gänse. Wow! Die Sonde West liegt gleich in der Nähe, wenn sie noch da ist. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
T1230406
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 09.12.2021 06:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe:33232m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.02 m/s 
Landegeschwindigkeit: 2.7 m/s
Landestelle: Sophienthal
, LAT, LON:
53.55825,10.81591 Google Maps
Status: geborgen18.12.2021, 
10:45 UT
Methode:
Tawhiri-Prediction aus Radiosondy.Info-Daten

Man muss nur zur Hauptstraße zurückgehen, links laufen, und dann sollte sie gleich vorne auf dem Feld liegen. Jawoll, Fallschirm und Sonde sind sofort auffällig zu sehen. Die Sonde liegt nur 5 Meter neben der (von mir gar nicht so genau eingschätzten) Prediction. Das ist ja heute einfach. 





Auf dem matschigen Acker mag ich nicht zum Fallschirm laufen, also ziehe ich den Schirm und den minimalen Ballonrest zu mir. Die West-Sonde ist geborgen. Luftlinie zu Sonde Ost sind weniger als 2km. 

Erstmal die alte Grenze überqueren. 




Gleich vor den Eichen geht der damals schon erspähte Kolonnenweg in die grobe Richtung Sonde.

 

 



Ich komme an der Stelle vorbei, an der ein gewisser Frank Möller  und seine Freunde ihre Spezialleiter und Spezialsteigeisen bei ihrer Wanderung von Boize nach Sophienthal  zur Aufführung gebracht haben - sie hatten die Sachen da hinten in einem Schuppen in Boize angefertigt. Nur Wochen nach dieser damals vielbeachteten Aktion traf Frank Möller seine Freunde aus Boize in Mölln auf dem Marktplatz - der mit so viel Risiko und Hirnschmalz bezwungene Zaun war nämlich unerwartet verschwunden.

Der Grenzstreifen zwischen den im Osten riesigen Feldern und der Grenze sind naturbelassene Brache, heute Teil des "Grünen Bandes". Die Landestelle liegt auf einem der weitläufigen Flächen die der Kolonnenweg, der Grenze folgend, umrundet. Schwerer Lehmboden. Ich finde einen einigermaßen sinnvollen Zugang, wo ich zwischen Feldern und Gräben bis fast an die Position rankomme. Insgesamt gibt es hier aber keine der vielen Feldwege, die im Westen die Landschaft durchziehen, und die fast überall einen schnellen Zugang mit Fahrrädern oder zu Fuß erlauben. Tatsächlich kommt man hier nur auf der Straße und auf dem Lochplattenweg voran.

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
T1230402
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 08.12.2021 06:00Z
Track radiosondy
Maximale Höhe:26192m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.02 m/s 
Landegeschwindigkeit: 9 m/s
Landestelle: Sophienthal
, LAT, LON:
53.5682,10.83960 Google Maps
Status: geborgen 18.12.2021, 
12:15 UT
Methode:
Tawhiri-Prediction aus Radiosondy.Info-Daten

Der furchtbare Radiosondy-Bot meinte zu der Sonde folgendes:

VERLOREN
0, 0AUTO STATUS: Probably lost in the water[BOT]AUTO-STATUS - 2021-12-08 07:10:30z

Das lag nur daran, dass die letzte Position der Sonde über einem kleinen Tümpel lag....

Die Landschaft ist recht hügelig. Man steht auf einem Hügel und meint, eine gute Rundumsicht zu haben, aber da liegt weit und breit nichts. Man unterschätzt die Wirkung von kleinen Erhebungen und Mulden. Eigentlich habe ich alles gesehen - offenbar ist diese Sonde weg. Ich will mich gerade nach links drehen, da erpähe ich  hinter dem Hügel ein extrem weißes, ziemlich riesiges Objekt - unverkennbar ein vollständiger Ballonrest. Der Ballon ist nur an einer Stelle aufgeplatzt und ansonsten komplett. Der Fallschirm ist darunter begraben. 


 







Die Ost-Sonde liegt 100m von der Prediction entfernt. Der Rucksack ist voll mit ziemlich verdrecktem Gummizeugs. Almählich geht es zurück, den langen verwundenen Grenzverlauf zur Straße. Insgesamt habe ich fast 10km zurückgelegt, obwohl die Sonden keine 2km auseinander lagen. Ich habe noch zwei Sonden auf der Liste. Eine könnte man auf dem Rückweg versuchen,  ein Baumlander, den ich im Laubdach bei einem anderen Besuch nicht finden konnte. Das erfordert noch etwas Tageslicht, aber ich könnte erst bei Sonnenuntergang dort ankommen. Also beschließe ich, dass 2 Sonden für heute genug sind, gehe zurück zum Auto und fahre heimwärts. 

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier


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