Freitag, 1. September 2023

Stacheln und Dornen

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U1310142
Produktionsdatum: 2022-03-28

Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 31.8.2023 00:00Z
Track radiosondy
Maximale Höhe: 3
6733m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.04 m/s 
Landegeschwindigkeit: 5.5 m/s
Landestelle:Oststeinbek,
LAT, LON:
53.557843,10.173281 Google Maps
Status:
Geborgen am 31.8.2023 16:39UT
Methode: Extrapolation nach wettersonde.net-Daten.  

 Diese Sonde landete nachts zwischen Barsbüttel und Oststeinbek. Ich war in Schmalenbeck und erwog kurzfristig, ob ich am Morgen schnell mit dem Auto hinfahren würde, habe das dann aber mangels Zeit verworfen. So konnte ich am Spätnachmittag von Altona aus starten. 

Die Anreise mit Öffis ist wegen der weiterhin bestehenden Disfunktionalität des ÖPNV anstrengender als normal, da die U2 nach Billstedt längerfristig unterbrochen ist. So fahre ich vom Regionalbahnhof Tonndorf aus mit dem Faltrad ins Landegebiet. Die Tawhiri-Prediction ist wieder mal unplausibel, und die Extrapolationslösung liegt exakt auf der Grenze zwischen dem Gelände einer Autoverwertungsfirma und der Feldmark. Ich hoffe, dass die Sonde etwas kürzer geflogen ist und sie daher auf dem Acker liegt.

Das Firmengelände ist offenbar kein Schrottplatz mehr, sondern ein Stellplatz, wo man seinen Wohnwagen oder Boote sicher einlagern kann. Es ist rundrum extrem abgezäunt. Es ist bereits geschlossen, so dass man niemanden fragen kann und nicht aufs Gelände kommt. Das ist schade, denn der Fallschirm dürfte garantiert dort liegen. 


 

     

So muss man das ganze von der Ackerseite aus angehen, wo ich die Sonde ohnehin vermute. Ich fahre zurück, biege auf einen Feldweg ab, kette mein Rad an eine Sitzbank und wandere über ein Stoppelfeld zur Landestelle. Auf dem Acker liegt sie nicht. Unmittelbar davor auf der Ackerseite ein Knick - darin hängt sie nicht.  Dahinter kommt Richtung Caravanlager ein hoher, mit Schlehdorn und Brombeeren bepflanzter Knickwall mit extrem dichter Vegetation, der wohl den Zugang zum Gelände absperren soll.



 

 


Auf der Krone des Knickwalls ahnt man zeitweise einen hohen Sicherheitszaun mit NATO-Draht. Ich kann mir kein Bild machen, ob die Sonde eventuell irgendwo in dem dicht belaubten Dornengestrüpp hängt. Viel weiter kann sie nicht geflogen sein. Drüben dürften nur Fallschirm und Schnur gelandet sein, aber der Blick  ist komplett versperrt. 

An einer Stelle ist das Dornengebüsch etwas weniger dicht. Ich kann mich durchzwingen und die Böschung erklimmen. Hier hat man einen Blick über den Zaun auf das Gelände - und da ist die Schnur! 



 

 

Der Fallschirm muss zwischen irgendwelchen Wohnwagen liegen, aber die Sonde befindet sich offenbar in dem besagten Dornengestrüpp, und zwar auf der Ackerseite - fast exakt auf der Prediction. Zumindest habe ich jetzt eine präzise Idee, wo die Sonde ist und weiß auch, dass man, wenn man die Dornen nicht scheut, an die Sonde herankommen könnte

An der Stelle sind die Brombeeren abgestorben, und man kommt dicht an die vermutete Sondenposition heran. Die Sonde muss irgendwo in diesem Gesträuch verborgen sein. Und da kann ich in einer Astlücke einen 10cm langen Abschnitt der senkrecht nach unten verlaufenden Schnur erkennen. An deren Ende die Sonde in Pflückhöhe hängen sollte. Allerdings ist da jede Menge Gesträuch dazwischen, das Zugang und Sicht blockiert. Ich quetsche mich durch die stacheligen Brombeer-Totäste - und sehe die Sonde! 

 



Sie ist von einem großen Latexklumpen eingehüllt. Mikadoartig schlängelt der Arm an den stachelig-dornigen Ästen vorbei und kann das Objekt der Begierde greifen. Ein paar Meter Schnur kommen auch nach. Der Rest ist aber komplett in den Dornen fixiert. Gewaltsames Ziehen ist sinnlos, da keine Aussicht besteht, durch Schnurzug an den Schirm heranzukommen. An den Fallschirm ist kein Herankommen. Die Mitarbeiter der Firma dürften es irgendwann entdecken und kein Problem haben, das Zeug zu entsorgen. Also schneide ich die Sonde ab und quäle mich rückwärts auf den Acker zurück. Dass keine Sonde mehr an der Schnur hängt, dürfte diesen Job erleichtern.

Die Rückfahrt geht problemlos vonstatten. Mitten auf einer Busspur liegt einer dieser füchterlichen E-Roller. Ich rolle ihn auf den Wegrand, wodurch er wie wild zu piepen anfängt. Ich fahre weiter. In einem Gebüsch erspähe ich drei weitere E-Roller und eines dieser schrecklichen Miet-Bikes. Die Dinger sind definitiv auf Nicht-Reparierbarkeit und Wegschmiss konstruiert, und die meisten landen irgendwann an einem Platz, wo sie niemand abholen wird. Sie müssen den Profit in einem halben Jahr einspielen, und der Rest interessiert den Betreiber nicht.


Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier


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