Montag, 30. September 2024

Nach zweienhalb Jahren am Boden

17.8.2024

Am 16.8.2024 flogen drei Meppener Sonden in unsere Region ein. V1220783  kann ich bei Dollern bergen. Einen Tag später habe ich die Zeit für eine längere Radtour, um auch nach V1220769 zu suchen. Die Vorhersage ist recht ungenau. Das Landegebiet bei Oersdorf besteht aus Siedlungsbereich, großen gemähten Wiesen und Maisfeldern. Leider kann ich die Sonde nicht finden. Auf der Weiterfahrt passiere ich die Landestellen von V0850385 und D21065452, die ich aber beide nicht finden kann - die Landungen liegen ja auch längere Zeit zurück. Noch weiter in der Vergangenheit liegt der Flug der Radiosonde U3360189 aus Norderney vom 13.3.2023. Die hatte damals Gunther (alias Radioplayer) am Flugtag lokalisiert. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
U3360189
Produktionsdatum: 2022-08-20
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:
10113)
Flugdatum:
13.03.2023 00:00Z
Track
wettersonde.net/sondehub-Mix

Maximale Höhe:
19377m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.6 m/s

Landegeschwindigkeit:
5.4m/s

Fundstelle: Tatern,
LAT, LON: 
53.374313,9.52969, Google Maps
Status: Geborgen am 29.9.2024,16
:27 UT.
Methode:
Koordinaten von Gunther (Radioplayer)

Sie hing nach seiner Aussage in über 20m Höhe in einem Baum im Wald bei Wiegersen. Da ich schon einmal in der Gegend bin, steuere ich die Landestelle an. Die letzten 200m sind kaum befahrbar. Danach schlage ich mich durch ein Brombeergestrüpp. Erst nach einiger Suche kann ich die Sonde in vielleicht 18m hoch in den sich überlappenden Kronen zweier Fichten lokalisieren. Ich bin etwas erstaunt, dass sie derart hartnäckig noch im Baum hängt. Ich markiere einige niedrig hängende Zweige mit Tape. Für den Rückweg entdecke ich einen Pfad, der besser begehbar ist. Von dort aus ist die Sonde auch besser sichtbar. 



Danach radele ich ohne jede Sonde zum Bahnhof Ruschwedel, von wo aus mich der Zug zurück nach Hamburg bringt. Offenbar hat man dort mal wieder den Fahrkartenautomaten gesprengt. Ich erinnere mich, dass ich 2017 schon mal hier war und das gleiche hier passiert war. Zwischendurch war der Schaden aber wohl schon einmal behoben worden.


Faszinierend ist auch der Aufkleber auf dem neuen Fahrtrichtungsanzeiger. 


 

 

29.9.2024

Eine Meppener Sonde landet am 25.9. die Meppener Sonde V3440072 bei Wiegersen.  Ich beschließe hinzufahren. Vorher muss ich in Winsen/Luhe vorbeischauen, weil dort unweit des Bahnhofs die Mitternachtssonde aus Norderney heruntergekommen ist. Leider ist sie weg. Mit der Besitzerin durchkämme ich das infrage kommende Privatgrundstück, und auf der Straße und dem Bahngelände ist auch nichts. Danach geht es über Harburg und Buxtehude wieder mal nach Ruschwedel. Dort schwinge ich mich aufs Rad. Leider ist das Landegebiet der Meppen-Sonde in einem hohen Maisfeld lokalisiert. Die Treckerspuren verlaufen zu allem Überfluss parallel zur Flugrichtung. Ein kurzer Check, dann gebe ich auf. 

Wo ich schon einmal in der Gegend bin, kann ich vor Sonnenuntergang schnell noch den Baumlander kontrollieren. Die Schnur machte bei der Kontrolle im August einen sehr maroden Eindruck - vielleicht hat der erste Herbststurm vor ein paar Tagen ja etwas bewirkt. Hat er!

 



Da ich die Sonde ohne Gunthers Koordinaten nie gefunden hätte, trage ich ihn als Co-Finder ein und mache mich auf die Rückfahrt nach Ruschwedel und dann nach Hamburg. 


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Freitag, 27. September 2024

Peilen in der KFZ-Werkstatt

Am 26.9.landen alle 3 Meppener Sonden im Raum Hamburg. Die erste geht in Schenefeld nieder. Das ist nicht weit. Schnell mal vor dem Frühstück hinfahren, heißt es. Die S-Bahn bringt mich zum Bahnhof Krupunder, und von da geht es weiter mit dem Faltrad. 

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
V3440074
Frequenzen: 404.5 MHz
Timerkill: keine
Startstation:
Meppen (WMOID:10304)
Produktionsdatum: 2023-08-24
Flugdatum: 26.09.2024 5:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 23150m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.98 m/s 
Landegeschwindigkeit: 4.0 m/s
Landestelle: Stüvenwald
LAT, LON:
53.60017,9.84164 Google Maps
Status: Geborgen am 30.8.2024, 7:20UT

Methode: Peilung

Eile ist angesagt. Die Tawhiri-Prediction liegt auf der Altonaer Chaussee. Man kann sich aussuchen: Penny-Parkplatz, Straße, Gehweg, Tankstelle.

Es ist nicht weit. Als ich mich der Gegend nähere, blinkt die Leuchtdiode meines TTGO. Er empfängt die Sonde.Sie ist also noch da! Ich halte kurz an. Die  RDZsonde-App zeigt meine Position, aber nicht die der Sonde. Neustart von App und TTGO ändern daran nichts. Was ist da los?

Ein Blick aufs Display: Es wird die Sondennummer, aber keine Koordinaten angezeigt. Offenbar hat die Sonde Probleme mit dem GPS-Empfang. Ich radle weiter. Da ist auch schon die Tankstelle und drüben der Penny-Parkplatz. Auf dem letzteren schaue ich mich um. Da liegt nichts Sondenartiges herum. 

Ich schaue auf den TTGO: Da blinkt nichts mehr und das Display ist leer - kein Empfang. Das ist verwirrend. War da jemand schneller? Oder wurde die Sonde in den letzten Minuten von einem Auto überrollt? Gegen letzteres spricht die Abwesenheit von Trümmern auf dem Parkplatz. Ein Blick auf die Straße und in den Rinnstein? Nichts. 

Ich habe in der Hektik des Aufbruchs gar keine Extrapolationslösung gerechnet. Das mache ich mal eben am Straßenrand mit dem Handy. Danach könnte die Sonde auch auf dem Tankstellengelände oder auf der daneben liegenden Straße liegen. Ein schneller Check ist ergebnislos. Aber als ich das Rad an der Tankstelle vorbei schiebe, fängt der TTGO wieder an zu blinken!

Immer noch werden keine Koordinaten angezeigt. Die Erklärung ist naheliegend. Das Ding ist von den Mitarbeitern eingesammelt worden und ist jetzt da drin. Und in den blechverkleideten Hallen hat sie keinen GPS-Empfang. 

Ich weiß von einem anderen Fall, dass ein TTGO eine sehr gute Peilhilfe darstellt. Zwar habe ich keine Peilantenne dabei. Aber das Schöne an den TTGOs ist, dass der Empfänger selbst bei äußerster Annährung an eine Radiosonde niemals sättigt. Und es gibt eine Signalstärke-Anzeige in dbm. Je näher die negative Zahl an 0 liegt, desto stärker das Signal. 

Mal gucken: Momentan werden -110db angezeigt. Das ist ein sehr schwaches Signal. Ich betrete den Tankstellen-Shop, und schon ist das Signal viel stärker: -70 bis -80db. Ich frage an der Kasse: Dort weiß man von nichts. Sobald ich das Gebäude verlasse, habe ich nur noch -113db - fast nichts. Das Ding ist da drinnen.

Drüben an der Waschanlage sieht es viel interessanter aus: wieder Werte um -70db. Und der Typ an der Waschanlage weiß was! Er hat mitgekriegt, wie die Kollegen von der Werkstatt das Ding eingesammelt haben. "Fragen Sie doch mal drüben nach".  Als ich das Büro betrete, sind es -40 bis -50b. Die Sonde dürfte sich eindeutig hier in der Halle befinden und schreit um Hilfe. 

"Wissen Sie, ich bin der Chef von dem Laden hier. Ich sach Ihnen, hier hamwa sowas nicht",meint er, durchaus freundlich. "Gehen Sie mal wieder rüber zur Waschstraße und fragen Sie da doch noch mal genauer nach." 

"Da komme ich doch gerade her, und die haben mich zu Ihnen geschickt! Darf ich mal bei ihren Mitarbeitern nachfragen?" 

 "Können Sie ja gerne machen, aber ich sach Ihnen, hier hamwa sowas nicht gefunden."

Mitarbeiter Nr. 1 steht an einer Hebebühne in der Halle neben dem Büro. Das Display des TTGOs meint jetzt -30db. Er ist auch sehr freundlich, weiß aber leider von nichts. Ich bin sehr sicher, dass sich die Sonde in wenigen Metern Umkreis um die Hebebühne befindet. Ich sehe mich noch ein wenig um - da liegt aber nichts offen herum. Drüben ist noch eine Halle. Da steht auch ein Mann an einer Hebebühne. Selbe Frage, und er antwortet: "Ja, ich habe mich sehr gewundert. Ich hab sie drüben in die Halle gepackt - Moment...". Gemeinsam gehen wir zurück in die Halle von eben, er geht schnurstracks auf die Hebebühne von eben zu, öffnet einen danebenstehenden Schrank - und voila: eine RS41!  Schirm, Ballonrest und Abwickler liegen im Mülleimer.

 




 

Ist doch ganz klar: Wer jemals das Gewusel in einer Werkstatt gesehen hat, der weiß: Es kriegt nebensächliche Randerscheinung wie die Entsorgung von etwas obskuren Müll, der auf dem Hof herumliegt, nicht mit. Der Chef kann froh sein: Seine Mitarbeiter sind hilfsbereit, auf Zack und halten Ordnung. 

Immer wieder wird von ganz alten Hasen beklagt, dass ja früher alles besser war, weil man da noch peilen musste, und dass die TTGOs alles vermasseln. Solche Fälle wie dieser zeigen: Peilen funktioniert auch heute noch, und ein TTGO ist dabei besser als manche Empfänger, die man früher benutzte. 


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Mittwoch, 25. September 2024

Ein Startplatz und drei Landeplätze

Am 24.9.2024 startet der Truppenübungsplatz Bergen in kurzen Abständen DFM17 Radiosonden, die Richtung Hamburg fliegen. Ich kann zunächst nicht mittun. Die Landestellen verschieden sich aus dem Raum Bad Oldesloe über die Region im Duvenstedter Brook. Dann landet eine Sonde in Sasel. Ich bin noch beruflich eingespannt, kann aber meinen frisch erworbenen Antennenvorverstärker einem improvisierten Test auf der Büro-Fensterbank unterziehen. 

 


Das Ding behebt effektiv die relative Blindheit der TTGOs im Vergleich zu SDR-Sticks. Ich kann die Landung in Sasel einfach mitschneiden und sogar vom Handy aus ohne große Probleme erstmals Daten in wettersonde.net einspeisen. Das obwohl die Antenne und die Empfangsbedingungen suboptimal sind.

Diverse Sonden werden bereits eingesammelt, wie ich auf der Whatsappgruppe verfolgen kann. Eine landet auf einer Bullenwiese. Die Bullen spielen mit dem Ding herum, und erst, als sie sich 300m weit wegbewegen, kann Klaus hinlaufen und die Sonde bergen.

 Ich beschließe irgendwann am frühen eine Tour nach Sasel, um die dort die Sonde im Wohngebiet einzusammeln und mich im Falle weiterer Landungen selber ins Getümmel zu stürzen. Schon sitze ich in der S-Bahn nach Poppenbüttel. Die erste Landestelle ist nicht weit vom Bahnhof entfernt. 

Sondentyp: DFM17
SN:
21(322)063752
Frequenz: 403.47Mhz
Timerkill: keine
Startstation:
Bergen (Manöver)  (WMOID:-)
Produktionsdatum:
18.11.2021
Flugdatum:  24.9.2024 8:00-9:40Z
Track Wettersonde und eigene Daten
Maximale Höhe: 16584
m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.75 m/s 
Landegeschwindigkeit: 4 m/s
Landestelle: Sasel
LAT, LON:
53.40018,10.711855 Google Maps
Status: Geborgen am 24.9.2024, 12:23UT

Methode:GPS-Decodierung mit TTGO (RDZsonde)

Ich passiere auf dem Weg tatsächlich die DWD-Dienststelle Sasel, einem Startplatz für Radiosonden. Mein TTGO empfängt die Sonde wieder. Die Sonde liegt offensichtlich an einem Einfamilienhaus. Die Besitzerin ist im Garten, und ich spreche sie an. Sie und ihr Mann haben die Sonde auch schon entdeckt und sind ein wenig geschockt, zumal es keine Warnung in den Medien gegeben habe. Auch macht sie sich Sorgen, dass die Schnur möglicherweise die Solarmodule auf dem Dach beschädigen könnte. Ich kann einiges erläutern. Die Sondenbergung ist natürlich einfach:



Die Schnur geht über das Hausdach und verschwindet auf einem Nachbargrundstück. Die Besitzerin kennt die Nachbarn, und wir können die Schnur nach Abschneiden der Sonde über das Dach ziehen und somit alles bergen. 

Am Ende stellt sich heraus, dass sie ca. 10 Jahre vor mir in Hamburg Biologie studiert und dann ihr ganzes Arbeitsleben als Biologielehrerin gewirkt hat. Wir haben ein längeres, sehr tiefgehendes Gespräch über alle möglichen Aspekte der Biologie in Schule und Universität. 

Danach muss ich mich erst einmal über die aktuelle Sondenlage informieren. Es stellt sich heraus, dass gleich um die Ecke soeben eine weitere Manöver-DFM gelandet ist. 

Sondentyp: DFM17
SN:
21(322)063704
Frequenz: 403.47Mhz
Timerkill: keine
Startstation:
Bergen (Manöver)  (WMOID:-)
Produktionsdatum:
18.11.2021
Flugdatum:  24.9.2024 11:00-13:00Z
Track Wettersonde
Maximale Höhe: 17549
m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.35 m/s 
Landegeschwindigkeit: 1.9 m/s
Landestelle: Sasel
LAT, LON:
53.65185,10.13003 Google Maps
Status: Geborgen am 24.9.2024, 13:41UT

Methode:GPS-Decodierung mit TTGO (RDZsonde). Bergung gemeinsam mit Klaus

Also schwinge ich mich aufs Rad und fahre hin. Es stellt sich heraus, dass die Sonde nicht im Wald, sondern wieder auf einem Einzelhaus-Grundstück niedergegangen ist. Neben mir hält ein Kombi.  Klaus ist zwar Mitglied der Whatsappgruppe, wir kennen uns noch nicht persönlich. Wir machen uns gemeinsam auf die Suche. Klaus hat sogar den Schirm aus der Ferne gesichtet. 

Die Nachbarin der Besitzer, die nicht vor Ort sind, geht mit uns auf das Grundstück. Sie hat die Landung live beobachtet. Die Sonde liegt wieder abholbereit auf dem Rasen, und Klaus kann mit seiner Otwo-Stange Schirm und Ballonrest aus dem Baum ziehen. 







Danach beratschlagen wir die weitere Lage. Die nächste Sonde ist im Anflug. Noch ist die Landeprognose unsicher, und beschließen abzuwarten. Am Ende liegt die vorhergesagte Landestelle nur 1.5km entfernt. Wir halten es für sinnlos, mein Faltrad in Klaus Auto zu packen, und so ich radle los. "Wir sehen uns gleich an der Landestelle". Insgeheim hoffe ich auf eine Live-Landung. 

 

Sondentyp: DFM17
SN:
 
21(322)063776
Frequenz: 403.47Mhz
Timerkill: keine
Startstation:
Bergen (Manöver)  (WMOID:-)
Produktionsdatum:
18.11.2021
Flugdatum:  24.9.2024 12:30-14:38Z
Track Wettersonde
Maximale Höhe: 18411
m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.27 m/s 
Landegeschwindigkeit: 2.8 m/s
Landestelle: Sasel
LAT, LON:
53.63532,10.11979 Google Maps
Status: Geborgen am 24.9.2024, 15:11UT

Methode:GPS-Decodierung mit TTGO (RDZsonde). Bergung gemeinsam mit Klaus


Das wird nichts. Die Sonde fliegt doch wesentlich kürzer als gedacht, so dass ich etwas weiter radeln muss als gedacht. Und in den engen Straßen mit ihren Baustellen staut sich die Blechlawine. Ich kann zwar per Slalomtechnik und durch Ausweichen auf Gehwege vorankommen, dafür bin ich langsamer als Klaus. Am Ende treffen wir zeitgleich an der Landestelle ein - wenige Minute nach der Landung.  Die Position liegt diesmal AUF einem Haus. 

Der nette Besitzer begleitet uns auf die andere Seite des Hauses. Da erkennen wir - nichts. Da die Grundstücksgrenze und eine Hecke direkt an der Hauswand verlaufen, haben wir auch keine Sicht auf das Dach. Auf der anderen Seite des Hauses kann ich die Schnur sichten, die vom Dach in Richtung Nachbargrundstück verläuft. Dort vermuten wir den Fallschirm. 

Der Besitzer kennt eine Stelle auf der Straße, von der wir aus einiger Distanz auf sein Dach schauen können. Und tatsächlich:  Direkt neben einem Schornsteinrohr steht die Sonde aufrecht in der Regenrinne. Wir erkennen auch die Schnur, die hinter dem First verschwindet. 

Wir diskutieren das weitere Vorgehen. Sollen wir die Schnur mit der Stange greifen und die Sonde über das Dach ziehen? Zu groß ist die Gefahr, dass sie am First hängen bleibt. Der Hauseigentümer schlägt vor, dass wir seine lange Leiter benutzen. Bevor wir das machen, sollten wir lieber doch versuchen, die Sonde mit der Stange und entsprechend umgebogenen Drahthaken aus der Dachrinne zu fischen, denn das Aufbauen der Leiter auf dem schmalen Streifen zwischen Hauswand und Hecke dürfte komplex werden.

So fange ich an, ein wenig in der Regenrinne herumzufischen. Das ist wegen des steilen Winkels nicht einfach. Da wir die Sonde und das Dach nicht sehen können, erfolgt dieser Versuch einer Upside-Down-Stangenbergung im Blindflug, Klaus kann besser erkennen, wie mein Haken relativ zum Dach und zur Rinne orientiert ist. Die ersten Versuche sind frustrierend. Dann habe ich mehrfach das Gefühl, mit dem Draht an ein Hindernis zu stoßen. Das dürfte die Sonde sein. Aber ich kann nichts einhaken. 

Klaus geht kurz weg, um nach der Leiter zu gucken, während ich weiter mein Glück versuche. Da habe ich plötzlich den Eindruck, dass sich der Haken an der Spitze der Stange jetzt an dem Hindernis verfangen hat. Ich kann jedenfalls die Stange nicht mehr ohne Widerstand in irgend eine Richtung bewegen. Vorsichtiges Ziehen und Heben bringt die Sonde ans Licht!

 



Nach dem Abschneiden der Sonde kann ich die Schnur problemlos über das Dach ziehen. Drüben erkunden Klaus und unser Hausbesitzer bereits die Lage am Fallschirm auf dem Nachbargrundstück. Ich kann nichts sehen, nur hören. Die Nachbarin versorgt die beiden gerade mit leckeren Äpfeln aus eigender Ernte. Als ich meinen Kram soweit zusammengerafft habe und auch nach drüben gehe, kriege ich auch sofort einen Apfel - und der ist extrem lecker. Auf dem Baum macht es sich die Katze des Hauses gerade gemütlich - Idylle pur!

Mit der Stange kann ich nach einigen Fehlversuchen auch den Fallschirm greifen, so dass wir das dritte Gespann in Folge komplett bergen können.

 

Foto: Klaus

 

Wir verabschieden uns von den netten Bewohnern. Immer noch sind Manöversonden unterwegs. Die Landestellen verschieben sich allmählich nach Südosten Richtung Bergedorf und später an den Rand der Göhrde. Genug für heute! Wir fahren heimwärts. Klaus braust Richtung Kaltenkirchen davon, während ich den S-Bahnhof Wellingsbüttel ansteuer. 

Alle drei Landestellen - Klaus hat noch zwei weitere Sonden geborgen - lagen in einem Umkreis von 1.5km in Sasel. Auf der 10km langen Tour mit dem Fahrrad bin ich zudem noch an einer der klassischen DWD-Startstationen vorbeigeradelt. Was für ein Tag!




 

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Sonntag, 22. September 2024

Nichtraucher-Wölfe in Salzhausen

Phantastisches Wetter - wahrscheinlich die vorerst letzten schönen Spätsommertage - laden zu einer Radtour ein. In der Gegend um Salzhausen erinnere ich Bergender Sonde, die dort im August im Wald gelandet ist und um die sich keiner gekümmert hat. Nicht weit weg davon gibt es eine weitere Waldlandung mit extrem genauer Prediction, die allerdings vor einem Jahr stattfand. Ich stelle fest, dass der Bus 4406 von Winsen nach Salzhausen eine gute Anreise bietet. 

Auf dem Weg stelle ich fest, dass ich, wenn ich die Radtour nicht von Salzhausen aus starte, sondern bereits in Garlstorf. Ich verlasse spontan den Bus, entklappe das Faltrad, und ab geht es. 

Die Tour endet nach wenigen Metern. Die auf den Karten als durchgehende Straße Meierhof entpuppt sich als Privatweg. Der Umweg geht über Kopfsteinpflaster. Irgendwie geht es so den ganzen Tag weiter. 

Am Bahnhof von Garlstorf geht es einen schönen Weg in Richtung auf den Wald. Riesige Anti-Neubaustrecke-Banner verkünden: "HIER HÄLT KEIN ZUG". Könnte man das nicht mal ändern? Vielleicht würden dann mehr junge Leute wohnen bleiben, wenn sie schnell nach Hamburg pendeln können? 

Rechterhand drohen Warnschilder mit aktivem Beschuss. Der Sound unterstreicht die Bedrohung, dort scheint der dritte Weltkrieg bereits begonnen zu haben. Die örtlichen Jäger betreiben dort einen Schießstand. Die Schussfolge lässt sich mit Jagdgewehren m.E. nur erzielen, wenn ein Dutzend Schützen permanent um die Wette ballern. Oder testen die da heute ganz andere Waffen? 

Jetzt wird der Weg so richtig schlecht, und das wird sich auch auf die nächsten Kilometer nicht ändern. Grund: Die Gegend lebt weitestgehend vom Vermieten von Pferdeboxen an Städter. Praktisch alle Wanderwege eignen sich weder zum Radfahren noch zum Wandern.



Die Gegend ist sandig, was es nicht besser macht. Das Vorankommen mit meinem Rad: Auf 100m Radfahren kommen 200m angestrengtes Schieben. Tragen des Fahrrads ist mancherorts auch nötig. Am Ende bin ich froh, als ich an der ersten Landestelle ankomme.

 


 


Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U1240618
Produktionsdatum: 2022-03-24
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill:
5h:00m

Startstation:
Bergen
(WMOID:
10238)
Flugdatum: 4.08.2024 (12:00Z)
Track
Radiosondy.info

Maximale Höhe:
33914m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.08m/s

Landegeschwindigkeit:
9.9m/s

Landestelle: Salzhausen,
LAT, LON:
53.24491,10.13570 Google Maps
Status:
Geborgen am 21.9.2024 9:48UT
Methode: Tawhiri-Prediction nach wettersonde.net-Daten

 

Die Landeposition liegt ungefähr 170m von dem Weg entfernt. Es ist ein relativ lockerer Wald mit hohen Kiefern. An der Prediction verwirren mich zunächst "Schnüre", die sich aber als Spinnenfäden entpuppen. 



Dann aber entdecke ich die Sonde in 50cm Höhe am Stamm einer schief stehenden Kiefer. 



Ich versuche, die Schnur über die Bäume zu verfolgen, aber sie scheibt im Wipfel der Kiefer zu enden. Ich verfolge die grobe Flugrichtung und finde den Schirm und den großen Ballonrest am Boden. 




Die Schnur ist bereits total im Moos eingewachsen. Ich brauche Gewalt, um sie freizulegen. Sie endet blind. 

 





 

 Nach dieser leichten Bergung geht es weiter zur nächsten Sonde, U1310140. Der Weg ist jetzt über weite Strecken noch schlechter. Die Prediction dieser Landestelle ist sehr exakt. Leider kann ich die Sonde nicht finden. Entweder hängt sie noch im Baum, oder sie ist nicht mehr da. 

Was soll ich jetzt tun? Schnell nach Salzhausen fahren, ab und den Bus und heimwärts fahren? Irgendwie wollte ich doch eine Radtour machen? Bisher hatte ich ein Rad 5km durch den Wald geschoben! Ich beschließe, T1320235, eine Sonde bei Heiligenthal zu besuchen, die ich mal beim Versuch einer Bigshot-Bergung erfolgreich in dem Geäst einer Eiche verheddert hatte. 

Auf dem Weg wieder Banner. Diesmal hetzt man nicht gegen den Bahnbau, sondern gegen den Wolf. Überall auch Plakate, dass der Wolf die Weidewirtschaft ruiniere. Diese würde die Artenvielfalt verbessern. Irgendwelches Nutzvieh steht nicht auf den Weiden, sondern nur die Pferde irgendwelcher Großstadtmenschen. Wenn man den Wolf abschießt, vermindert das die Artenvielfalt um eine Art, oder sehe ich das irgendwie falsch? Aus Namibia weiß ich, dass hohe Zäune gegen Schakale helfen. Muss man nur aufstellen und pflegen. Vielleicht mal Entwicklungshilfe anfordern? Dort hat eine typische Farm die Fläche eines typischen Landkreises, dagegen ist eine Pferdekoppel bei Kirchgellersen eine Lachnummer.

Immerhin gibt es vor Ort noch Leute, die das richtig einzuordnen in der Lage sind....


Die Sonde kann ich in der Eiche nicht entdecken. Unten liegt auch nichts herum. Das ist ärgerlich, weil ich den Fall nicht abschließen kann. Denn die Sonde kann sich durchaus noch im dichten Laub der Eiche verbergen. 

Soll ich mit dem Bus zurückfahren? Nein, bis der kommt, bin ich mit dem Rad in Lüneburg. So radle ich gegen den starken Ostwind weiter und erreiche den nächsten Zug nach Hause. 


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