Mittwoch, 10. September 2025

Manöversondensturm aus Munster Süd

 Am 8. und 9.9 starten auf dem Truppenübungsplatz Munster Süd große Mengen von Manöversonden. Da die DFM09-Vorräte offenbar langsam zur Neige gehen, handelt es sich ausschließlich um Sonden des Typs DFM17. Am ersten Tag ist es fast windstill, so dass die Sonden überwiegend in der Nähe der Übungsplätze niedergehen. Für den 9.9. wird prognostiziert, dass sich die Landestellen in den Bereich westlich von Hamburg verschieben werden. Ich muss allerlei Dinge auf Arbeit regeln, nehme aber sicherheitshalber Faltrad und etwas Ausrüstung mit. Am Vormittag landen die Sonden südlich der Elbe, wo Axel und Dirk sie einsammeln. Erst D23032115 droht zeitweise mit dem Sprung über die Elbe, zieht es dann aber vor, bei Cranz in die Este zu fallen. Die nächste Sonde zieht es dann endgültig auf meine Seite des Flusses. Die erste Landestelle soll bei Holm nordwestlich von Wedel landen. 

Ich springe in Klein Flottbek in die S-Bahn und fahre nach Wedel. Dort bringt mich der Bus nach Holm. Vor Ort wird das Rad ausgeklappt. Aber wo soll ich jetzt hinfahren? Diese Frage ist diesmal nur schwer zu beantworten.  

Sondentyp: DFM17
SN: 
23029703
Produktionsdatum: ?
Frequenz:
403.45 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Munster Süd
 (WMOID:-)
Flugdatum: 09.09.2025 12:25ZL
Track Wettersonde.net
Maximale Höhe: 17647m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.82
 m/s 
Landegeschwindigkeit: 3.5 m/s
Landestelle: Holmer Sandberge, LAT, LON: 
53.61787,9.71011, Google Maps
Status: Nicht geborgen, lokalisiert in 20m Höhe in einer Kiefer am 9.9.2025, ca. 14 UT
Methode: Empfang des Sondensignals mit TTGO (RDZsonde)

Normalersweise sind immer zwei Manöversonden in der Luft, und sie wechseln sich in den Sendefrequenzen 403.45 und 403.89MHz ab. Diesmal kriegen aber die Soldaten vom Wetterzug die Sache durcheinander und starten nacheinander zwei DFMs, die beide auf 403.45 MHz senden.  

Das resultierende Frequentchaos hat direkte Auswirkungen auf meine Sondenjagd. Die Spuren im Internet verlieren sich in 800m Höhe. Und mein TTGO empfängt nur die laute und lärmige Nachfolgesonde. 

Was tun? Ich gucke mir die angesichts der hohen Windgeschwindigkeit und des gut funktionierenden Fallschirms sehr ungenaue Tawhiri-Prediction in wettersonde.net an und radele in diese Richtung. Vielleicht komme ich auf diese Weise nahe genug an die soeben gelandete Sonde heran, dass ihr Signal das der Nachfolgesonde übertönt und sie mir so ihre Position verrät. Und es gelingt! Die Landestelle liegt an den "Holmer Sandbergen". 

Es handelt sich um eine sehr interessante, teilweise mit Eichen und Kiefern bewaldete Dünenlandschaft. Leider ist von der Sonde weit und breit nichts zu sehen. Sie sendet aber immer noch laut und lärmig. Irgendwann kletter ich auf eine Düne und kann dann auf der geneigten, sehr dichten Krone einer Kiefer etwas Schnur aufliegen sehen. Von Schirm und Sonde keine Spur! Ich beäuge die Kiefer von allen Seiten mit dem Fernglas und entdecke die Sonde am Ende verhakt im Geäst, sicherlich 20m über dem Boden. Hier ist erst einmal nichts zu machen. 

Inzwischen ist die störende Sonde in Uetersen gelandet, und die übernächste Sonde zielt bereits meine Gegend an. Um weiteres Chaos zu vermeiden, sendet sie auf einer Ausweichfrequenz. Die Zeit reicht nicht für beide Sonden. Ich entscheide mich, der noch in der Luft befindlichen Sonde hinterher zu fahren und sie unmittelbar nach der Landung abzupassen. 

Sondentyp: DFM17
SN: 
23(131)031320
Produktionsdatum: 11.5.2023
Frequenz:
403.79 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Munster Süd
 (WMOID:-)
Flugdatum: 09.09.2025 12:25ZL
Track Wettersonde.net
Maximale Höhe: 16667m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.84
 m/s 
Landegeschwindigkeit: 3.6 m/s
Landestelle: Heist, LAT, LON: 
53.65143,9.63746, Google Maps
Status: Geborgen am 9.9.2025, 14:49 UT
Methode: Empfang des Sondensignals mit TTGO (RDZsonde)

Also radle ich los. An jeder guten Abzweigemöglichkeit nach Westen halte ich kurz an. Ich sehe mir auf wettersonde.net die Position der Landevorhersage an und passe die Route an. Kurz vor Heist geht es auf Wirtschaftswegen nach Westen. 12 Minuten nach der Landung bin ich schon sehr nah am Ziel und schalte den TTGO an. Und der hat tatsächlich Empfang. Ein schlechter Feldweg führt in die korrekte Richtung. Die Sonde liegt auf einem Acker, auf dem der dopplet mannshohe Mais in ganzer Pracht steht. Und Gefahr ist im Verzug - zwischen Landestelle und einer Hochspannungsleitung sind es laut Karte nur knapp 50 Meter.

Der Zugang erweist sich als besser, als es von Weitem scheint. Treckerspuren führen bis unmittelbar zur Sondenposition. Die Hochspannungsmasten türmen sich vor mir auf, sie sind bedrohlich nah. Also fass ich die am Boden liegende Sonde erst einmal besser nicht an. 

 

 

 

Die gespannte Schnur verläuft die Maispflanze herauf und dann...waagerecht...weiter. Das ist beruhigend. Schnur und Schirm hängen also nicht oben in den Drähten!

Per Schnurzug kann ich mir Schirm und Ballonrest problem- und bedenkenlos aneignen. Die Schnur ist erstaunlicherweise nur wenige Meter lang. Der Rest befindet sich im Originalzustand noch auf dem Abroller.

 

 

 

Angesichts der hochspannenden Umgebung bin ich für diese "Fehlfunktion" sehr dankbar. 

 

 

Mit der Beute geht es zurück zum Rad. Es sind nur wenige hundert Meter bis nach Heist. Von dort geht es mit dem Bus und S-Bahn zurück nach Klein Flottbek, wo ich noch mein Notebook deponiert habe. 

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier  


Sonntag, 7. September 2025

Radiosondenjagd zwischen Unterlüss und Suderburg

Das Deutschlandticket macht es reizvoll, auf der Hannoverschen Strecke auch mal ein paar Stationen weiter zu fahren als nur bis Lüneburg oder Uelzen. Die Bergener Nacht-Sonde vom Samstag, den 6.9.2025, landet unweit Unterlüss im Wald. Die Spur endet auf den Internetquellen in 480m Höhe. Ich habe aber den Flug via Tower bis  Baumwipfelhöhe mitgeschnitten. Und da nach der Landung keinerlei Sondensignal mehr zu empfangen war,  liegt die Sonde wohl am Boden. Unweit von Suderburg kenne ich eine weitere gut definierte Tower-Landestelle sowie eine hoch im Baum hängende Radiosonde, die dringend mal kontrolliert werden müssen. Die Sonne lacht vom Himmel. So steht das Zielgebiet für meine Radtour fest.

Ich fahre zum Hauptbahnhof und ziehe dort bei der großen Zugverspätung-Gleiswechsel-Tombola den Hauptgewinn.  Das führt dazu, dass ich früher als geplant (!!) in Unterlüss ankomme - in einem nur von wenigen Fahrgästen genutzten stark verspäteten Zug. 

Vom Bahnhof führt der schlechteste Landstraßen-Radweg Norddeutschlands ostwärts. Unmittelbar vor der Sondenposition geht es südwärts in den Wald - das Vorankommen auf dem Waldweg ist erholsamer. Und schon bin ich da. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
V1230156
Produktionsdatum: 
22.03.2023
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5h:00m
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 05.09.2025 (00:00Z)
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 33214 m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.93m/s
Landegeschwindigkeit: 3.1m/s
Landestelle: Unterlüß, LAT, LON: 
52.81145,10.33745 Google Map 
Status: Geborgen am 6.9.2025, 10:21UT.  
Methode:
 Extrapolation aus Tower-Daten

 

Bei der Annäherung ist erkennbar, dass die Landestelle am Rande einer wenig bewachsenen Brandschutzschneise liegt. Und von einem der Bäume hängt eine Schnur herunter. 


 

 Hier hängen der Schirm und der Ballonhals in 4 Metern Höhe:

 

Auf der anderen Seite des Baums steht die Sonde wie ein Gartenzwerg auf dem Boden.





 

Zur Schirmbergung muss die Stange nicht bemüht werden - nach Entfernen der Sonde fallen die Reste einfach vom Baum. 






 

Was fange ich jetzt mit dem angebrochenen Tag an? Ursprünglich ist der Plan eine Rückfahrt zum Bahnhof. Dort würde ich eine Station zurück bis Suderburg fahren und von dort aus die beiden anderen Sonden checken. Ich habe aber keine Lust, auf dem nervigen Radweg an der viel befahrenen Straße zum Bahnhof zu radeln, dort alles abzumontieren, eine halbe Stunde auf den Zug zu warten, um ein paar Kilometer zu sparen. Lieber radle ich durch den Wald zur zweiten Sonde und von dort aus über die dritte Position nach Suderburg.

Der Weg führt an einer Brandschutzschneise entlang, auf der die Heide blüht. Mir kommt die Landschaft irgendwie bekannt vor. Tatsächlich: In der Gegend habe ich eine Bergener Radiosonde unmittelbar nach der Landung geborgen. Mit allerlei Schnur- und Stangenmanövern bekam ich damals die Sonde vom Baum, nicht aber den Fallschirm! Mich hatte das ziemlich geärgert, denn ich konnte mit der 14m-Stange den Schirm antippen, aber nicht einhaken. Und am Ende ging mir das Tageslicht aus. Wenn ich schon einmal hier bin, sollte ich vielleicht vorbeischauen, ob da heute mehr geht!

Auf meiner digitalen Karte ist die alte Landestelle bereits gelöscht. Aber auf meiner Homepage gäbe es die Koordinaten. Der riesige Wald ist allerdings ein einziges Funkloch! Irgendwann habe ich auf einem Hügel wieder Internetempfang. Und ja, die alte Landestelle liegt nur wenige hundert Meter entfernt. Rasch habe ich mich vor Ort wieder orientiert. Und da hängt der Fallschirm im Baum!


 

Und die Situation ist günstig. Die verblichenen Reste hängen jetzt erheblich niedriger und werden eine leichte Beute für meine Stange. So kann ich doch noch alle Hinterlassenschaften des Sondenflugs aus der Umwelt entfernen

 


 

Bei Hösselingen verlasse ich den Wald und fahre weiter bis Räber. Auf der Eisenbahnbrücke operiert eine ältere Dame mit ihrem Gehstück einen Gegenstand auf der Fahrbahn. Es handelt sich um eine leider plattgefahrene Kreuzotter, die sich dort wohl zu lange gesonnt hat. Schade - aber schön, dass es solche Tiere hier noch gibt! 

Hinter dem Dorf geht es wieder in den Wald. Dort hängt die zweite Sonde - die Bergener Mittagssonde vom 19.8.2025 - im Baum. Dank Tower kenne ich die exakte Landestelle. Und schon aus großer Distanz sehe ich an einem Baumstamm einen weißen Fleck - die Sonde in 5 Metern Höhe. 

  

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
U3250165
Produktionsdatum: 12.08.2022
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5h:00m
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 19.08.2025 (12:00Z)
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 34323 m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.22m/s
Landegeschwindigkeit: 8.6m/s
Landestelle: Räber, LAT, LON: 
52.89428,10.37873 Google Map 
Status: Geborgen am 6.9.2025, 13:42UT.  
Methode:
 Position nach der Landung via Tower

 

 

Schirm und großer Ballonrest hängen leider in großer Höhe fest:

 

 

 

Die Sonde wird eine leichte Beute für die Teleskopstange, aber leider kann ich weder Schnur noch Ballonrest bergen.  

 

 

 






Danach radel ich zurück nach Suderburg. Auf dem Weg liegt die Landestelle von V1010560, der Bergener Nachtsonde vom 24.4.2025. Diese hatte ich nach Towerdaten am 1.5. aufgespürt. Leider hing sie hoch im Baum, und zwar direkt über einem Wanderweg. Heute habe ich kein Glück. Offenbar ist die Sonde vom Baum gefallen. Jemand hat die Sonde mitgenommen - aber nicht das lange Schnurstück. Dieses muss aus einem bodennahen Strauch herausgeklaubt werden und kann dann am nahen Bahnhof Suderborg in den Mülleimer wandern. Von dort aus bringt mich der Metronom zurück nach Hamburg. 

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier  

Freitag, 5. September 2025

Auf die Straße, Genossen!

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
V1230156
Produktionsdatum: 10.03.2023
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5h:00m
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 05.09.2025 (12:00Z)
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 32818 m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.14m/s
Landegeschwindigkeit: 5.80m/s
Landestelle: Hamburg Kirchdorf-Süd, LAT, LON: 53.48552,10.02427 Google Map 
Status: Geborgen am 5.9.2025, 13:45UT.  
Methode:
 Extrapolation aus Wettersonde.net-Daten

Diese Sonde steuert am Freitagnachmittag auf Hamburg-Wilhelmsburg zu. Die Prediction liegt direkt am S-Bahnhof. Um im Falle einer ungenauen Prediction etwas mobiler zu sein, nehme ich das Faltrad mit, und falls sie an Fassaden oder in Straßenbaum endet, halte ich die Mitnahme von der 10m Stange für angeraten. Ein TTGO muss sowieso mit. Am Ende habe ich keinen dieser Gegenstände zwingend benötigt. 


Während die S-Bahn Wilhelmsburg ansteuert, verschiebt sich die vorhergesagte Landestelle immer mehr nach Osten. Zeitweise droht die Sonde auf die A1 oder auf den Rasthof Stillhorn zu purzeln. Mir ist nicht ganz klar, ob ich da überhaupt rankomme. Dann liegt sie auf den nassen Wiesen östlich der Autobahn - und ich habe kein sinnvolles Schuhwerk und keine geeigneten Beinkleider mit. Dann aber fliegt die Sonde kürzer und landet in Kirchdorf-Süd nieder.  Sascha in Seevetal hat sie bis in 33m über Grund verfolgt und die Daten in wettersonde.net eingespeist. In der S-Bahn kann ich noch schnell eine Extrapolation ausrechnen.

 Danach liegt die Landeposition direkt an der Bushaltestelle "Stübenhofer Wettern", und zwar mitten auf der Straße! Von Wilhelmsburg könnte man den Bus nehmen, aussteigen, einsammeln, gleich wieder einsteigen! Nein, dieser einmalige Öffi-Stunt macht keinen Sinn: Der Bus 155 fährt laut HVV-App nur alle halbe Stunde und ist gerade abgefahren. Soll ich die 2km mit dem Rad zurücklegen? Nein, da vorne steht der Bus Nr. 13 abfahrtbereit. Der fährt bis Kirchdorf-Süd, und von der dortigen Bushaltestelle sind es nur 400m.

Mit dem Faltrad bin ich overequipped, man hätte die Strecke auch leicht zu Fuß zurücklegen können. Aber so geht es schneller. Kurz in die Pedale getreten. Den TTGO hätte ich ebenfalls zuhause lassen können - da sendet nämlich nichts mehr! Da vorne kommt schon die besagte Bushaltestelle mit der Landestelle in Sichtweite. Und tatsächlich, auch die Stange trage ich unnütz herum: Mitten auf der Fahrbahn liegen - von Weitem unübersehbar - ein größerer Ballonrest und ein roter Fallschirm! Die Schnur ist offenbar nur teilweise abgerollt, und am Rande der benachbarten Parkbucht kann ich beim Näherkommen auch die Sonde erkennen. Diese ist still und stumm,  macht aber einen weitgehend unbeschädigten Eindruck. Bei genauerem Hinsehen ist die Frontpartie des Styroporgehäuses etwas gestaucht. 

 





 

 

 

 

Auch lässt die Fundposition vermuten, dass das Gespann von einem Auto mitgerissen und unsanft ein paar Meter verlagert worden ist, und dabei hat sich die Sonde wohl ausgeschaltet. 

Schnell wird alles eingesammelt. Es zeigt sich einmal mehr: Für die "Operation Urban Rescue" ist schnelles Erscheinen an der Landestelle entscheidend. 

  

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier