Dienstag, 6. Juni 2017

Hamburg unter Dauerfeuer

Wegen des Manövers "Heiderfeuer" werden in diesen Tagen ständig DFM09-Radiosonden der typischen Manöversonden-Bauart (roter kleiner Ballon, kleiner roter Schirm, Ballon platzt in 15-17km Höhe) gestartet. Die Startorte lagen überwiegend im Raum Bergen. Heute war der Hamburger Raum unter DFM09-Dauerfeuer. Erst landeten die Sonden bei Glinde und Barsbüttel. Dann folgte die übliche Bergener Morgensonde in der gleichen Region*). Eine Sonde fiel auf Bramfeld, eine weitere auf Ohlsdorf. Diese beiden wurden erfolgreich geborgen. Dann prasselten die Sonden auf die Region Kayhude, Henstedt-Ulzburg usw. Den Schlusspunkt setzte die fahrplanmäßige Bergener 18Z-Sonde bei Glashütte.

Für den im Öffi/Fahrradstil arbeitenden Sondenjäger war vor allem lästig, dass diesmal die Sonden ein 40X40km großes Gebiet abdeckten, das sich unmotorisiert nicht schnell durchstreifen ließ. Daher konnte ich an diesem Tag nur 2 Sonden bergen - aber immerhin. .

Auf dem Balkon verfolgte ich zunächst eine DFM, die östlich von Barsbüttel niederging. Deren Landekoordinaten konnte ich recht genau ermitteln. Dann landete die Sonde 616700 bei Bramfeld. Auch deren Koordinaten konnte ich bis in Baumwipfelhöhe verfolgen und mit guter Genauigkeit mittels Habhub eine Landestelle berechnen. Die Sonde 431176 war in der Luft, als ich mich nach Bramfeld aufmachte.
Bramfeld ist sowas wie ein weißer Fleck des öffentlichen Nahverkehrs. Ein paar Busse fahren da hin, und alle Schienefahrzeuge machen einen Bogen um die Gegend. Das hält auf. Unangenehm war, dass es bei Erreichen der kleinen Seitenstraße keinerlei Empfang der DFM gab. Eine Dame nutze  gerade eifrig eine Heckenschere. Sie  sah mich mit Antenne und wachem Auge die Gegend inspizieren und sagte mir auf den Kopf zu, dass ich wohl einen Ballon suche (!). Den hätte ihr Bruder, der wohnt ein Haus weiter. "Klingeln Sie doch einfach mal da an!" Der Bruder war aber auch fleißig im Garten, und er brachte stolz die DFM herbei - und ließ sie mir! Er zeigte mir den Baum, in dem er sie gefunden hatte - der lag exakt auf meiner Prediction. Was soll man sagen.



Ich verabschiedete mich von dem interessierten Herren und peilte die Lage. Nach der Bremer Seite waren die aktuellen Sonden Richtung Kayhude unterwegs, und 431176 war unweit des S-Bahnhofs Kornweg niedergegangen. Da hinzukommen, ist aber leider von Bramfeld aus eine Stundenreise - obwohl die Luftlinie lachhaft ist. Busse, Verspätung, umsteigen, nochn Bus, und dann endlich eine S-Bahn ab Poppenbüttel. Vom S-Bahnhof Kornweg war eine weitere DFM auf der Frequenz aktiv. Nach deren Landung bei Kisdorf konnte ich das schwache Signal von 431176 empfangen. Nahe an der Bremer Landestelle war der Empfang prima, und die GPS-Koordinaten waren zu dekodieren. Die Sonde war 600m entfernt - das ist recht weit für die sonst relativ zuverlässigen Bremer Vorhersagen. Also nichts wie hin.

Vor Ort war von der Sonde nichts zu sehen. Die GPS-Position war direkt an der Häuserfront eines Mietshauses. Auf dem Balkon im Erdgeschoss eines Nachbarhauses verfolgte ein Ehepaar meine Aktivitäten, und ich erklärte ihnen den Grund. Der Mann kam gleich heraus und war sehr aktiv. Ich erklärte ihm, wie sowas genau aussieht, und dann machte ich mich auf den Weg zur anderen Seite des Blocks. Und da hing in einem Baum der rote Fallschirm und der rote Ballonrest.




Die Schnur verschwand auf dem Dach besagten Hauses. Zurück auf der anderen Seite hatte derweil der Mann die Sonde an der Hauswand gesichtet.





 Wenn ich mit meiner GFK-Stange  am Schirm zog, bewegte ich die Sonde nach oben. Aber eben nicht, wenn ich die Sache entspannte, nach unten. Der nette Helfer hatte inzwischen einen älteren Herren herbeigerufen, der einen Schlüssel für das Flachdach hatte. Zu dritt bargen wir die Sonde und wickelten die Schnur auf.






Eine abendliche Radtour zur Landestelle von 501022 bei Henstedt-Ulzburg war erfolglos. Allmählich sind die Felder so hoch bewachsen, dass man ohne sehr genaue Kenntnis der Landestelle nichts mehr findet. Einen Empfänger hatte ich gar nicht erst mitgenommen. Das war ein Fehler, denn gar nicht weit weg landete die Bergener Abendsonde. Noch der besser ermittelten Sonde 617897 einen Besuch abzustatten, war sinnlos, weil es allmählich dunkler wurde.

In jedem Fall danke ich den Helfern an den Landestellen, die die Bergung  von zwei Radiosonden ermöglichten.

*) Nachtrag am 7.6.2017:  Jürgen Wruck hat die SGP bei Kronshorst geborgen. Bei der DFM bei Barsbüttel hatte er keinen Empfang und auch kein Glück. Hat die vielleicht vorher jemand erbeutet?

Übersicht über alle Radiosondenfunde hier