Freitag, 12. Oktober 2018

Bergen Hattrick

Da Bergen alle 6 Stunden eine Sonde startet, kann man manchmal mit sehr viel Glück drei aufeinander folgende Sonden einsammeln. Die letzten Male scheiterte das immer an einer der drei Sonden, die dann doch z.B. im Wasser oder auf einem unzugänglichen Spülfeld niederging. Am 11/12.10.2018 gelang mir so ein Hattrick. 


Ich hatte damit gerechnet, dass allerlei Manöversonden dazukommen könnten, aber die flogen genau wie die Bergener Morgensonde alle sehr weit nach Norden, z.T in die Nordsee. Dafür taten mir die reguläre Mittagssonde, die Abendsonde und die Mitternachtssonde aus Bergen den Gefallen, in erreichbarer Nähe zu landen.  Das hing damit zusammen, dass alle drei einen schlecht funktionierenden Fallschirm und riesige Ballonreste hatten und steinartig niedergingen. Der Killtimer aller Sonden war auf 5 Stunden eingestellt, was in 2 von 3 Fällen eine rechtzeitige Anreise erlaubte. In einem der beiden Fälle war allerdings die Prediction so genau, dass auch im Dunkeln kein Empfang vor Ort versucht werden musste. Auch die dritte Sonde wurde rein per Prediction gefunden.  Aber der Reihe nach:

Sondentyp: RS41-SGP
SN: N2310680
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5h
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 11.10.2018 12Z
Track  Bremen 
Landestelle Seester, LAT LON: 53.71918, 9.58848  Google maps
Funddatum 11.10.2018, 14Z
Gefunden durch Sonden-GPS der gelandeten Sonde


N2310680, die Bergener Mittagssonde kam in Seester herunter. Ich konnte sie wegen der Bebauung nur bis 1200m Höhe verfolgen, aber die Bremer Seite hatte sie bis in 467m Höhe erfasst. Die letzte Sinkgeschwindigkeit betrug 12m/s. Ich sprang in den Zug nach Elmshorn und von da brachte mich ein Bus bis Seester. An der Bushaltestelle in 700m Entfernung gab es KEINEN Empfang, was meinen Optimismus deutlich dämpfte. Also schnell das Rad entfaltet und an eine Stelle gefahren, an der laut Karte eine Brücke über den breiten Fleet Rönwettern führte. Ein weiterer Empfangsversuch ergab einen schwachen Empfang und auch eine Dekodierung. Die Position war AUF dem Fleet, aber direkt am Ufer. Dort fand ich die Sonde schwimmend vor.
 



Wo war der bei Bergener Sonden auffällige Fallschirm? Ich verfolgte die Schnur, die entlang der relativ  steilen Uferböschung verlief. An einer Stelle konnte man sie ergreifen, was die weitere Bergung sehr erleichterte. Im Uferbewuchs versteckte sich der riesige Ballonrest und der total eingeschnürte Fallschirm. Ich war direkt daran vorbeigelaufen.













Von der Landestelle aus brachte mich das Rad zur Bushaltestelle in Klein-Nordende, die ich schon kannte. Sie war nämlich Ausgangspunkt so mancher Radiosondenexpedition gewesen. Tatsächlich führte mich meine Radtour direkt an der Landestelle einer Radiosonde aus Pinneberg (N3930599) vorbei, zu deren Bergung ich im Juni bei tropischen Temperaturen und stechender Sonne etliche Kilometer zu Fuß gelaufen war. Mit dem Rad war die gleiche Strecke sehr viel angenehmer. 

Die Rettung dieser Radiosonde qualifiziert nicht ansatzweise für die „DLRG-Seenot-Medaille“. Hierfür gibt es zwei überlegene Kandidaten: Patrick, der neulich eine verlorene Radiosonde nach stundenlanger Driftverfolgung aus der Weser fischte, und vor allem dieses Prager Team

Sondentyp: RS41-SGP
SN: N2310681
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5h
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 11.10.2018 18Z
Track  Bremen   eigene Daten 
Landestelle Neuwiedenthal, LAT LON: 53.476139, 9.866125  Google maps
Funddatum 11.10.2018, 20Z
Gefunden durch Tawhiri-Prediction aus eigenem Empfang bis 78m

Kaum war ich zuhause, war schon N2310681 unterwegs. Diese 18Z-Sonde landete schon im Dunkeln. Ich entschloss mich kurz zu einer Stelle in meiner Nachbarschaft zu gehen, wo es eine prima Horizontsicht nach Süden mit Blick über den Hafen gibt. Hier konnte uch die Landung bis in  eine GPS-Höhe von 78m verfolgen, das sind ca. 30m über dem Grund. Die Landestelle war auf Basis einer Prediction und etwas Hirnschmalz sehr genau festgelegt. Sie lag genau auf einem Weg, der an einem Schulgelände in Neuwiedenthal vorbeiführte, 8 Gehminuten vom gleichnamigen S-Bahnhof entfernt. Google Earth zeigte an der Stelle ein paar Bäume. Also Stange und Empfangsequipment eingesteckt und ab in die S-Bahn.

Vor Ort war ich zu faul, Recher und Antenne auszupacken. Der 5 Stunden Timerkill gab genug Zeit. Also erst einmal so suchen, die Position musste sehr genau sein. Im Licht einer Weglaterne sah ich als erstes den Ballonrest und den Schirm im Baum hängen. Verfolgen der Schnur, zum Teil mit einer hellen Taschenlampe, führte zur am Boden direkt am Wegrand liegenden Sonde. Ich war direkt dran vorbeigelaufen.

Ich holte den Schirm mit der 10m-Stange vom Baum und musste ständig Hundespaziergänger von meiner Harmlosigkeit überzeugen. Was macht der mysteriöse Typ da an dem dunklen Fußweg? Die fanden das recht spannend. Leider war ich einmal kurz unaufmerksam, wodurch ich die äußerste Spitze der Stange beschädigte.  Ich konnte aber das gesamte Gespann aus dem Baum holen.








  





 

Sondentyp: RS41-SGP
SN: N2310683
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5h
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 12.10.2018 0Z
Track  Bremen  eigene Daten
Landestelle Tangendorf, LAT LON: 53.286066, 10.096056  Google maps
Funddatum 12.10.2018, 14:30Z
Gefunden durch Tawhiri-Prediction aus eigenem Empfang bis 186m

Kaum zuhause, war auch schon die Mitternachtssonde N2310683 gestartet. Auch hier ging ich wieder an den guten Standort und konnte die Landung bis in eine Höhe von 185m verfolgen. Eine Prediction zeigte die Landung bei Tangendorf. Aber jetzt musste erst einmal geschlafen werden. An eine Bergung mit Empfang vor Ort war wegen des Killtimers danach natürlich nicht zu denken. Dennoch: Die Empfangsaktion hatte mir die relativ genaue Kenntnis der Landestelle eingebracht.


Was macht man, wenn der Bus am Ziel alle 3 Stunden fährt und man doch irgendwann ankommen will? Man klappt an einem schönen Oktobernachmittag sein Rad zusammen und fährt zu einer Bahnstation, wo der Zug alle Stunde fährt. Die ist zwar 12km vom Ziel entfernt, aber man kennt ja den Weg. Der führte nämlich über Pattensen, wo ich ja gerade erst wegen des Meppener Tandems war. Von da ging es weiter nach Tangendorf. Ich wählte Fahrwege, da ich die verkehrsreiche Landstraße mangels Radweg in nerviger Erinnerung hatte. Die Sonde lag wenige Meter neben der erwarteten Landestelle; der Ballonrest war sofort leicht auf dem Winterweizenfeld erkennbar. Der Rückweg musste im Turbomodus erfolgen, da ich in Ashausen nicht eine ganze Stunde auf den nächsten Zug warten wollte.












Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier