Sonntag, 31. Oktober 2021

Einmal Göhrde, immer Göhrde

 

Die knapp außerhalb der Reichweite meiner 10m Stange hängende DFM17 von letzter Woche schrieh nach einer Rückkehr mit besserer Hardware. Die 15m-Stange kann ich zwar an meinem Faltrad befestigen. Dann aber kann man keine Fronttasche mehr anbringen. Ein Rucksack, eine 1.5m lange Stange und ein Faltrad sind nervige Gegenstände beim Umsteigen. Daher habe ich heute mein altes, sauschweres Fahrrad (ein echtes Stahlroß eben) dabei. 

 

 Beim Umsteigen ist man auf der Suche nach Fahrstühlen, aber dafür hat man nur einen Gegenstand, nicht drei. Auch muss man für 3,29 Euro eine Fahrrad-Tageskarte erstehen. Alles Dinge, an die ich mich wieder gewöhnen muss. Dafür kommen die größeren und breiteren Räder bei schlechten Feld- und Waldwegen etwas besser durch. So erreiche ich wieder mal den Bahnhof Göhrde. Von dem es zum Ort Göhrde weitergeht, wo damals der Kaiser jagen ging. Das erste Ziel ist natürlich die letztes Mal nicht erbeutete DFM17.

 

Sondentyp: DFM17
SN:
20037063
Frequenz:
402.011 MHz
Timerkill: keiner
Startstation:
Pinneberg (WMOID:-)
Flugdatum: 14.20.2021 12:00Z
Track Radiosondy
Maximale Höhe: 25546m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 
4.53 m/s 
Landegeschwindigkeit: 13.1 m/s
Landestelle: Mailage, LAT, LON:
53.117341,10.913529, Google Maps
Status: Baumlander, 12m hoch. Stangenbergung am 30.10.2021, 10:46 UT
Methode: Tawhiri-Prediction nach Radiosondy-Daten

 Die hängt natürlich noch am Baum, ca. 12m hoch.



 Mit der 15m-Stange ist es kein nennenswertes Problem. 


Aber was macht man nun? Ich habe mich ein wenig vorbereitet und noch zwei weitere Radiosonden auf der Liste. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
S3140888
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 27.9.2021 12:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 33822m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.39 m/s 
Landegeschwindigkeit: 9.7 m/s
Landestelle: Kollase
, LAT, LON:
53.12471,10.88685 Google Maps
Status: Baumlander, 30m hoch in einer Kiefer. Ballonrest, Abroller, Schirm und etwas Schnur geborgen

Methode: Extrapolation aus Radiosondy-Daten

Die hatte Andreas, ein Mitglied unserer Whatsapp-Gruppe, bereits einmal besucht. Leider kam er nicht an die Landestelle heran, weil ein hoher Zaun das Gelände vom Weg abtrennte. Viele Chancen rechne ich mir daher nicht aus, aber da es nur 1km von der Straße entfernt ist, kann man ja mal vorbeischauen.

Ich bin sehr erstaunt, dass ich die Sondenschnur schon vom Weg aus problemlos sehen kann - es hängen ein paar Latexfetzen darin, die sie auffällig markieren. Von der Position aus macht es mir den Eindruck, dass die Landestelle vielleicht sogar diesseits des Zaunes liegt, der an der Stelle vom Weg abknickt und nach Norden verläuft. Und zu meinem großen Erstaunen ist der Zaun über weite Strecken beim letzten Sturm durch umgestürzte Baumriesen beseitigt worden. So ist es leicht möglich, zu der Schnur vorzudringen, die ohnehin nur ein paar Meter jenseits des ehemaligen Zauns liegt. Leider hängt daran keine Sonde, sondern ein riesiger Ballonrest, ein nur halb abgewickelter Abroller und ein eingeklemmter Fallschirm.

 

Die Schnur verschwindet in einer riesigen Kiefer. Die Sonde hängt in 30m Höhe sehr weit oben im selben Baum. Leider kommt sie nach Abtrennen der Schnur nicht herunter. Da sie zwischen Ästen verklemmt ist, dürfte sie noch ein paar Sturm-Saisons oben bleiben. Immerhin ist sie lokalisiert. Eine gute Nachricht: Wenn sie herunterfällt, dann wohl knapp auf der zugänglichen Seite des Zaunes. 

Weiter geht es die Straße vorbei zurück nach Pommoisel. Ich möchte noch einer weiteren Sonde vom selben Tag einen Besuch abstatten. Auch hier handelt es sich um eine Landung im Wald.

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
S3140888
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 27.9.2021 18:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 35261m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.95 m/s 
Landegeschwindigkeit: 13.5 m/s
Landestelle: Pommoisel
,
LAT, LON: 53.18147,10.89355 Google Maps
Status:
Baumlander, 25m hoch in einer Kiefer. Ballonrest, Abroller, Schirm und etwas Schnur geborgen.
Methode: Extrapolation aus Radiosondy-Daten

Die Anfahrt erfolgt über schlechte Feldwege. Das Rad wird am Waldrand angekettet. Man sieht nicht nur die Spuren der Wildschweine, man riecht sie auch mancherorts. Im Gegensatz zur vorigen Sonde ist die Suche schwierig. Ich durchstreife das Gelände links und rechts und bin nach einer Stunde so schlau wie vorher. Ich höre das Tuten der Wendlandbahn. Das ist der Zug, den ich eigentlich hätte kriegen müssen - der nächste fährt erst in 4 Stunden. Öffentlicher Nahverkehr am Rande der Erdscheibe. Also habe ich viiiel Zeit, um noch gründlicher zu suchen. 

Plötzlich liegt ein undefinierbarer weißer Fetzen vor mir. Man mag sowas ja nicht so gerne anfassen - aber es ist Latex eines Wetterballons. Ich weiß also, dass ich hier richtig bin. Ich sehe mich gründlich um -nichts. Erst nach geraumer Zeit bemerke ich die sehr unauffällige Schnur in einem Brombeergestrüpp enden. 



Ich bin an der Stelle mehrfach vorbeigelaufen. Leider ist es wie bei der anderen Sonde. Der Fallschirm und der Ballonrest liegen gut getarnt am Boden...


... und die Sonde hängt ziemlich fest in 25m Höhe 3 Kiefern weiter. Die Position wird erfasst, die erreichbaren Reste werden mitgenommen. Mehr kann an nicht machen. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die Auffälligkeit einer Radiosonde im Gelände bei gleicher Situation doch sein kann.

Am Ende kann ich 1.5 Stunden am Bahnhof Göhrde warten, bis das Tuten der Wendlandbahn in der Ferne erschallt. Das Radfahrabteil eignet ich für vielleicht 3 Räder, jetzt sind es 12 und ein Handwagen. Letzterer gehört einem in Afrika zu verortenden Menschen, der eifrig mit einem Laptop arbeitet und mir freundlich hilft, das Rad auch noch dazuzubänzeln. In Lüneburg und am Hauptbahnhof muss ich wieder auf die ungewohnte Jagd nach Fahrstühlen gehen, und dann sitze ich im Zug nach Ahrensburg. Hier treffe ich wieder auf den Handwagenbesitzer. Wir hatten offenbar beide die gleiche Route vom hintersten Wendland in das nordöstliche Umland Hamburgs. Wir wünschen uns noch gegenseitig eine schöne Heimfahrt, als er in Rahlstedt aussteigt. 


Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier






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