Mitte Februar wurde der Norden Deutschlands von 3 Stürmen heimgesucht, von denen 2 flächendeckend Orkanböen brachten. In den Wäldern sieht es schlimm aus. Nach so etwas muss man natürlich hartnäckige Baumhänger kontrollieren. Am 19.3. ist die Göhrde dran.
Das Wetter ist allerbester Sonnenschein, allerdings bringt ein Höhentief kaltes Wetter und etwas Wind. Da sehe ich, dass auf der Wendlandbahn ein Schienenersatzverkehr tobt. Die Alternative mit dem Auto ist bei dem guten Radfahrwetter eigentlich zu schade, und die kriegsbedingten Spritpreise machen es zu einem teuren Sport. Hingegen ist am Wochendende Gratisfahren mit der Abokarte im HVV-Gesamtnetz angesagt. Ich entschließe mich nach einigem Hin- und Her dazu, mich auf das Abenteuer einzulassen und breche von Hamburg aus in aller Frühe auf. Der Ersatzbus hat massive Verspätung, seine Abfahrstelle in Lüneburg ist kaum ausgeschildert, aber dann geht es doch nach Dahlenburg. Von da aus zuckelt die Wendlandbahn weiter. Mein Lieblingsstartpunkt für eine Göhrde-Tour ist der gleichnamige "Bahnhof". Im nahen Dorf Pommoissel geht es links und dann auf schlechten Feldwegen zu einem Waldeingang.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: S3140888
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 27.9.2021 18:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 35261m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.95 m/s
Landegeschwindigkeit: 13.5 m/s
Landestelle: Pommoisel, LAT, LON: 53.18147,10.89355 Google Maps
Status: Baumlander, 25m hoch in einer Kiefer. Ballonrest, Abroller, Schirm und etwas Schnur am 30.10.2021 geborgen.Geborgen am 19.3.2022
Methode: Extrapolation aus Radiosondy-Daten.
Diese Sonde hatte ich am 30.10. nach längerer Suche unweit der Prediction lokalisieren können. Unweit der Prediction lag etwas Latex herum, so dass ich nach mehr als einer Stunde wusste, dass ich hier richtig war. Dann sah ich eine Schnur vom Boden in einem Baum verschwinden. Ballonrest und Schirm versteckten sich unauffällig in einem Brombeergestrüpp, und die Sonde hing in einer Astgabel 25m hoch in einer Kiefer fest.
Umso begeisterter bin ich diesmal, dass die Sonde sofort in bequemer Pflückhöhe abgegriffen werden kann!
Das geht ja gut los! Weiter geht es, die Göhrde ist nach dem Sturm offenkundig eine wunderbare Streuobstwiese für Radiosonden.
Weiter geht es nach Göhrde. Hier liegt im Wald eine DFM09 vom Truppenübungsplatz Hungriger Wolf, die ich schon ein paar Male versucht habe. Allerdings immer ohne Erfolg. Traditionell schiebe ich das Rad den steilen Anstieg hinter dem Ortsausgang hoch - Ausrede ist, dass man so besser die hohen Buchen nach Schnüren abscannen kann. Oben am Parkplatz geht der Weg rechts in den Wald, zu einem weiteren Bergener Baumhänger. Der hing in 30m Höhe. Die Beschwerung in Form von am Boden liegenden Ballonresten und Schirm hatte ich bei meinem ersten Besuch entfernt. Bei meinem letzten Besuch hatte ich es mit der 15m-Stange versucht, aber leider war die Stange etwas zu kurz. Heute habe ich nur die 14m-Stange (in Wahrheit 13,4m) mit. Vielleicht liegt er nach dem Sturm ja unten?
Sondentyp: RS41-SGP
SN: S3140888
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 27.9.2021 12:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 33822m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.39 m/s
Landegeschwindigkeit: 9.7 m/s
Landestelle: Kollase, LAT, LON: 53.12471,10.88685 Google Maps
Status: Baumlander, 30m hoch in einer Kiefer. Ballonrest, Abroller, Schirm und etwas Schnur geborgen
Methode: Extrapolation aus Radiosondy-Daten
Nein, die Orkane haben zwar massenhaft Bäume im weiteren Umfeld umgehauen. Die Sonde hat offenbar drei Liter 3-Wetter-Taft an Bord - die Frisur hält.
Eine längere Suche nach der DFM09 ist ebenfalls nicht vom Erfolg gekrönt. Es gibt auf dem Open-Wx-Server ein paar etwas bessere Daten, aber guter Fallschirm und hohe Windgeschwindigkeit lassen das ohnehin unübersichtliche Suchgebiet riesig werden.
Macht nix, man hat ja noch mehr Eisen im Feuer. Keine 2km Luftlinie entfernt ist die Meppener Mittags-Sonde vom 18.2.2022 zuletzt gehört worden - kein Bergungsbericht in Radiosondy. Den Weg dahin kenne ich genau - denn unweit der Prediction habe ich schon mal eine Pinneberger DFM17 aus dem Baum gezogen.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: T1330193
Frequenz: 404.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 18.2.2022 12:00Z
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 7.9 m/s
Maximale Höhe: 27466 m
Landegeschwindigkeit: 6.4 m/s
Track Radiosondy
Landestelle: Mailage/Göhrde , LAT, LON 53.11984,10.91057 Google Maps
Status: Baumlander, von unten schwer sichtbar, 20-25m
Heute ist es schwieriger. Die letzte Höhe betrug fast 700m. Viel Wind und ein nicht ganz schlechter Fallschirm machen die Predictions anfällig. Die Tawhiri-Prediction passt schlecht zu den letzten Kursdaten, so dass ich massiven Zweifel daran habe. Auf jeden Fall ist das abzusuchende Gebiet groß. Hohe Kiefern und Fichten überall garantieren fast eine Baumlandung. An der Tawhiri-Prediction bemerke ich nichts Ungewöhnliches. Ich scanne den Wald - nichts. Ich schaue von der Straße nach beiden Seiten - nichts. Die Kursdaten sprechen eher für den Waldabschnitt südlich der Straße. Ein Weg geht passend quer hindurch - nichts. Dann noch mal ein abschließender gründlicher Scan bei der Tawhiri-Prediction - nichts. Ich will gerade aufgeben, da seh ich einen weißen Fleck im Wipfel. Glänzende Reflexe an abebrochenen Ästen haben mich heute schon mehrere Dutzend Male genarrt. Fernglas raus - ja, das ist die Sonde. Keine 20m von der Prediction. Nur aus einer ganz bestimmten Richtung ist da etwas zu sehen.
Wo ist der Fallschirm? Die Schur hängt lose am Baum. Vom Schirm keine Spur. Wurde die Schnur vom Wind zerfetzt? Oder hat jemand an dem Fallschirm gezerrt und die Schnur zerrissen? Hier wird es jedenfalls lange dauern, bis diese Sonde mal runterkommt. Immerhin ist sie lokalisiert.
Da man hier nichts weiter erreichen kann, geht es weiter zu den beiden bekannten Baumlandern bei Hohenflier. Dazu muss ich erst einmal komplett durch die ziemlich hügelige Göhrde radeln. Die Landestellen kenne ich aber recht gut. Zuerst geht es zur Norderney-Nachtsonde vom 5.2.2022.
SN:T1910260
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 5.2.2022 00:00Z
Track wettersonde.net und eigener Empfang
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.90 m/s
Landegeschwindigkeit: 5.13 m/s
Landestelle: Hohenflier/Göhrde LAT, LON: 53.106474,10.796806, Google Maps
Status: Nicht geborgen. Baumlander, von unten sichtbar in 20-25m Höhe, Schirm am Boden geborgen
Methode: Tawhiri-Prediction.
Diese Sonde hatte ich am Flugtag bei einer Autofahrt durch die Göhrde nicht mehr sendend angetroffen. Der Fallschirm lag am Boden, die Sonde hing in einer Kiefer. Leider habe ich bei der Fallschirmbergung den bekannten Anfängerfehler gemacht, die Sonde noch höher in den Wipfel zu ziehen. Dennoch verspreche ich mir heute angesichts der Orkane, dass die Sonde mit Chance am Boden liegt. Am Waldweg parke ich das Rad und mache mich auf die kurze Strecke über einen damals erkundeten Pfad. Das erweist sich als schwieriger, weil überall umgestürzte Bäumriesen umgangen werden müssen. Die Bäume an der Landestelle stehen aber unverändert. Bloß dass an der Kiefer keine Sonde mehr baumelt.
Schnell das Fichtenunterholz darunter gescannt. Nein, da liegt sie nicht. Irgendwann sehe ich die Sonde 20m hoch an einer großen Fichte baumeln! Sie ist in diesen Baum gependelt und hängt da jetzt an einem kurzen Schnurstück. Mit Glück scheuert sich die marode Schnur durch, aber irgendwie erinnert mich der Anblick an die Naturkonstante im Klecker Wald. Auch die war in eine Fichte gependelt, hat sich dann immer mehr verhakt, und hängt da jetzt seit 2017.
Ein Eisen habe ich noch im Feuer:
SN:T3350288
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 24.12.2021 00:00Z
Track wettersonde.net und eigener Empfang
Landegeschwindigkeit: 4.5 m/s
Landestelle: Hohenflier/Göhrde LAT, LON: 53.095362,10.7957720, Google Maps
Status: Geborgen am 19.3.2022
Methode: Tawhiri-Prediction und Extrapolation nach eigenen Daten.
Die Weihnachtssonde aus Norderney hing zuletzt nur 500m Luftlinie entfernt an einer Kiefer. Ich mache einen kleinen Umweg, um mit dem Rad noch etwas dichter an die Landestelle zu kommen. Der Check sollte schnell gehen, den Pfad zur Landestelle kenne ich inzwischen zu gut. An der Landestelle fällt auf, dass massive Äste "meiner" Kiefer am Boden liegen. Oben sind mit dem Fernglas Schnurreste und diverse abgebrochene Äste zu erkennen, die nur noch lose in Astgabeln klemmen - aber keine Sonde. Ist sie dazwischen eingeklemmt? Ich muss eine Stelle finden, wo man durch das Astmikado hindurchgucken kann. Nein, da ist nur ein aufgeplustertes loses Schnurende! Die Sonde ist also unten, aber wo liegt sie nur?
Unter dem Baum liegt - nichts. Unter den schweren herabgefallenen Zweigen? Nichts! Vielleicht im Unterholz versteckt? - Nichts. Hmmm. Ich weite meinen Suchradius ein wenig aus und finde dann 30 Meter neben dem Baum dieses Stillleben....
Naja, da haben die Sondenjäger von der Fellträger-Fraktion mal wieder ganze Arbeit geleistet. Wenn die ihre Funde in Radiosondy eintragen würden, hätte man es einfacher.
Allmählich neigt sich die Sonne zum Untergang, als ich Richtung Bahnhof Bad Bevensen radel. Der Weg ist sehr angenehm, geht überwiegend bergab und Rückenwind gibt es auch.
Keine Kommentare:
Neue Kommentare sind nicht zulässig.