Am 21.7.2022 landeten 2 Bergener Sonden südlich von Buxtehude: Die Mitternachtssonde T1320104 und die Mittagssonde T1320532. Als beide Sonden am Folgetag noch nicht geborgen sind, starte ich eine Kaltsonden-Radtour. Die Temperaturen sind jetzt wieder erträglich. Ich fahre also mit der S-Bahn nach Neu-Wulmstorf und dann mit dem Bus nach Mienenbüttel. Ich wühle mich an dem Autohof Rade vorbei und mit dem Faltrad dann weiter über Feldwege zur ersten Landestelle. Leider ist es ein inzwischen mannshohes Maisfeld. Die Treckerspuren erlauben eine Suche ohne Flurschaden. In der Gegend um die recht gute Prediction sind die Pflanzen kümmerlicher. Ich kann aber nirgends eine Schnur oder Teile des Gespanns ausmachen. Irgendwann gebe ich auf und radel weiter zur zweiten Sonde.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: T1320532
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 21.7.2022 12:00Z
Track wettersonde
Maximale Höhe: 27749m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.16 m/s
Landegeschwindigkeit: 9.4 m/s
Landestelle: Rahmstorf LAT, LON: 53.37895,9.72826 Google Maps
Status: Geborgen am 22.7.2022, 13:52 UT
Methode: Extrapolation nach wettersonde.net-Daten. Danke Kurt für die tollen Daten
Diese ist in einem Wald bei Hollenstedt gelandet. Teile scheinen Privatgelände zu sein, andere sind direkt zugänglich. 60m von der Straße liegt die Sonde auf dem Boden direkt auf der Prediction. Den Fallschirm kann ich nicht aus dem Baum ziehen, aber einiges an Schnur bergen. Überraschend: Offenbar ist Bergen von den modernen Labeln zu den alten Finderbriefen zurückgekehrt:
Nach der erfolgreichen Bergung geht es mit dem Fahrrad über weitere 10km zurück nach Neu Wulmstorf.
Am Bahnhof kommen Durchsagen, dass die S-Bahn "wegen eines Feuerwehreinsatzes" nicht einmal bis Harburg fährt. Ein Blick auf eine Fahrplanalarm-App zeigt den wahren Grund: Im Bereich Elbbrücken ist eine Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg gefunden worden und muss vor Ort entschärft werden. Sowas passiert in Hamburg öfter (Londen, New York, Paris, alle lieben Bomber-Harris). Die Sperrung ist noch ganz frisch. Eine Entschärfung dauert typischerweise 2-3 Stunden. Die Elbbrücken sind der einzige Schienenübergang über die Elbe. Die ständige Durchsage, dass ein "Ersatzverkehr nicht möglich" sei und der Ort der Bombe (Elbbrücken) lässt vermuten, dass auch der Autoverkehr über die Brücken eingestellt wurde. Und das in der Rushhour am Freitag.
Hier darf man nicht lang fackeln. Der Faltradfahrer hat immer seinen eigenen Ersatzverkehr dabei.
Also ab nach Süden. Inzwischen kenne ich die Fahrradrouten durchs Alte Land durch diverse Sondenbergungen einigermaßen gut. Ich weiß bereits, dass die Straße über die neue Autobahnbaustelle für Räder gesperrt ist - da habe ich neulich schon bei einer Radiosondenbergung die passende Umleitung auf Feldwegen erkundet. Ziel der Aktion muss entweder die Elbfähre Finkenwerder oder ein Bus durch den Elbtunnel sein. Letzterer fährt am Ende der Airbus-Startbahn. Faulheit siegt; ich warte kurz auf den Bus, der bequemerweise bis direkt ins heimische Altona fährt. Die Verwendung der Fähre wäre schlauer gewesen.
Da auch der gesamte Autoverkehr über die Elbbrücken gesperrt ist, quält sich mittlerweile der gesamte Verkehr aus dem Südosten der Stadt durch den Elbtunnel im Hamburger Westen. Auf der Auffahrt Waltershof steht der Verkehr. Mein Optimismus steigt, als der Bus nach fast 20 Minuten auf der Fahrbahn der Autobahn ankommt. Hier geht es nämlich tatsächlich laangsam voran. Die alte Elbtunneregel: "Wenn sich die Räder Deines Fahrzeugs beim Einfahren in den Tunnel noch drehen, kannst Du mit 80km/h am anderen Ende rausfahren", erweist sich wieder mal als korrekt. In Altona stauen sich die Autos in Gegenrichtung inzwischen inzwischen bis fast zum Bahnhof. Kurz vor dem Ziel gibt die Busfahrerin den Grund per Durchsage bekannt: "Für alle, die mit der S-Bahn weiterfahren wollen: Rechnen Sie mit chaotischen Zuständen. Grund: Bombenentschärfung an den Elbbrücken". Sie verkündet eine lange Liste von Streckensperrungen. Entsetzen bei den Mitreisenden, denen das alles neu ist. Mich bringt das Rad bequem nach Hause. Es ist nicht weit. Ohne Faltrad wäre ich noch stundenlang in überfüllten Verkehrsmitteln unterwegs gewesen.
Karte aller Sondenfunde hier
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