Sonntag, 18. August 2024

Punktlandung in Bienenbüttel

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U3340690
Produktionsdatum: 2022-08-18
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill:
5h:00m

Startstation:
Bergen
(WMOID:
10238)
Flugdatum: 15.08.2024 (12:00Z)
Track
Radiosondy.info und sondehub

Maximale Höhe:
33754m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.65m/s

Landegeschwindigkeit:
6.6m/s

Landestelle: Bienenbüttel,
LAT, LON:
53.13837,10.46607 Google Maps
Status:
Geborgen am 18.8.2024 14:47UT
Methode: Extrapolation nach Daten von sondehub.org. Stangenbergung aus 6m Höhe

Diese Sonde landete am 15.8.2024 im Wald bei Bienenbüttel. Diesmal hatte Sondehub die Sonde am längsten empfangen - bis in eine Höhe von nur 191m über Grund. Da die Tawhiri-Prediction, wie häufig in dieser Zeit, unplausibel wirkte, habe ich eine Extrapolationslösung gerechnet. Wie meistens rechne ich 2 Lösungen: Eine stumpfe Extrapolation und eine, bei der die Sonde nur 75% der Strecke zurücklegt. Denn meist weht der Wind in Bodennähe schwächer als in der Höhe.

Offenbar hat niemand Lust einen Waldspaziergang. Am Sonntag ist die Sonde immer noch nicht als geborgen gemeldet. Als die Schauer in der Gegend nachlassen, mache ich mich auf den Weg. Allerdings ist das Einsteigen in den Metronom bereits ein Abenteuer. Seit Einführung des 49-Euro-Tickets sind alle Regionalzüge mit größerer Reichweite am Sonntagnachmittag von der Rollenkofferfraktion bevölkert. Auf der Wochenendrückreise verstopfen die natürlich den Bahnsteig, weil sie alle in die letzte Tür des letzten Wagens drängen. Um dort pro Person und nebst kleiderschrankgroßen Koffer eine komplette Sitzreihe zu besetzen. Als ich an der Menschenmasse vorbei bin, kann ich in den vorderen Wagen ein Plätzchen für mein Faltrad, die Stange und mich einnehmen - diese Wagen sind fast leer. 

In Bienenbüttel muss ich keine 2km radeln. Allerdings hat es vor kurzem noch heftig geregnet. Der Waldweg ist nicht nur eine Mischung aus Matsch und Sand, sondern zudem von der Pferdefraktion weitgehend zerstört. Irgendwann reicht es mir. Ich kette das Rad an eine Fichte und lege die letzten 250m zu Fuß zurück. An einer Weggabelung ist die 75% Prediction. Und ich brauche keine 10 Sekunden die Blicke schweifen zu lassen, um zu wissen, dass ich hier richtig bin. 



Ich verfolge die Schnur mit dem Fernglas bis in den Wipfel. Sie verläuft über den Wipfel des Nachbarbaums und setzt sich am Stamm fort. Die Sonde erblicke ich in harmlosen 6m Höhe. 

 


 Als ich die Koordinaten abspeichere, bin ich geschockt über die Präzision der 75%-Prediction. Im Rahmen der GPS-Genauigkeit ein Volltreffer.

Man beachte den Maßstab unten. Der Kreis zeigt die aktuelle GPS-Genauigkeit an 😲


Wie ist hier vorzugehen? Erst einmal kommt das Schneidetool an meine Stange. Damit kappe ich die Schnur am Fallschirm. Diesen kann ich jetzt mit der Haken-Leinen-Technik bergen, ohne die Sonde nach oben zu ziehen. 


 

 Ich hatte gehofft, dass die Entfernung der Last ausreichen würde, dass die Sonde drüben herunterfällt, aber die Schnur hat sich in der sparrigen Borke des Stamms über eine längere Strecke verhakt. So muss ich noch einmal mit Stange und Haken ansetzen, um die Sonde zu Boden zu bringen. 


Das Einrollen und Aufwickeln der Sondenschnur ist nach der Vorarbeit auf der Fallschirmseite auch kein Problem.





Ich mache mich auf den Heimweg. Bei Büchen ist eine Bergener Radiosonde gelandet. Sendend würde ich sie nicht mehr antreffen, aber die Prediction dürfte ähnlich genau sein wie eben. Der Zug nach Büchen steht in Lüneburg drüben am Gleis, und die 6 Fahrradkilometer wären schnell zurückgelegt. Soll ich? Operation "Hin - Einsammeln - Heimfahrt?" Das wäre normalerweise eine einfache Sache. Aber heute würde die Aktion bis in die Nacht dauern.  Denn seit Monatsmitte ist die Bahnlinie nach Berlin komplett gesperrt, so dass die Heimreise extrem nervig werden würde. Man hätte die Wahl zwischen einem selten verkehrenden und  langsamen Ersatzbus oder einer Heimfahrt via Lüneburg mit 45 Minuten Aufenthalt. So lass ich es lieber bleiben. 

Der Traum von der schnellen Heimfahrt ist schnell ausgeträumt. Denn erst einmal müssen uns 4 (vier!)  ICEs überholen. Die ohnehin politisch ausgebremste und völlig überlastete Trasse Hamburg-Hannover muss eben jetzt den gesamten Verkehr Hamburg-Berlin zusätzlich verkraften. Zuhause in Hamburg ist der Bahnsteig derart überfüllt, dass man die Aufgänge nicht erreichen kann. So schleppe ich das Gepäck die Stufentreppe zum Steintordamm hoch und auf dem leeren Nachbarbahnsteig wieder herunter. Am S-Bahngleis die übliche Durchsage, dass wegen eines Polizeieinsatzes irgendwas nicht geht. Den ersten völlig überfüllten Zug lasse ich abfahren, in dem nächsten ist es erträglich. Im Moment ist die Benutzung des ÖPNV selbst für den erfahrenen User schwer verkraftbar. 

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier



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