Sondentyp: RS41-SGP
SN: U3231071
Produktionsdatum: 2022-08-10
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5h:00m
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 16.07.2024 (00:00Z)
Track Radiosondy.info
Maximale Höhe: 36018m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.06m/s
Landegeschwindigkeit: 6.9m/s
Landestelle: HH-Kirchsteinbek LAT, LON: 53.52611,10.134457 Google Maps
Status: Geborgen am 3.8.2024, 15:18UT
Methode: Extrapolation nach Daten von radiosondy.info. Lokalisiert 20m hoch im Baum am Flugtag. Stangenbergung, nachdem die Sonde auf 6m Höhe abgesackt war.
16.7.2024
Diese Sonde landet am 16.7.2024 an einer extrem verkehrsgünstigen Landestelle, nämlich wenige Meter von der Autobahnausfahrt Hamburg-Billstedt entfernt. Dieses halbe Kleeblatt verbindet die A1 mit der B5. Die Extrapolationslösung liegt aber knapp 10m vom Fahrbahnrand entfernt in einem urwaldartigen Grünstreifen, der im Norden durch die B5, im Westen durch die Fahrbahn der Ausfahrt und im Süden durch die Straße "an der Kreisbahn" und zu allem Überfluss einer eingleisigen Bahnlinie begrenzt wird. Aber am Abend fahr ich mal schnell vorbei. Die Bushaltestelle "Kirchwerder" ist nicht weit weg.
Zwei Jungs angeln in der Glinder Au. Obwohl meine Teleskopstange in einer schwarzen Textilhülle steckt, identifizieren die beiden das Ding als Stippe und fragen mich glatt, ob ich ihnen fehlendes Angel-Equipment leihen kann. Nein, mit dem Haken, den ich dafür verwende, kann man leider keine Fische fangen.
Die Straße "An der Kreisbahn" unterquert die Spuren der BAB-Auffahrt und die Autobahn selbst. Sie ist als Fahrradautobahn ausgeschildert, und entsprechende Spuren sind aufgemalt. Was es soll, dass sie explizit für Autos und Motorräder freigegeben ist, ist unklar.
Örtliche Fahrschulen nutzen die wenig befahrene Straße zum Motorradtraining. Der Schienenstrang ist eher ein Mahnmal für die Stilllegung aller ÖPNV-Querverbindungen im Raum Hamburg. Er ist der traurige Rest der Süd-Stormarner Kreisbahn, die einst Trittau mit Hamburg verband. Seit den 1950er Jahren ist die Trasse ansonsten ein Radwanderweg.
Der Waldstreifen ist nicht wie befürchtet abgezäunt, sondern zugänglich. Ohne dichtes Unterholz ist er weniger urwaldartig als gedacht, dafür von hohen Eichen, Buchen und Birken dicht bewachsen. Und ziemlich zugemüllt. Obwohl die Prediction recht gut passen sollte, kann ich nichts erkennen. Der Blick himmelwärts ist vom Laubdach blockiert. Ich kann auch mit dem Fernglas keine Schnur und keine Sonde ausmachen. Ich steige irgendwann die steile Böschung Richtung BAB-Auffahrt hoch. Vermutlich sind mindestens Fallschirm und Ballonrest auf der Fahrbahn niedergegangen. Und irgendwann sehe ich in einem Stück Himmel ein Stück der Schnur glänzen, die Richtung Fahrbahn meinen Blicken entschwindet.
Ich steige die Böschung wieder ein Stück herunter und verfolge die Schnur von Baum zu Baum. Durch ein winziges Loch kann ich die Sonde in 20-25m hoch zwischen den Blättern baumeln sehen. Da ist so direkt kein Rankommen.
Auf diesem Foto ist eine Sonde versteckt. Fragt mich bitte nicht wo! |
Vielleicht kann man die Schnur oben am Fahrbahnrand irgendwie lösen und die Sonde kommt herunter? Ich sehe die Leine oben in einem Busch verschwinden. Diesmal klettere ich die Böschung bis ganz nach oben hoch. Ich stehe an der Leitplanke und kann die Schnur aus dem Busch lösen. Die Schnur geht noch weiter. Ich kann sie einholen. Schirm und Ballonrest sind aber abgerissen; wahrscheinlich wurde sie gleich nach der Landung von einem Auto abgetrennt. Nur durch absolut verkehrswidriges Verhalten könnte ich da nachsuchen.
Ich kann die Böschung wieder herunterklettern, dabei eine Menge Schnur entfernen, so dass das Schnurende nirgends mehr festhängt. Leider ist die Schnur nicht freigängig, so dass die Sonde oben bleibt.
Um den Baum für spätere Besuche zu markieren, nutze ich den massiv herumliegenden Müll...
Schwach wie Flasche leer |
...und verlasse nach mehr als einer Stunde, von Mücken und Bremsen zerstochen, den Urwald des Grauens. Immerhin ist die Sonde lokalisiert.
3.8.2024
Ich beschließe, die Landestelle einmal zu checken. Immerhin hat es einige Gewitterstürme gegeben, und an der Sondenschnur hängt auf der Fallschirmseite nichts mehr. Diesmal muss ich ja nicht lange suchen. So stehe ich wieder an der durch Müll markierten Landestelle und lasse meine Blicke schweifen. Ich bin entzückt: 6 Meter direkt über mir pendelt die Sonde. Sie ist tatsächlich vom Wind losgeschüttelt worden und weit abgesackt.
Mit der Stange ist das eine leichte Übung:
Im großen Rucksack ist nicht nur Platz für die Sonde und den Rest der Schnur, sondern auch für ca. 8 Glasflaschen, ca. 10 Kunststoffflaschen, 2 Tischtennisbälle und ca. 20 Kunststoff-Blumentöpfe. Das alles lässt sich problemlos in 20m Umkreis um den Sondenbaum auflesen und zur Entsorgung mitnehmen. Ich frage mich ja, wer sich den Stress antut, diesen Kram in den Urwald zu tragen. Meine Entmüllungsaktion ist auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier