Samstag, 29. März 2025

Nachtlandung in Neu-Allermöhe

Am 29.7. landet die Nachtsonde aus Bergen im Hamburger Stadtteil Neuallermöhe. Die Internetquellen dokumentieren den Flug der Sonde bis in 40m über der Geländehöhe. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U3160341
Produktionsdatum: 2022-08-06
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill:
5h:00m

Startstation:
Bergen
(WMOID:
10238)
Flugdatum:29.3.2023 (12:00Z)
Track
wettersonde.net

Maximale Höhe:
35500m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.75m/s

Landegeschwindigkeit:
7m/s

Landestelle: Neu-Allermöhe,
LAT, LON:
53.48825,10.15694 Google Maps
Status:
Geborgen am 29.03.2025 2:25UT
Methode:
Extrapolation aus Wettersonde.net-Daten 

Die Landestelle liegt im Innenhof einer Wohnanlage. Der Zufall will, dass ich die Gegend sehr gut kenne. Lange Zeit traf sich mein Astroverein, die GvA-Hamburg, im damaligen Kirchenzentrum Feste Burg an der Otto-Grot-Straße, wo wir stundenweise einen Raum mieten konnten. Wann immer ich vom S-Bahnhof Allermöhe zu unseren Treffen und Workshops ging, kam ich dort vorbei, so dass mir die Geometrie der Wohnblocks sehr genau bekannt sind. Der Innenhof ist frei zugänglich und besteht vor allem aus einem großen Kinderspielplatz und kleinen Rasenflächen. Sofern die Sonde es nicht bis zur Häuserfront geschafft hat, dürfte sie am Boden liegen, und man sollte sie abgreifen, bevor das Viertel erwacht. 

Die S-Bahnen fahren am Wochenende in Hamburg inzwischen die ganze Nacht. Also schultere ich die Posterrolle mit der 10m-Stange und einen kleinen Rucksack mit etwas Zubehör. Schon aus der S-Bahn heraus decodiert der TTGO das Signal. Die Position liegt zu meiner Erleichterung offenbar noch auf der freien Fläche. Und dann laufe ich den altbekannten Weg über zwei Fleetbrücken zur Landestelle. Das Viertel ist im Tiefschlaf - alle Fenster sind dunkel. Die Lage vor Ort, im Innenhof der Wohnanlage, ist so wie erwartet. Die Sonde liegt nicht auf dem Spielplatz, sondern dicht am Haus auf der angrenzenden Rasenfläche. 15 Meter weiter, und sie würde unerreichbar auf dem Dach liegen.

 


 


 

 

 

Die Schnur der am Boden liegenden Sonden verschwindet nach oben, sie geht offenkundig über das Dach. Ich verfolge das nicht weiter, weil ich nicht mit einer hellen Taschenlampe die Häuserfront anstrahlen möchte. An der Schnur ziehen ist auch nicht anzuraten. Es ist ohnehin klar, dass der Fallschirm auf der anderen Seite des Häuserblocks an oder auf der Otto-Grot-Straße liegt. Also schneide ich die Sonde ab, lasse für alle Fälle ein Stück der Schnur am Boden liegen und sehe mir die Situation auf der anderen Seite der Häuserfront an. 

Die Stelle drüben an der Otto Grot Straße kenne ich auch sehr gut. Dort befindet sich das Kulturzentrum KulturA, mit dem wir auch mal über Räume verhandelt haben. Und auf der anderen Straßenseite hängt in einem der niedrigen Straßenbäume in ca. 5-6m Höhe ein großer zerfaserter Ballonrest und der Fallschirm. Ich hole die Sachen rasch mit der Stange herunter.  Die Schnur lässt sich problemlos über das Dach aufrollen. Und fertig ist die Sondenbergung. Die schlafenden Anwohner haben nicht bemerkt, was da alles vor ihrer Tür passiert ist. Ich wandere frohgemut zum S-Bahnhof, von wo aus ich mit der S-Bahn schnell nach Hause komme.

 

 



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Freitag, 28. März 2025

Schleswiger Sonde auf der Wiese

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
W1917543
Frequenzen: 402.5 MHz
Timerkill: keine
Startstation:
Schleswig (WMOID:10035)
Produktionsdatum: 2024-5-6
Flugdatum: 27.3.2025 0Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 22512m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.35 m/s 
Landegeschwindigkeit: 9.3 m/s
Landestelle: Bargfeld-Stegen
LAT, LON:
53.76814,10.20169 Google Maps
Status: Geborgen am 27.3.2025, 15:58UT

Methode: Tawhiri-Prediction nach wettersonde.net - Daten

Diese Sonde landet am frühen Morgen auf einer Wiese gleich nördlich von Bargfeld-Stegen. Ich bin am Nachmittag in Schmalenbeck. Da die Sonde noch nicht geborgen ist, fahre ich schnell mit dem Auto vorbei. Tatsächlich ist es die erste Bergung mit dem eigenen Auto seit Jahresbeginn. 

Der Fallschirm hat sich nicht geöffnet und lag noch originalverpackt in dem relativ großen blauen Ballonrest. 

 


 





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Montag, 24. März 2025

Lazy in der Göhrde

Eine Kaltsondenjagd in der Göhrde ist eine Ganztagsaktion. Am besten, man erreicht die Gegend mit der ersten Wendlandbahn. Die fährt nur alle drei Stunden. Daher ist es meist sinnvoller, die Rückfahrt von Bad Bevensen zu starten, was aber dann zu einer Gesamtstrecke zu ca. 40km führt. 

Am 22.3. schaffe ich es erst mit der 2. Wendlandbahn. In dem riesigen Waldgebiet sind eine Reihe von Sonden des Manöversondensturms gelandet. Auch kenne ich noch ein paar alte und uralte nicht aufgeklärte Kaltsonden-Landeplätze. Die Idee ist, vom Bahnhof Göhrde nach Oldendorf und von dort aus über das Forsthaus Röthen (bekannt aus X-Y-ungelöst) nach Hohenfier zu fahren. Entlang der Straße reihen sich die Kaltsonden. Von Hohenfier wird es dann wohl nach Bad Bevensen gehen. 

Auf der Hinfahrt gucke ich wie üblich auf die Locus-Karte, auf der ich alle wesentlichen Positionen verzeichnet habe. Dort bleibt mein Blick an dem vom letzten Wochenende bekannten Bahnhof Leitstade hängen. Dort habe ich letztes Wochenende eine Kaltsonde, die nur 1km vom Bahnhof entfernt lag, aufgesammelt und bin dann wieder geschwind zum Bahnhof geeilt. Zwischen dem Ausstieg in Leitstade und der Ankunft des  Gegenzugs hat man genau eine Stunde. Ich sehe, dass eine der Manöversonden vor 3 Tagen nur 800m vom Bahnhof entfernt niedergegangen ist. Die Stunde muss reichen um hinzukommen, die Lage zu erkunden und wieder zurück zu fahren. Für eine aufwändige Bergungsaktion oder eine schwierige Suche ist es zu wenig Zeit. 

Das Problem ist, dass ich diese Sonde leider nicht mit dem Tower mitgeschnitten habe und daher die exakte Landestelle unbekannt bleibt. Da es auf Sondehub aber letzte Positionen aus relativ niedriger Höhe gab, ist die Sache vielleicht nicht so hoffnungslos. Am Donnerstag hatte ich unmittelbar nach der Landung die Frequenz via Tower abgehört - und da war nichts. Das lässt auf eine sehr bodennahe Position schließen. Also beschließe ich spontan, eine Station weiter nach Leitstade zu fahren, die Position schnell abzuchecken und mit dem Gegenzug dann nach Göhrde zu fahren. Ich verliere eine Stunde, gewinne aber möglicherweise eine Sonde - oder zumindest Erkenntnisse zu ihrem Verbleib. 

Sondentyp: DFM09
SN:
D17052008
Produktionsdatum: 2017
Frequenz: 403.85 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Munster Süd
(WMOID:
-)
Flugdatum:19.3.2025 (17:00-19:00L)
Track
wettersonde.net und sondehub

Maximale Höhe:
16082m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 3,79m/s

Landegeschwindigkeit:
3.2m/s

Landestelle: Leitstade,
LAT, LON:
53.17403,10.905 Google Maps
Status:
Geborgen am 22.03.2025 10:53UT
Methode:
Extrapolation aus Sondehub-Daten 

Nach einer Woche bin ich wieder an dem urigen "Bahnhof" Leitstade. Ein paar weitgehend mit dem Faltrad befahrbare Waldwege bringen mich schnell fast bis zur Landestelle. Das Rad wird an einen Baum gekettet, und los geht es, es sind nur 200-300m bis zum Ziel. Ein in den Karten nicht eingezeichneter Pirschpfad geht direkt in die richtige Richtung. Es ist ein Kiefernwald mit sehr viel Unterholz aus niedrigen Buchenbüschen. Links raschelt es vernehmlich, und 30m vor mir kreuzt eine Rotte Wildschweine meinen Weg. Sie rennen exakt in das Unterholzgestrüpp, in dem ich die Sonde vermute. Daher ergreifen sie erneut die Flucht, als ich nahe. 

Ich brauche keine drei Minuten, als ich fast über eine am Boden liegende Sondenschnur stolpere. Der Rest ist einfach. 






Auf dem Rückweg umgehe ich das Aufenthaltsgebiet der Schweine und erreiche wieder das Rad. Ohne jeden Stress bin ich rechtzeitig zur Abfahrt des Zuges in Leitstade. Hat alles wie am Schnürchen geklappt.

Sylvio alias DG5SUX ist auch in der Gegend unterwegs, und wir kommunizieren via Whatsapp. Er hat zwei der Manöversonden, D18082291und D18080018 nach den Towerdaten besucht.  Leider hängen beide Sonden in etwa 20m Höhe unerreichbar im Baum. 

Eine Station später, am Bahnhof Göhrde, verlasse ich den Zug und radle Richtung Oldendorf. Am Eingang zur Göhrde kenn ich eine uralte DFM09 aus Bergen, D18051710 die ich schon einmal vergeblich gesucht habe. Soll ich vielleicht in der Umgebung der damaligen Extrapolationslösung schnell mal absuchen? 

Viel Zeit will ich der Suche aber nicht einräumen - ich bin ja etwas spät dran heute. 

Die Sondenjäger von der Grunz-Fraktion haben auch hier das Moos gründlich durchgearbeitet. Auffällige Fremdkörper liegen hier nicht herum. Unauffällige aber schon! Sehr genau auf der Verlängerungslinie finde ich Reste eines komplett zerfallenen Fallschirms und vergammeltes sprödes Latex! Ich gehe davon aus, dass das Reste von D18051710 sind. Die Story, die sich daraus entwickelt, ist einen Extra-Blogbeitrag wert. Reste der DFM kann ich zunächst nicht finden. Erst später wird klar, warum ich nichts finde.

Zu der nächsten Sonde, D17052124 ist es nicht weit. Nur wenige Meter von der Straße am Forsthaus Röthen liegt sie im Wald. Diesmal gibt es eine exakte Tower-Positionen nach der Landung. Leider kann ich nichts erkennen. Erst nach einer längeren Suche kann ich aus einem bestimmten Winkel die Schnur an dem vermuteten Baum im Sonnenschein aufleuchten sehen. Im selben Augenblick trifft auch Sylvio ein. Er ist schon aktiv gewesen, als ich von Radiosonden noch nichts wusste. Gelegentlich hatten wir elektronischen Kontakt, und ganz kürzlich habe ich ihn mal in unsere Whatsappgruppe eingeladen. So lernen wir uns endlich mal persönlich kennen. 

Irgendwann sehe ich die Schnur den Baum herunterhängen und kann die Sonde in einer Astgabel verorten. Leider zu hoch. Sylvio entdeckt derweil den roten Schirm, der aber noch höher am Baumwipfel hängt.

Wir beschließen die weitere Aktion gemeinsam zu veranstalten. Mein Faltrad verschwindet in Sylvios Kofferraum, und weiter geht es bis zur nächsten Landestelle. Am Ende wird aus der angedachten 40km-Radtour eine Mitfahrt in Sylvios Auto. Göhrdetour, mal ganz lazy! Das nächste Ziel liegt wieder eher im Zuständigkeitsbereich der Antikenverwaltung:

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
V4740714
Frequenzen: 402.5 MHz
Timerkill: keine
Startstation:
Schleswig (WMOID:10035)
Produktionsdatum: 2023-6-8
Flugdatum: 21.11.2023 12Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 31603m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.85 m/s 
Landegeschwindigkeit: 5.2 m/s
Landestelle: Hammoor
LAT, LON:
53.13382,10.78269 Google Maps
Status: Geborgen am 19.3.2025, 15:11UT

Methode: Extrapolation aus wettersonde.net - Daten

Am Waldparkplatz am Kellerberg geht es zu Fuß weiter. Nach einem Kilometer sind wir an der 75%-Prediction angekommen. Da ruft Sylvio schon unvermittelt "Sonde gefunden!" und ändert seine Laufrichtung. Tatsächlich: An dem Stamm einer Kiefer hängt in bodennaher Pflückhöhe eine RS41!

 




Die Schnur ist in der Borke verklemmt - nur deshalb liegt die Sonde nicht am Boden. Sylvio kann sie aushaken und einen großen Teil der Schnur bergen. Ich mache mich derweil auf die Suche nach dem Schirm und finde die vergammelten Reste nicht weit weg in Flugrichtung am Boden.

Die Sonde ist extrem beschädigt und komprimiert. Ob sich irgendein Tier daran gescheuert hat? Aber wir sind angesichts der schnellen und problemlosen Bergung nach recht langer Zeit bei mittelmäßig zuverlässiger Prediction angenehm überrascht.


Zurück am Auto beschließen wir einen kurzen Abstecher zu V1040819, einer Meppener Sonde vom 23.1.2025. Sie war eine der ersten, die über den Tower nach der Landung decodiert wurde. Axel war 2 Tage nach der Landung vor Ort, musste aber feststellen, dass sowohl Schirm als auch Sonde unerreichbar hoch im Baum hingen. Leider müssen wir vor Ort feststellen, dass sich die Lage nicht verändert hat. Meppen hat phasenweise die Sonden nicht mit den bundeswehrtypischen roten, sondern mit blauen Schirmen ausgestattet, und dieses Exemplar ist ein Beispiel hierfür. Leider können das wir nur von unten bestaunen. 

Gegen Ende fahren wir aus der Göhrde heraus. Bei Havekost ist eine der Manöversonde auf dem Acker gelandet. Angesichts des Spruchs "Im Märzen der Bauer..." ist nicht unbedingt sicher, dass sie noch da ist.


 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
D18082757
Produktionsdatum: 2018
Frequenz: 403.09 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Munster Süd
(WMOID:
-)
Flugdatum:19.3.2025 (11:00-12:53L)
Track
wettersonde.net und TOWER

Maximale Höhe:
16504m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.98m/s

Landegeschwindigkeit:
3.27m/s

Landestelle: Havekost,
LAT, LON:
53.08117,10.6726 Google Maps
Status:
Geborgen am 22.03.2025 17:05UT
Methode:
Extrapolation aus Tower-Daten

Schon vom Auto aus sieht Sylvio den roten Schirm und ich den weißen Fleck auf dem Acker. Der Rest ist sehr simpel: 




Sylvio bringt mich noch netterweise am Bahnhof Bevensen vorbei. Besten Dank! Da noch etwas Zeit ist, setzen wir den netten Sondenjäger-Klönsnack fort. Irgendwann bringt mich dann der Zug nach Hamburg.

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Montag, 17. März 2025

Ungeplante Ehrenrunde in der Göhrde

Die Göhrde war früher ein Geheimtipp für Sondensucher. Die Landestellen liegen im Wald, es ist weit weg, und im Internet enden die Sonden bereits in luftigen Höhen. Um dort eine Sonde zu finden, benötigte man eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Predictions, einen guten Blick für versteckte Objekte im Wald und ganz viel Glück. 

In letzter Zeit ist es etwas anders. Der Mast in Zernien verschafft in dem Wald in aller Regel einen Empfang nach der Landung und somit exakte Koordinaten. Am 14.3. landet eine DFM17 aus Lüneburg unweit des Bahnhofs Göhrde im Wald bei Pommoissel. In unmittelbarer Gegend ist schon am 19.2. eine RS41 aus Norderney niedergegangen.  Beide Sonden sendeten noch nach der Landung. Die Gegend ist mir gut bekannt. So plane ich am 16.3. eine Tour.

Die Anreise erfolgt über die Wendlandbahn. Diese eingleisige Strecke am Rande der Erdscheibe verkehrt - und das wird für das weitere Drama wichtig - nur alle drei Stunden. Am Bahnhof Göhrde, wo einst der Kaiser zur Jagd anreiste, verlasse ich den Zug. Das Faltrad bringt mich schnell in den besagten Wald. Es sind nur wenige Kilometer. Die rechnerische Höhe änderte sich ständig, was irgendwelche Fahrstuhlfahrten am Fallschirm nahelegt. Die Sonde selbst liegt in einem lockeren Kiefernwald. Das Signal nach der Landung war zwar decodierbar, aber nur schwach gewesen. Da die Landestelle auf einem hohen Hügel liegt, steigen die Chancen auf eine niedrige Bodenhöhe. 

Sondentyp: DFM17
SN: 
21(244)063608
Frequenz:
403.85 MHz
Timerkill: keiner
Startstation:
Lüneburg (WMOID:-)
Produktionsdatum: 2023-09-01
Flugdatum: 5.3.2025 14:30-15:44Z
Track wettersonde.net und Tower
Maximale Höhe: 14812m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit:
5.32 m/s 
Landegeschwindigkeit: 2.97 m/s
Landestelle: Pommoissel, LAT, LON:
53.16617,10.8915, Google Maps
Status: Geborgen am 16.3.2025, 9:00UT. Sonde bodennah Fallschirm 20m hoch
Methode: Empfang nach der Landung via Tower Zernien


 





Ich muss ca. 300m durch den Wald laufen und bin dann angenehm überrascht! 





Leider hängt der Fallschirm unerreichbar hoch, und er lässt sich auch nicht per Schnurzug aus dem Baum befreien.

Zurück beim Fahrrad wird alles verstaut, und ab geht es zur zweiten Landestelle. Ich bin über die Infrastruktur im Dorf Pommoissel beeindruckt. Man hat dort sogar einen ZOB!


Dort fahren zwar nur Rufbusse, aber das ist ja inzwischen auch an den ZOBs von Städten wie Dömitz der neue Standard.


An der zweiten Landestelle ist Schluss mit der Easy-Peasy-Sondenjagd!

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
W1240564
Produktionsdatum:2024-03-21
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:
10113)
Flugdatum: 19.
2.2025 00:00
Track
wettersonde/TOWER Zernien

Maximale Höhe:
32647m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.31 m/s

Landegeschwindigkeit:
3.5m/s

Fundstelle: Pommoissel
LAT, LON:
53.15287,10.87466  Google Maps
Status: Baumlander in 16m Höhe, Fallschirm > 20m hoch

Methode:
Landekoordinaten via Tower Zernien


 



Der Schirm hängt noch höher als der der DFM. Die Sonde lässt sich gerade so mit einer 13m-Stange anstupsen, wenn man die gesamte Körperlänge einsetzt. Es gelingt mir im 12. Versuch sogar, die Sonde mit der verlängerten Stange kurz einzuhaken und ein wenig tiefer zu ziehen. Leider flutscht sie dann wieder höher und ist jetzt knapp außerhalb der Stangenreichweite, selbst wenn ich verschiedene Konstrukte aus leichten Ästen und GFK-Stäben per Tape an der Spitze befestige. Nach ca. 2 Stunden gehe ich auf. Hier geht nichts ohne 15m Stange oder Bigshot.

Weit ist es nicht zum Bahnhof Göhrde. Hier sind es noch mehr als 1.5 Stunden bis zur Abfahrt des nächsten Zuges. Hilft vielleicht noch eine Sondensuche gegen die Langeweile? Tatsächlich,  unweit vom Bahnhof Leitstade ist eine ultrakalte Kaltsonde eingetragen. Im Mai 2022 - fast vor 3 Jahren, ist dort die Bergener Mittagssonde heruntergekommen, und sie ist laut Radiosondy nicht geborgen. Da rollt der Gegenzug ein. Wenn ich da jetzt einsteige, bin ich in 5 Minuten in Leitstade. Von dort aus kann ich kurz nach der Sonde schauen und trotzdem mit dem geplanten Zug nach Hause fahren. Die ganze Aktion müsste allerdings ab Leitstade in einer Stunde abgebacken sein. Für eine intensive Suche reicht die Zeit also nicht, aber zumindest einmal für ein schnelles Nachgucken. Das könnte sogar ausreichen, denn die Prediction macht für Göhrde-Verhältnisse einen sehr guten Eindruck, mit Unsicherheiten von ca. 50m.  Gedacht, getan. Entweder liegt sie am Boden und wird eingesackt, oder man hat es zumindest probiert.

Leitstade ist ein Unikum. Der Bahnhof liegt inmitten eines riesigen Waldgebietes. Die Bewohner des kleinen Forsthauses stellen die gesamte Bevölk    erung des Einzugsbereichs in 5km Umkreis. Der Weg  in den Wald für mein Faltrad ziemlich ungeeignet, so dass ich mehr schieben muss als fahren zu können. Dennoch, die 1500m Wegstrecke sind schnell zurückgelegt. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
T1320535
Produktionsdatum: 2021-03-30
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill:
5h:00m

Startstation:
Bergen
(WMOID:
10238)
Flugdatum:19.5.2022 (12:00Z)
Track
wettersonde.net

Maximale Höhe:
28131m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.27m/s

Landegeschwindigkeit:
8.2m/s

Landestelle: Leitstade,
LAT, LON:
53.16016,10.92181 Google Maps
Status:
Geborgen am 16.03.2025 14:52UT
Methode:
Extrapolation aus Wettersonde.net-Daten

Die Sonde soll nur 50m vom Weg entfernt gelandet sein. Nach 3 Jahren dürfte die Schnur längst vergangen sein. Am Boden liegt im Kernbereich der Prediction aber nichts - wahrscheinlich haben die Wildschweine wie üblich Kleinholz aus dem Ding gemacht, und die Trümmer sind unter einem Nadel-Sediment begraben. Ich will mich gerade resignierend zum Fahrrad zurück drehen - da sehe ich sie direkt vor mir am Baum an der Schnur HÄNGEN! Damit habe ich nicht gerechnet! 

Schnell eile ich zurück zum Fahrrad, hole aus der Tasche meine Ausrüstung und vom Rad die Stange. Die Bergung ist reine Formsache - es ist so einfach. 

 

 


 

 


 

Die Sonde hat etwas Patina angesetzt. Der Sensorarm wirkt intakt, ist nur ganz schwach korrodiert. Ich schalte sie mal aus Joke an. Und was soll ich sagen: Sie blinkt - und sie blinkt nicht einmal Error. Die Batterien sind doch etwas schwach, daher erlischt die Sonde nach wenigen Sekunden. Diese Sonde ist ansonsten nach fast 3 Jahren in freier Natur völlig intakt! Nach dem Fallschirm fahnde ich nur flüchtig; er dürfte mit den Jahren im Baum bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt worden sein.  Zeit für eine lange Suche habe ich auch nicht. Ich raffe mein Zeugs zusammen. Zurück nach Leitstade! Dort muss ich nicht lange warten, bis der Zug Richtung Lüneburg eintrudelt. Jetzt kann die Heimfahrt beginnen. Denke ich.

 


 

Sekunden vor dem Einsteigen fällt mir auf, dass der Rucksack so ungewohnt leicht ist. Ein Blick - offensichtlich fehlen in der Fronttasche das Fahrradschloss und das Absperrkabel, mit denen ich das Rad im Wald sichere. Was für ein Schreck! Wo habe ich das Zeug zuletzt benutzt? Bei der ersten Sonde hatte ich das Rad an einen Baum gekettet.  Ich kann mir schwer vorstellen, die Sachen dort liegen gelassen zu haben - aber das scheint Fakt zu sein! Bei den beiden anderen Landeplätzen habe ich das Rad nicht abgeschlossen und die Schlösser gar nicht erst ausgepackt, weil ich mich ständig in unmittelbarer Sichtweite des Rades befand. Also verlasse ich nach 5 Minuten ungeplant den Wendland-Express und steige in Göhrde aus. Innerhalb von 3 Stunden muss ich die Sachen wiederfinden, denn der Zug um 19:30 ist der letzte für heute.

Die Strecke zur ersten Sonde ist genauso schnell zurückgelegt wie auf dem Hinweg - und zur Sonde wandern muss ich diesmal nicht. Mein Entsetzen ist groß, denn um den besagten Baum herum liegen die Sachen nicht! 

Suche ich denn überhaupt am richtigen Baum? Mir fällt ein, dass ich das Fahrrad unmittelbar vor der Weiterfahrt an den Baum gelehnt fotografiert habe. Ich inspiziere das Foto auf dem Handy-Display. Kein Irrtum möglich, ich suche am richtigen Baum. Ich zoome in das Bild: Es wird klar erkennbar, dass Schloss und Kabel ordnungsgemäß in der Fronttasche verstaut sind. Also müssen mir die Sachen unbemerkt an einer der beiden anderen Landestellen aus der Tasche gefallen sein! Das erscheint mir auch wesentlich plausibler - denn nach dem Losschließen des Rades steckt man doch seine Schlösser fast automatisch ein. Ich habe auch diffus in Erinnerung, dass ich das Schloss beim Verlassen der 2. Landestelle noch bewusst wahrgenommen habe. Also ist die dritte Landestelle bei Leitstade - die mit der Uraltsonde - am wahrscheinlichsten. Also radle ich los. 

Entfernungsmäßig ist es ein Katzensprung. Real aber nicht, denn die Waldwege sind mit 16"-Rädern leider kaum befahrbar. Wieder wird mehr geschoben als gefahren, aber der 3-Stunden-Takt der Wendlandbahn lässt hinreichend Zeit. Irgendwann erreiche ich die etwas bessere Forst-Fahrstraße, die der Bahn parallel folgt. Da ist auch schon wieder der Bahnhof Leitstade. Auf dem vorhin entdeckten besseren Zugangsweg bin ich schnell wieder an der Landestelle. Und - uff - da liegen die Sachen. Materialverlust ist somit erfolgreich vermieden, also kann beruhigt die Heimfahrt angetreten werden. Bis zur Abfahrt des nächsten Zuges sind es allerdings noch mehr als 2 Stunden, und bergab bräuchte ich über den guten Waldweg keine 10 Minuten bis zur Station.

Was mach ich jetzt? Mich in Leitstade 2 Stunden langweilen? Das muss nicht sein! Wie wäre es, noch einmal genauer nach dem Fallschirm zu suchen? Ich erkunde die Gegend um seine vermutliche Position, aber da ist nichts. Ich will mich gerade resigniert Richtung Fahrrad umdrehen, da sehe ich ein verdächtiges weißes Objekt an einem der Bäume im Wind flattern! Es ist der verblichene Fallschirm. 




So hat die ungeplante Ehrenrunde doch noch ein Gutes.

In Leitstade muss ich mich doch noch eine Stunde langweilen, aber nicht zwei. Der Zug bringt mich nach Lüneburg, und mit dem Metronom erreiche ich kurz nach 21:00 Hamburg. 

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