Sonntag, 5. Mai 2019

Mehr als nur eine Tasse Kaffee

Sondentyp: RS41-SGP
SN: R1230663
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 04.05.2019 00:00Z
Track wetterson.de & radiosondy.info
Landestelle Wentorf A.S.LAT LON: 53.67195 10.45245 Google Maps
Status: Geborgen (Bernd, Jürgen und ich) am 4.5.2019, 8:40Z



In manchen Gegenden ist Sondenjagd ein echter Kampfsport oder zumindest arg kompetetiv. Hier im Norden geht es bisher lustig, freundlich, kooperativ zu. Zum Beispiel heute bei der Bergung unserer ersten R-Sonde (R steht für das Baujahr 2019).

Als ich am 4.5. aufwachte, sah ich eine Telegram-Nachricht. Die Sonde R1230663 aus Norderney hatte meinen Sondenalarm ausgelöst. Eigentlich hatte man mit einer Landung im Raum Elmshorn gerechnet, aber das Ding erwischte einen guten Fallschirm und war bis Wentorf, Amt Sandesneben geflogen. In Radiosondy.info gab es Bernds Daten bis 121m Höhe. Setzte man die in die übliche Tawhiri-Prediction ein, ergab sich eine Position auf freiem Feld gleich östlich vom Waldgebiet des Schönberger Zuschlags. Das klang verlockend.


Die Prediction versprühte ich über unsere Whatsapp-Gruppe. Dann überlegte ich mir, ob man diese Sonde in mein heutiges Tagesprogramm einbauen könnte.  Ein Familienbesuch in Schmalenbeck stand an, und das war ja in erreichbarer Nähe. Nach einer Sondenjagd mit Bus und Faltrad könnte ich nach Schmalenbeck fahren. Das wurde verworfen, weil die Busse im Zielgebiet selten fahren und eine Tour von der Sonde nach Schmalenbeck zu viel Zeit kosten würde. Auch bestand immer noch Streckensperrung und Ersatzverkehr auf der U1 - komplett nervig. Also fuhr ich früher als geplant mit der Regionalbahn nach Ahrensburg und mit dem Faltrad von dort nach Schmalenbeck.  Das geht schneller als die U-Bahn im Normalbetrieb.

Allmählich meldeten sich die Sondenjägerkollegen auf Whatsapp. Jürgen hatte auch Lust auf die Sondenjagd und so verabredeten wir uns auf einem Parkplatz unweit der Landestelle. Und Bernd schaltete sich mit der Frage "soll ich Kaffee mitbringen?" ein. Für mich war die Anreise mit dem rasch ausgeliehenen Auto ja eher atypisch. Bernd - mit dem ich bisher nur elektronisch kommuniziert hatte - war gerade eingetroffen. Und da war auch Jürgen - der hatte schon mal den Weg erkundet. Empfangsversuche haben wir uns nach ca. 10 Stunden Run-Up-Time  verkniffen, also wurde angesichts der guten Prediction gleich in den Kaltsondenmodus geschaltet.  Gummistiefel an und los. Der Weg führte direkt ins Landegebiet.

Auf einem Rapsfeld rechts von der Landestelle drehte "Bauer Harms" seine Runde. Von hinten kam ein Kombi mit der Aufschrift "LANDWIRT IM EINSATZ" angeschossen. Von den beiden Insassen habe ich uns gleich mal das "GO" geholt, derweil Jürgen und Bernd schon auf ein im Fernglas identifiziertes weißes Objekt auf einem umgepflügten Feld zuliefen. Ich konnte, anders als die beiden,  von meiner erhöhten Position sofort den Fallschirm, der im Getreide des Nachbarfeldes gut verdeckt und schön ausgebreitet lag, erkennen. Als ich an der Landesstelle ankam, kümmerte sich Bernd um den Schirm und Jürgen um die Sonde.


Also wurden ein paar Selfies geschossen und der Fund dokumentiert.


Danach ging es fachsimpelnderweise zurück zu den Autos, und dort gab es dann Bends exzellenten Kaffee.

Jürgen und ich haben im Anschluss nach der Kaltsonde 18047075, einer militärischen DFM09 aus Dithmarschen vom September,  gefahndet, die irgendwo in einem Wald bei Steinhorst liegt. Das hatte Jürgen schon mal kurz nach der Landung probiert, und auch Bernd hatte offenbar den Wald schon einmal gründlich abgesucht. Also hatten wir nicht viel Hoffnung und wurden auch nicht fündig.

Alles in allem eine schöne Sondenjagd mit viel Spaß und Erfahrungsaustausch. So eine SBZ (Spontane Bergungs-Zusammenrottung) ist wahrlich kein kalter Kaffee.