Dienstag, 7. Mai 2019

Signale aus dem Wohnhaus

Sondentyp: RS41-SGP
SN: R1230652
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 07.05.2019 12:00Z
Track wetterson.de & radiosondy.info& eigene Daten
Landestelle Weddelbrook bei Bad Bramstedt.LAT LON: 53.90438 9.83431 Google Maps
Status: Lokalisiert durch Sonden-GPS. am 7.5.2019, 17:10Z. Sonde sendete IN einem Wohnhaus.

Die Mittagssonde aus Norderney schwebte wesentlich weiter, als es von Habhub vorhergesagt wurde. Sie hatte eben einen sehr guten Fallschirm. Die Landestelle war im Dorf Weddelbrook bei Bad Bramstedt. Das Nachbardorf heißt Hitzhusen. Hier landeten 2018/19 inerhalb eines halben Jahres drei Sonden in einem Umkreis von 600m: Eine in einem Teich, die andere 14 Tage später an der gleichen Stelle, nur auf der anderen Straßenseite, die dritte auf einem nahen Acker am Dorfrand. Das ist also ein  Sondenmagnet erster Güte. In der Gegend bin ich Stammgast.

Die heutige Sonde konnte ich im Landeanflug bis in 274m Höhe vom Balkon aus tracken. Die Prediction lag in Weddelbrook in der Straße, die nach --- Hitzhusen führte. Wo auch sonst?

Ich hatte erst gar keine rechte Meinung, bin aber dann doch mit dem Faltrad in die AKN gestiegen. In der AKN nach Bad Bramstedt hatte ich etwas Zeit, den Track der Sonde in der Landephase genauer zu untersuchen, und rechnete mit einer Landestelle im Wohnbebiet etwas südlich der Prediction.

Ich stieg an der Kurklinik Bad Bramstedt aus. Durch ein Wäldchen und eine Straße ging es die 5km nach Weddelbrook. Das Gelände der Prediction war anders als befürchtet frei zugänglich. Man konnte dort gut seine Gerätschaften ausbreiten und einen Empfangsversuch wagen. Erst einmal mit dem Notebook, SDRsharp und Zilog. Ein Segen,  sie sendete noch und produzierte gute Koordinaten. Allerdings hätte ich aus der Distanz ein etwas stärkeres Signal erwartet, und die angezeigte Länge driftete etwas schneller, als ich das gewohnt war. Egal, die Position war  gesichert, und die war laut Open Streetmap deckungsgleich mit einem Haus in dem Wohngebiet.

Ein Notebook ins Gelände zu schleppen ist so eine Sache. Daher experimentiere ich seit einiger Zeit mit einem Raspberry Pie und dem Programm Sonde Finder.  Leider waren erste Versuche nicht ganz so prickelnd. Generell war das Ding ziemlich unempfindlich, die fest eingestellte Bandbreite war gefühlt zu schmal, und temperaturbedingt driftete das Signal ständig aus dem optimalen Frequenzbereich. Nach ein paar Trockentests mit Sonden am Himmel scheint es so zu sein, dass der Programmautor das Ganze sehr stark auf den NooElec NESDR Smart optimiert hat. Damit scheint es erheblich besser zu gehen als mit dem älteren Modell im Plastikgehäuse. Das musste mal unter Realbedingungen überprüft werden. Obwohl der Drang, alles einzupacken und gleich zur Landestelle aufzubrechen, stark war, habe ich diesmal dem Raspby eine Chance gegeben. Auch mit dem neuen Dongle erschien das Signal auf dem Display ziemlichn schwach, was sich aber durch besseres Ausrichten der Moxon-Antenne beheben ließ. Anders als bei meinem vorschnellen Test sprudelten diesmal die Koordinaten.

Ich werde bis auf weiteres solche Parallelversuche unternehmen, bis ich genügend Vertrauen in den Raspby und Sonde Finder habe, um das Notebook zuhause zu lassen.

Nun aber wirklich rasch alles zusammengerafft. Auf zur Sondenposition! Aus dem besagten Haus kam ein Mann gerade herausgelaufen und eilte auf seinen Wagen zu. Das traf sich gut, den konnte man ja gleich fragen. "Guten Tag, ist Ihnen bewusst, dass in Ihrem Garten ein Wetterballon gelandet ist?" "Ja, das weiß ich, und Sie sind sicher vom DWD.". Aha, der hatte eindeutig den gelben Zettel gelesen. "Nein, ich jage den Sonden hinterher, und ich mach das rein hobbymäßig. Wissen Sie, die Sonde sendet noch und hat einen GPS an Bord, und daher weiß ich ihre Koordinaten". "Och, ich habs irgendwie nicht hingekriegt, sie abzuschalten. Und dabei hätte ich die Sonde so gerne morgen meinen Enkeln gezeigt." "Na klar, ich will sie auch gar nicht haben, sondern nur mal angucken und vielleicht fotografieren". Er ging rein und kam (surprise surprise) mit einer RS41 mit der Seriennummer R1230652 heraus.




Ich musste ihm natürlich alles zu der Sonde erzählen, denn er wollte ja seinen Enkeln ja Rede und Antwort stehen können. Dass der Ballon die ganze Strecke von Norderney zu ihm zurückgelegt hatte, fand er einigermaßen beeindruckend. Er berichtete,  dass er durch den Schirm und die Latexreste auf seinem Rasen auf die Sache aufmerksam geworden war und dann die Sonde in einem Baum auf dem Nachbargrundstück gefunden hatte. Jetzt musste er aber wirklich weg, mit seiner Bigband üben.

Einigermaßen erstaunlich, dass die GPS-Empfangsleistung einer RS41 in einem Haus ausreicht, um sie zu finden. Und mich hat wohl gerettet. dass das Abschalten der RS41 so fummelig ist. Ich hatte so etwas ähnliches mal mit einer DFM09 in Dassendorf, die aus dem Haus eines Apfelbauern sendete, aber da ist es ja auch etwas schwieriger, überhaupt den Schalter zu finden.

Zurück ging es über einen für Radfahrer sehr schönen Feldweg. Rehe standen auf den Feldern, und in dem Wäldchen kurz vor dem Bahnhof lief mir nur wenige Meter entfernt ein Rehbock über den Weg. Und der Kuckuck ist jetzt auch schon da.


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Karte aller Sondenfunde hier