Momentan qualifiziert sich Meppen für den Sir-Arthur-Harris-Gedächtnispreis für unausgesetzte Luftangriffe auf den Großraum Hamburg. Da die Landungen in den Vormittagsstunden unter der Woche erfolgen, kann man jobbedingt die Sonden nicht alle einsammeln. Wenn sie dann noch außerhalb des Aktionsradius der meisten Sondensucherkollegen stattfinden, bleiben Sonden liegen. Gestern landete eine Sonde mitten in Hamburg-Horn, als ich arbeitete. Am Nachmittag habe ich dann die beiden Sonden im Raum Volksdorf priorisiert, und das liegt weit weg von Horn. Am Wochenende stellt Meppen seine Flüge ein, und dann kann man Altfälle abarbeiten.
Sondentyp: RS41-SGP
SN:
R2340629
Frequenz: 405.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 23.10.2020 8:00Z
Track Polen
Landestelle: Hamburg-Horn, LAT, LON 53.54449,10.088854 Google Maps
Status: Geborgen 24.10.2020 10:11 UT
Methode: Tawhiri-Prediction nach Radiosondy-Daten
Heute Vormittag denke ich nach, ob man nicht doch mal nachgucken sollte. Die Landestelle ist sehr gut vorhergesagt. Sie liegt direkt neben einem Wohnhochhaus an der Straße "Letzter Heller". Hier residiert auch ein Hostel "Zum Letzten Heller". Die Frage ist, ob die Sonde da noch liegt - mehr als 24 Stunden nach der Landung und mitten in der Stadt. Aber nachgucken kostet nichts. Die Landestelle ist vom U-Bahnhof Legienstraße fußläufig zu erreichen, also wird besser die 15-Meter Stange geschultert. Wenn die Sonde an irgendeiner Fassade herunterhängt, könnte das helfen.
Um das Wohnhochhaus herum finden überall Erdarbeiten statt. Irgendwas wird auch drinnen gebaut, denn aus dem Haus hängt eine Schütte für Bauschutt. Die Bepflanzung ist um das Haus herum ist komplett weggebaggert worden, aber es wurde wieder planiert. Die Baustelle ist weder abgesperrt noch gibt es Verbotsschilder. Ich erkunde das aber erst einmal nicht. Mir ist nicht ganz klar, ob das ganze Haus das Hostel ist, oder ob da auch Leute Wohnungen haben. Ob das Hostel in Betrieb ist, kann man am Eingang nicht ermitteln. Die Rezeption scheint verwaist zu sein. Ich erforsche es nicht näher. Lieber lasse ich meine Blicke schweifen. Von der Sonde ist nichts zu sehen. Also gehe ich auf der Straße um das Haus herum. Eine Rampe führt auf ein Parkdeck. Von oben hat man einen sehr guten Überblick über das ganze Gelände. Und da hängt die Schnur! Der "langweilige" kleine rote Schirm liegt auf dem Vordach am Kücheneingang des benachbarten Adria-Restaurants.
Die Schnur geht über ein paar Bäume. Ich gehe ganz nach vorne auf das Parkdeck, und ich kann unter mir die Sonde liegen sehen.
Also gehe ich zurück über die Baustelle und schneide sie ab. Ein Tier hat einen kleinen Haufen auf der Begleitbriefhülle hinterlassen. In Coronazeiten hat man ja Desinfektionsmittel und Saugpapier immer im Ruchsack.
Zurück zum Kücheneingang. Ein paar Leute, die in dem Restaurant arbeiten, kommen raus, telefonieren oder rauchen und müssen jeweils über den Grund meiner Aktion aufgeklärt werden. Der Fallschirm direkt über ihren Köpfen ist so gut getarnt, dass ihn keiner bisher bemerkt hat. Die Stange befördert die Sachen von dem Dach. Endlich kann die Schnur aufgerollt werden, und somit ist dieses Gespann komplett geborgen.
Auf dem Begleitzettel ist versehentlich Sondennummer S2340629 statt R2340629 eingetragen.
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