Sondentyp: DFM09
SN: D17051081
Frequenz: 403.09 MHz
Timerkill: -
Startstation: Munster Süd (Artilleriefeuerstellung 35)
Flugdatum: 13.07.2021 10:00Z
Track Radiosondy
Maximale Höhe: 17339m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.16 m/s
Landegeschwindigkeit: 3.7m/s
Landestelle: Rübke bei Neu-Wulmstorf, LAT, LON: 53.501467,9.763017, Google Maps
Status: geborgen 18.7.2021, 16:57UT
Methode: Extrapolation auf Basis von Radiosondy-Daten
Als die beiden Sonden über Neuwulmstorf soweit abgearbeitet sind, fällt mir am Abend ein, dass es noch eine dritte DFM gab, die in der Gegend heruntergekommen war, in einem Apfelanbaugebiet bei Rübke. Wolfgang hatte es nicht mehr geschafft, hinzufahren. Ich hatte noch eine Tawhiri-Prediction gerechnet. Zwei Tage später gucke ich auf Radiosondy. Die Sonde ist dort inzwischen als geborgen eingetragen. Also gibt es hier keinen Handlungsbedarf; ich kümmer mich nicht weiter um den Fall. Erst später sehe ich mir den Eintrag noch mal genauer an. Der Eintragende, DL4BAB, hat die Sonde gar nicht geborgen, sondern im Landegebiet gesucht und nicht gefunden. Er hat gefolgert, dass bestimmt jemand anderes die Sonde eingesammelt hat und unter "geborgen von:" UNBEKANNT eingetragen. Solche Eintragungen habe ich auch schon mitunter getätigt, wenn die Prediction sehr verlässlich auf eine sehr übersichtliche Landestelle hinweist, zum Beispiel auf eine große gemähte Wiese. Wenn die Sonde dann weit und breit nicht herumliegt, dann kann davon ausgehen, dass jemand unbekanntes schneller war. Insbesondere, wenn man kurz nach der Landung auftaucht und da auch nichts mehr sendet.
Im vorliegenden Fall war es eine Kaltsondensuche, zudem ist die Prediction sehr ungenau. Im Gegensatz zu den anderen Sonden von diesem Tag, die von Kurt bis in Baumwipfelhöhe getrackt wurden, endet hier die Aufzeichnung in 447m Höhe. Da die Richtung der Tawhiri-Prediction ein wenig unplausibel aussieht, rechne ich noch ein reine Extrapolation. Die beiden Positionen liegen 200m auseinander, was wieder Bände spricht. Und die ganze Gegend in den Apfelplantagen macht auf der Satellitenansicht von Google Maps einen eher unübesichtlchen Eindruck. Bei Apfelplantagen ist auch immer die Frage, ob man da überhaupt rankommt, sie sind gerne mal abgesperrt. Zudem erkennt man auf Open Streetmap breite Gräben, die das Vorankommen im Gelände erschweren dürften. Irgendwie verfestigt sich das Gefühl, dass in dem Gelände eine erfolglose Suche nicht viel bedeutet und dass die Sonde womöglich noch da ist. Also hin und nachgucken.
Am Sonntag nachmittag finde ich etwas Zeit. Die S-Bahn bringt mich nach Neuwulmstorf, und von da geht es mit dem Rad zur Landestelle. Und sofort beginnen die Probleme. Die Koppeln sind lang und schlauchförmig. Vom Querweg, wo ich mein Rad parke, sind es 1700m ins Landegebiet. Da führt auf den Karten ein Fahrweg in die Prediction-Gegend, aber der ist mit einem großen Metalltor abgezäunt; Verbotsschilder sind eindeutig. Es ist irgendwie ein Versuchsgelände. Auch weiter südlich versperren Zäune den Zutritt. Zwischen diesen beiden Bereichen liegen ca. 100m, auf denen ein Fußweg in die richtige Richtung führt. Der würde, wenn er bis zum Ziel führt, zwischen der Tawhiri-Prediction und der Extrapolation herauskommen. Ich orientiere mich anhand der auf der OSM eingezeichneten Gräben und laufe los. Über eine längere Strecke hoppelt ein Feldhase voraus, bis er endlich einen Haken schlägt.
Im Landegebiet wird schnell klar, dass ich im sehr wahrscheinlichen Misserfolgsfall den Eintrag auf ACHTUNG ändern werde. Es sieht alles viel hoffnungsloser aus, als ich es schon befürchtet hatte.
Hier sind die Chancen auf eine Auffindung extrem reduziert. Die Gräben zerschneiden das Suchgebiet. In dem Mix aus Schilf, mannshohem Grasbewuchs, aufgelassenen und in Betrieb befindlichen Apfelplantagen mit dichtem Baumbestand kann sich die Sonde leicht verbergen. Ich suche die Gegend mit dem Fernglas ab. Plastikmarkierungen und Drahtgestelle sind schwer von einem Ballonrest bzw. einer Schnur zu unterscheiden. Die Tawhiri-Prediction wäre auf dem Versuchsfeld nördlich von mir, die Extrapolation in der Apfelplantage Richtung Süden; beide Positionen sind durch Gräben versperrt. Bei einem sehr breiten Quergraben jenseits der Predictiongegend geht es nicht weiter. Hier gibt es aber immerhin Übergänge über die Längsgräben. Allerdings ist auch hier das Versuchsfeld massiv abgezäunt. Drüben versucht ein Radfahrer-Pärchen erfolglos weiterzukommen und dreht bei. Die haben sich wohl verfahren - wie sie aufs Gelände gekommen sind, weiß ich nicht.
Ich kann jetzt aber von hier aus endlich die undurchsichtige intakte Apfelplantage Richtung Süden angucken, auf der sich in 200-300m Entfernung die Extrapolationslösung befindet. Zwischen den Baumreihen befinden sich Wege und Grasstreifen und Fahrwege. Die checke ich alle mit dem Fernglas und kann in der Distanz nichts erkennen - bis auf eine Ricke mit ihrem Kitz. Ich wandere durch eine der Schneisen - und sehe zwischen den Bäumen in der nächsten Schneise plötzlich die DFM09 auf dem Fahrweg liegen - nur 15m von der Extrapolationslösung entfernt. Das ist angesichts der Unsicherheit der Prediction mehr Glück als Verstand, aber ich kann mich nicht beschweren. 30m weiter gibt es einen Quergang, der einen Zugang ermöglich. Also muss ich heute den Status in Radiosondy nicht auf ACHTUNG ändern.
Neugierige Vögel haben Löcher in den Begleitzettel gepickt
Am Anfang der übernächsten Schneise finden sich ein roter Ballonrest und ein Fallschirm
Als ich wieder beim Fahrrad ankomme, ist das Metalltor zu dem Versuchsfeld offen, und vermutliche Angestellte fahren mit SUVs auf dem Gelände herum. Ich bin sehr froh, dass die noch nicht da waren, als ich ankam. Wahrscheinlich hätten die mich aufs Gelände gelassen, und da die Sonde dort nicht lag, hätte das nur eine längere erfolglose Suchaktion nach sich gezogen.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier
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