Am 10.1. landet die Nachtsonde aus Schleswig direkt am Bahnhof Meeschensee auf freiem Feld. Direkt zur Landezeit fährt bei dem Schneewetter niemand hinterher, aber schon in den frühen Morgenstunden ist Patrick vor Ort. Er wohnt in der Gegend und möchte die Sonde noch vor der Arbeit mitnehmen. Aber zu seiner Verwunderung gibt es keinen Empfang.
Nach Sonnenaufgang trifft Klaus vor Ort ein. Auf dem Acker findet er nichts. Aber auf der anderen Seite der AKN-Bahnlinie sieht er, wie Sven mit einer Stange den Fallschirm aus dem Baum holt. Sven scheint danach den Boden in der Umgebung der Landestelle abzusuchen. Sven ist nicht Mitglied unserer Whatsappgruppe, was etwas schade ist. Da er aber sehr gewissenhaft seine Funde in Radiosondy einzutragen pflegt, hat er die Sonde sicher auch nicht gefunden.
Ich finde die Sache rätselhaft. Die Fallschirmposition passt überhaupt nicht zu der Prediction - sie ist viel zu weit stromabwärts. Hat da der große unbekannte Sondenabschneider noch vor allen anderen Kollegen zugeschlagen? Je mehr ich mich mit dem Fall befasse, umso realisitscher erscheint mir, dass die Sonde noch da ist. Gerade vor ein paar Tagen habe ich ja gesehen, wie weit ein Fallschirm bei etwas Wind eine gelandete Sonde wie einen Schlitten über eine Schneefläche ziehen kann. Wenn das nicht nur über 30, sondern über 70 Meter funktioniert, kann das die Fallschirmposition erklären. Manchmal - wenn auch selten - geht so eine Sonde beim Aufprall aus, und angesichts der Lage des Schirms kann sogar ein Zug der AKN die Schnur vom Fallschirm getrennt haben. Auch eine Baumreihe und eine Hochspannungsleitung könnten mitgespielt haben. Im weißen Schnee wird man eine weiße Sonde nicht so leicht sehen. Also beschließe ich eine Nachsuche am 22.1.2024, nachdem der Schnee geschmolzen ist und bevor die Äcker wieder matschig werden. Es macht zumindest Sinn die angedachten Hypothesen zu testen, und vielleicht hat man ja noch Glück, wer weiß?
Sondentyp: RS41-SGP
SN: V0430542
Produktionsdatum: 2023-01-25
Frequenz: 402.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Schleswig (WMOID:10035)
Flugdatum: 10.01.2024 00:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 31757m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.54m/s
Landegeschwindigkeit: 2.4m/s
Fundstelle: Meeschensee, LAT, LON: 53.75128,9.982787, Google Maps
Status: Stark zerstörte Sonde geborgen am 22.1.2024,15:15 UT.
Methode: Extrapolation aus Wettersonde-Daten
Besonderheit: Sonde wurde wahrscheinlich am Fallschirm durch den Schnee auf den Bahndamm der AKN gezogen. Kein Empfang durch Patrick gegen 7:00. Fallschirmbergung am Vormittag des Flugtags durch Sven.
Ich verlasse die AKN eine Stunde vor Sonnenuntergang am Bahnhof Haslohfuhrt. Ein Weg führt von der K113 an den Gleisen entlang bis zu der Koppel, auf dem die Sonde gelandet sein soll. Zu meiner Freude ist es eine gut begehbare und leere Weide. An den Predictions liegt wie befürchtet nichts. Auch in der Baumreihe - hohe Eichen - an der die Sonde knapp vorbeigeschrammt sein könnte - hängt nichts. Also verfolge ich die mögliche Flug/Rutschbahn der Sonde in Richtung der Bahnstrecke. Das würde ja auch besser zu der Fallschirmposition passen. Und ich werde sofort fündig.
Direkt meinerseits der Gleise liegen verstreut Teile der Styroporschalen, die Hauptplatine mit den Batterien, ein abgetrennter Sensorarm und weitere Kleinteile. Schnell ist alles zusammengesammelt. Gut, dass die Trümmer auf meine Seite der Gleise geschleudert wurden.
Der Befestigungsmast der Sonde ist glatt abgetrennt und fehlt. Die Teile der Box sind einigermaßen vollständig und lassen sich wieder zusammenbauen, und die Batterien sind noch in der Halterung der Hauptplatine eingelegt. Nur der Drucksensor fehlt, wahrscheinlich liegt er noch im No-Go-Bereich auf den Gleisen. Allerdings lässt sich die Sonde nicht anschalten.
Das Rätsel ist also gelöst, das wahrscheinlichste Szenario sieht so aus:
10.1.24, 3:22: Sonde landet nahe der Prediction (sie stand am Ende nur 30m hoch). Der Fallschirm schleppt die Sonde über die verschneite Wiese, vermutlich bis auf das rechte Gleis und bleibt dann selbst in dem Baum auf der anderen Seite hängen. Gegen 5:06 zerstört die erste Bahn die Sonde, die Trümmer werden zurück in Richtung Wiese geschleudert. Gegen 7:00 hat Patrick natürlich keinen Empfang. Sven kann am Morgen den Fallschirm aus dem Baum ziehen, aber am Ende der Schnur ist keine Sonde. Und weder Klaus noch Sven haben eine nennenswerte Chancen, die weißen Trümmer im Schnee zu erspähen.
Karte aller Sondenfunde hier
Keine Kommentare:
Neue Kommentare sind nicht zulässig.