Sonntag, 16. Dezember 2018

Überall auf den Tannenspitzen...

...sah ich unerreichbare Sonden sitzen. So kann man meine heutige Radtour zu drei Kaltsonden zusammenfassen

Sondentyp: RS41SGP
SN: N2040188 
Frequenz: 404.5 MHz
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 19.09.2018 11Z
Track  Bremen
Landestelle HANDELOH:  LAT LON: 53.24432, 9.83292  Google maps
Nicht gefunden, Position entspricht eigener Prediction aus Bremer Daten

Diese Sonde ist für mich ein emotionales Objekt. Mein Astronomieclub betreibt ja in Handeloh eine sehr schöne Sternwarte. Der Weg dorthin ist durch einen befreundeten Astronomieverein als Planetenweg ausgestaltet worden. Hier ist ein Sonnensystem so nachgebaut worden, dass man es erwandern kann. Mustergültige Infotafeln geben eine Kurzinformation und vermitteln ein Gefühl für die mit reinen Zahlen unanschaulichen Entfernungsverhältnisse im Weltall. Und direkt am Neptun steht eben unsere Sternwarte.

Und wenn eine Sonde in der Gegend landete, haben Jürgen, André und ich manchmal gesagt, "die landet direkt auf dem Dach der Sternwarte".

Und dann wurde aus einem Joke Wirklichkeit! Eine Meppener Sonde landete zwar nicht beim Neptun, sondern direkt bei der Sonne!

Ich selber konnte nicht hinfahren, weil just auf diesen Tag unseren ersten Radiosondenworkshop terminiert hatte. Uli (alias Asohen), der örtliche Sondenjäger aus Buchholz, hatte auch keine Zeit - denn er fuhr ja zum Radiosondenworkshop. Meine Idee war, dass ich einige Freunde vom AKA Handeloh anrief. Tatsächlich fuhren sie hin und waren nur 30 Minuten nach dem Aufschlag an der Landestelle. Da lag aber leider nichts.  Die Stelle wäre prominent gewesen - auf der Pferdewiese oder dem (abgeerneteten) Maisfeld rund um den Beginn des Planetenwegs - also direkt bei der Sonne. Sehr übersichtliche Landeregion. Die Leute hatten eine gute Idee, wonach sie suchen würden.

Beim Sondenjägerworkshop war das Thema "Predictions". Was wir an dem aktuellen Fall durchdeklinierten. Ein GFS-Update ergab sogar eine verbesserte Prediction, die wir live an die AKA-Leute durchtelefonieren konnten.

Heinz-Günther, der in Handeloh wohnt und unsere Sternwarte viel nutzt, hat am 19.9. und 20.9. die Gegend recht gründlich durchforstet. Er hat sogar auf dem angrenzenden Bauernhof (von dem die GvA das Sternwartengrundstück gepachtet hat) gefragt. Die hatten nichts bemerkt. Eigentlich gab es drei Varianten: a) Sonde landet auf Planetenweg und wird von Spaziergänger unmittelbar danach eingesackt; b) Sonde fliegt kurz und landet im Wald; c) Sonde fliegt weit und landet im Dorf mit wahrscheinlich ähnlichem Ausgang wie bei Variante a).

Ich selber habe den Wald am 21.9. und auch später selber gründlich durchsucht. Auch beim anderen angrenzenden Bauernhof habe ich nachgefragt. Nichts. Die Sonde kann sich aber auch gut im Laubdach der  Bäume verbergen. Eine Suche nach dem Laubfall war daher fest eingeplant.

Heute, am 16.12.,  habe ich mir vorgenommen, den Wald noch einmal auf den Kopf zu stellen. Ich bin mit dem "Heidesprinter" bis Büsenbachtal gefahren - nicht nach Handeloh (die 3km verdoppeln glatt den Preis der Ergänzungskarte, und wozu hat man ein Rad...). Erst einmal habe ich mal kurz den Planetenweg mit dem Faltrad zurückgelegt, um in der Sternwartenach dem Rechten zu sehen. Das ist verboten, sagt Albert. Denn  auf dem Weg von Sonne zu Neptun  erreicht man ganz locker Überlichtgeschwindigkeit.

Und tatsächlich erwischte mich ein relativistischer Effekt. Wie wahrscheinlich ist es, dass einem auf Höhe Saturn ein Typ auf einem Exemplar der gleichen nicht allzu häufigen Faltradmarke entgegenkommt? Kam der aus dem Wurmloch?

Zurück an der Sonne wurde der Wald genau durchgesucht. Ich hatte eine Linie mit der vermutlichen Flugrichtung auf meiner Handy-Karte markiert. Ein Weg führte exakt über diese Linie. Tatsächlich konnte man die Sache ohne Laub viel besser übersehen. Leider hat das aber auch nicht geholfen. N2040188 bleibt verschollen. Entweder hat sie sich ein wirklich sehr gutes Versteck ausgesucht, oder Varianten a oder c treffen zu.

Naja, und nun ging es weiter zu zwei Sonden, die man sicher antreffen würde. Erst einmal ging es nach Inzmühlen, wo Uli einen Baumlander aus Bergen lokalisiert hatte:

Sondentyp: RS41SGP
SN: N2220566
Frequenz: 404.5 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 30.7.2018 12Z
Track  Bremen
Landestelle INZMÜHLEN:  LAT LON: 53.234398,9.86506  Google maps
Baumlander, von unten sichtbar

Diese Sonde hat Uli am 5.8. aufgrund der Bremer Prediction lokalisiert. Der Fallschirm lag auf dem Boden, die Sonde hing leider 20m hoch im Baum. Hier ein paar seiner Fotos:




Ich selber habe die Sonde mehrfach besucht, einmal am Rande eines ASW-Workshops auch mit drei Sondenjägern inklusive Uli zusammen. Leider war meine 15m-Stange ein paar Meter zu kurz. Ich konnte aber die Schnur mit der Stange vom Baum lösen. Leider ist die Schnur zwischen diesem Zugangspunkt und der Sonde total verhakt.

Hier ein  Foto vom 21.9.



Heute war ich erneut vor Ort. Die Position hat sich verändert, die Sonde hängt tiefer. Ich werde es mit der 15m-Stange erneut versuchen. Die 10m-Stange war deutlich zu kurz.






Ich bin dann weitere 16km über Buchholz in den Klecker Wald gefahren, wo immer noch die Radiosonde N3340159 im Baum hängt. Diese Sonde hatten vor einem Jahr unabhängig voneinander Uli und ich noch sendend lokalisiert. Ich konnte zwar inzwischen Ballonrest und Fallschirm bergen. Das kurze Schnurstück, das noch übrig ist, ist so sehr in dichten Fichtenzweigen verheddert, dass die Sonde nicht wirklich herunterkommen mag. Ich habe, weil es schon dämmerte, keine Fotos gemacht, die Lage ist aber seit dem letzten auf der entsprechenden Bloggseite gezeigten Zustand unverändert. Die Sonde ist eher noch tiefer in die Zweige eingewachsen. 

Es gibt noch eine weitere hartnäckige Baumhängersonde im gleichen Wald. Mir war aber deutlich zu kalt, und so brachte mich mein treues Rad diesmal gleich zum Bahnhof Klecken.  Dort musste ich aber noch lange auf den Zug warten, da der Zugverkehr zeitweise wegen betriebsfremder Personen auf den Gleisen eingestellt worden war. In Harburg wollte dann der Metronom gar nicht mehr weiterfahren, worauf ich auf die S-Bahn umstieg

Momentan werden ja Quadcopterbergungen stark diskutiert. Die Sonde im Klecker Wald könnte man mit dem Quadcopter nicht bergen. Die Schnur ins Inzmühlen könnte man zwar weit oberhalb durchschneiden, aber die Kraft wird durch das Geäst direkt über der Sonde aufgenommen, in dem auch diese Schnur komplett verheddert ist. Ich bin da auch eher skeptisch.