Sondentyp: RS41-SGP
SN: R1230597Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 13.12.2019 12:00Z
Track wetterson.de und eigene Daten
Landestelle: Wedeler Marsch, LAT, LON:53.58980,9.65552, Google Maps
Status: Lokalisiert durch GPS-Decodierung am Boden, Bergung am 20.12.2019 durch NABU-Naturschützer unter Einsatz eines Ruderboots
Bei der Bergung dieser Radiosonde war ich überhaupt nicht dabei. Ich war aber dennoch nicht ganz unbeteiligt, und daher muss von diesere Sonde hier berichtet werden.
13.12.2019, nachmittags: Im Landeanflug der Norderneyer Mittagssonde ist eine ganze Zeit unklar, auf welcher Seite der Elbe die Landung erfolgen sollte. Oder wollte die RS41 einfach in die Elbe fallen? Ich konnte die Spnde bis in die Endphase mit einer aus dem Fenster gehaltenen Yagiantenne empfangen. Meine letzte Position lag 148m über Grund. Die vorhergesagte Landestelle liegt in der Wedeler Marsch und dürfte ganz gut stimmen. Wie üblich bei Marschlandungen versuche ich mich vor dem Aufbruch per Google Maps Satellitenansicht über die Lage von Graben-Übergängen zu informieren und sehe mehrere Möglichkeiten. Von einem Feldweg, der durch die Marsch verläuft, sollte man über die Wiesen zur Landestelle gelangen. Für den Fall, dass die Position auf der anderen Seite der Hetlinger Binnenelbe die Sonde liegt, muss an umdisponieren und es gegebenenfalls vom Elbdeich aus versuchen.
Ich fahre wie üblich per S-Bahn nach Wedel und dann mit dem Faltrad in die Marsch. Auf dem Depenwischweg komme ich gut voran. Gleich hinter einem Bauernhof bin ich nur 500m von der Prediction entfernt. Es wird schon dunkel. Zeit für einen Empfangsversuch. Auf der Koppel rechts vom Weg laufen allerlei Kühe zusammen und bestaunen neugierig meine Aktion. Das Signal ist erstaunlich schwach. Aber es ist decodierbar. Die Koordinaten werden in die Karten-App eingehackt, und rasch verfliegt das sichere optimistische Gefühl: Die Sonde ist deutlich weiter geflogen als gedacht und liegt jetzt am Rand einer Insel mitten in einem See. Das ist mitten in dem bekannten Vogelschutzgebiet Wedeler Marsch. Direkt an diesem See befindet sich die vorbildliche öffentliche Vogelbeobachtungsstation Wedeler Marsch. Da ist kein Herankommen.
Ich finde, dass eine Radiosonde nicht in ein Vogelschutzgebiet gehört. Das Bild einer toten Ringeltaube in einer Sondenschnur kommt mir sofort in den Sinn. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Watvögel wie Reiher oder Brachvögel in der Schnur verheddern. Als Kontakt wird auf der Homepage Marco Sommerfeld genannt. Dem schreibe ich noch am Abend eine Email mit etwas Info, Links zu einschlägigen Bildern und einem Screenshot der Position in Google Earth. Es folgt ein nettes Telefonat am folgenden Tag. In der folgenden Woche hält mich Marco mit kurzen Emails auf dem Laufenden. Sonde an der bezeichneten Position gesichtet. Wir versuchen, die Sonde bei nächster Gelegenheit mit dem Ruderboot zu bergen.
20.12.2019: Abends finde ich in meinem Posteingang folgende Mail:
"wir
haben die Sonde mit dem Boot geborgen. Danke für den wertvollen
Hinweis. Melde Dich gerne nach dem 6.1., um eine Übergabe zu verabreden.
Ich wünsche Dir frohe Weihnachten und ein glückliches und friedvolles Jahr 2020."
Welch ein Engagement! Mir ging es mehr darum, die Sonde aus der Natur entfernt zu wissen, aber dass ich diese vermeintlich völlig unerreichbarbare Sonde wohl sogar in die Hand nehmen darf, ist wirklich nur großartig.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier