Samstag, 14. Dezember 2019

Früher war mehr Lametta

Sondentyp: RS41-SGP
SN:  R1221043
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 14.12.2019 00:00Z
Track wetterson.de
Landestelle: Fünfhausen, LAT, LON: 53.44386,10.12954, Google Maps
Status: Lokalisiert durch GPS-Decodierung, Bergung am 14.12.2019 um 5:40 UT


So mancher Sondenjäger hat sich in den Weihnachtsbaum statt ein paar Christbaumkugeln eine Sonde gehängt. Diesbezügliche Bilder geistern durch die Foren. Einen Sondenschirm, der tatsächlich in einen gescbmücken Christbaum fällt, ist mir aber bisher nicht untergekommen. 

Diese Radiosonde flog am Morgen des 14.12. in den Hamburger Raum ein. Sie ging in Fünfhausen nieder. In aller Frühe bringen mich Bahn und Bus in das Dorf in den Hamburger Marschlanden. Ein Empfangsversuch und eine Zilog-Decodierung sind erfolgreich. Die Sonde liegt tatsächlich mitten im Zentrum des kleinen Dorfes. Die Stelle sieht auf den ersten Blick schwer zugänglich aus. In der Hoffnung auf die Chance für einen Schnurzug  erforsche ich zunächst einen Parkplatz. Der gehört zu einem Edeka-Laden und einem Getränkemarkt. Hier ist aufgrund der Windrichtung der Fallschirm zu vermuten. In der Mitte steht ein großer Scheinwerfermast, darunter ein festlich geschmückter Christbaum. Früher war mehr Lametta, heute hat man  eben DWD-Fallschirme als Baumschmuck...









Die Schnur geht über den Weihnachtsbaum, dann hoch über den Parkplatz und verschwindet über einen Bretterzaun. Also wird es Zeit, die Situation auf der Sondenseite näher zu erkunden. Hinter dem Zaun zeigt die Karte einen Fleet, und dahinter muss die Sonde liegen. Man kann laut Karte über den Parkplatz einer Apotheke auf die andere Seite dicht an die Sonde gelangen. Von dort aus sehe ich die Sonde auf einem Rasen liegen. Die Schnur geht über ein kleines Bäumchen und eine Hecke über den Fleet  Drüben verschwindet er über einer weitere Hecke und dem besagten Bretterzaun in Richtung Weihnachtsbaum.

Von der Parkplatzseite die Sonde an der Schnur über einen Baum, zwei Hecken, einen Fleet und einen Zaun ziehen zu wollen, würde sicher damit enden, dass sich die Sonde irgendwo verhakt. Eine Bergungsaktion am frühen Samstagmorgen auf Privatgrundstücken erfordert einen "Hallo-Wach"-Klingelstreich.

Da sehe ich, dass der schmale Geländestreifen zwischen Fleet und Hecke frei zugänglich ist. Dort kann ich die Schnur ergreifen und die Sonde vorsichtig über Bäumchen und erste Hecke ziehen.

Drüben am Christbaum trudeln bereits die ersten Lieferanten an. Die Schnur ist noch im Christbaum verhakt; ich kann sie aber am Bretterzaun kappen und beide Teile aufwickeln. 



In unmittelbarer Nähe der heutigen Landestelle habe ich in meiner Anfangszeit erfolglos eine RS92 zu erbeuten versucht: M2713028 aus Schleswig vom 31.10.2016. Gelandete RS92 galten damals als nicht decodierbar - man musste sie erpeilen. Und so durchstreifte ich die Gegend bei Einbruch der Dunkelheit und schwang eifrig eine Yagi-Antenne. Die Sonde verstummte allerdings, als die Batterien leer waren, und danach war ich im Dunkeln hilflos. Sehr viel später fand ich heraus, dass man mit Zilog das GPS-Signal auch gelandeter RS92 decodieren kann. Auf der Festplatte fand sich noch die alte Rohdatei aus Sondemonitor. Und tatsächlich konnte Zilog daraus die Koordinaten der Landestelle ermitteln. Sie befand sich auf dem Dach eines Gewächshauses, um das ich damals  herumgeschlichen war.  Nur 80 Meter von der heutigen Position entfernt.

1000 Meter südöstlich der heutigen Sonde hatte ich ein paar Wochen später ein anderes Aha-Erlebnis zum RS92-GPS-Decodier-Problem. Danach war ich sicher, dass Sondemonitor auch bei fliegenden RS92 ungenaue Positionen liefert. Obwohl das alles nur 3 Jahre her ist, ist diese Erkenntnis heute  obsoletes Wissen. Die heutigen Sonden senden alle vernünftige GPS-Koordinaten, und auch Sondemonitor liefert mit ihnen korrekte Daten. Dennoch ist Zilog nach wie vor mein liebster Decoder.


Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier