Donnerstag, 6. Oktober 2022

Aktive Bergehilfe

Am 6.10. fliegen die Sonden weit: Eine Essener RS41 schafft es bis ins Wendland, Meppen 1 landet bei Elmenhorst und wird dort von Sven aufgesammelt. Leider bin ich zwar in Schmalenbeck, also nicht weit weg, ich muss aber nach Hamburg. Das Präsenztreffen im Labor findet am Ende gar nicht statt - Coronaerkrankung einer Teilnehmerin. Meppen 2 geht mitten in Maschen nieder. Offenbar haben die üblichen Verdächtigen keine Lust auf "Operation Urban Rescue". Bin erst einmal gar nicht sicher, ob ich das Faltrad mitnehmen soll. Der Bus aus Meckelfeld hält nämlich direkt vor der Tür. Dann denke ich aber an die fahrplanmäßige Verspätung und nehme das Rad lieber mit. Was sich als richtig erweist, denn den Bus in Meckelfeld hätte ich verpasst. In Stelle verlasse ich den Regionalzug und radel Richtung Maschen.


Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
U3270152
Frequenz:
405.1 MHz
Timerkill:
keiner
Startstation:
Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum:
6.10.2022 08:00Z
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.4 m/s
Maximale Höhe:
18033 m
Landegeschwindigkeit:
1.6 m/s
Track  Radiosondy
Landestelle: Maschen ,
LAT, LON 
53.39109,10.03896  Google Maps
Status:
Geborgen am 6.10.2022, 14Z. Lokalisiert durch GPS-Decodierung (TTGO). Schirm und Sonde in 6-8m Höhe, Schnur über ein Dach verlaufend. Stangenbergung mit Dirk und Sascha

Die Idee, einen anderen als den bekannten Weg zu benutzen, erweist sich als sinnlos. Bekanntlich ist der einzige Zweck der Gemeinde Seevetal, Gewerbegebiete in Autobahnnähe auszuweisen. Der Weg führt an einem Logistikzentrum eines großen Discounters vorbei, und die Blechlawine von LKWs, kombiniert mit einer spontanen Baustelle mit Durchgangs- und Durchfahrtsverbot für alles, was nicht Auto heißt, macht keinen Spaß. Der Rückweg muß anders stattfinden. Der Rest der 5 Kilometer verläuft normal bei bestem Herbstwetter, und immerhin gibt es für mich einen Radweg. Auf der Fahrbahn blockieren sich derweil die LKWs gegenseitig, so dass die Fahrt auch kein Genussradeln ist.


Vor Ort in Maschen zücke ich nahe der Tawhiri-Prediction einen TTGO, der mir verrät, dass die Sonde nur 29m entfernt etwas über dem Boden zu erwarten ist. In der fraglichen Gegend läuft ein junger Mann herum und guckt suchend in den fraglichen Baum. Dass der nicht zum Pilzesuchen dort ist, ist stark zu vermuten. "Radiosondensucher?" "Ja, klar!". Die Sonde hängt im Baum. Saschas Kumpel Dirk kommt auch dazu. Die beiden sind entschlossen mit einem leichten Anflug von Frustration und erläutern mir die Lage.


Die beiden haben die Sonde schon gleich nach der Landung am Morgen lokalisiert, dummerweise hängt sie im Baum. Der ist nicht wirklich hoch, vielleicht 10 Meter. Die Schnur verläuft über das Dach eines Wohnhauses. Drüben haben sie auch den Ballonrest in einem Baum entdeckt, in ähnlicher Höhe. Sie haben tatsächlich bereits einen Kletterversuch unternommen; leider sind die dünnen Äste weiter oben nicht sehr tragfähig. Immerhin haben sie die Sonde irgendwie aus dem Wipfel geschüttelt, so dass sie jetzt in vielleicht 7 oder 8 Meter Höhe am Faden hängt. Ich hatte aufgrund der Satellitenbilder eine nervige Dachlandung befürchtet. Hier kann man aktive Bergehilfe leisten, wozu hat man die 13m-Stange dabei. Das einzige Problem ist die schlechte Sicht durch das relativ dichte Laubdach. 

Foto: Dirk

Zu dritt ist eine Stangenbergung einfacher als alleine. Im zweiten Versuch finde ich einen Standort, von dem aus ich die Sonde direkt von unten einigermaßen sehen kann, wenn sie mal wieder vom Wind angetrieben über ein kleines Loch im Blätterdach pendelt. Die Schnur ist allerdings von dort nicht auszumachen. Die beiden geben mir ein supergutes Feedback für diesen Blindflug ("noch 30cm höher, jetzt eindrehen"), so dass ich die Sondenschnur ziemlich direkt einhaken kann. Die Fallschirmbergung auf der anderen Seite ist noch einfacher, so dass wir das Gespann komplett bergen können. Meppentypisch ist die Schnur nur teilweise abgewickelt. Frage mich wirklich, woran das liegt. Vorbei sind die Zeiten mit dickem Tape, nur die Beschriftung des Datums und der Uhrzeit lässt noch ein individuelles Erkennen einer Meppen-Sonde auf den ersten Blick zu.




Wir schwatzen noch eine Weile. Einer der Kollegen hat noch nie eine Sonde gefunden, er nimmt das Exemplar mit nach Hause. Der andere hat gelegentlich Sonden gejagt und auch schon ein paar Funde gemacht. Erstaunlicherweise hat er nie einen anderen Sondenjäger angetroffen. Die beiden kommen in unsere Whatsappgruppe und gut.

Der Rückweg von dieser sehr netten Aktion nach Stelle kann gemütlich erfolgen. Die nervige Baustelle kann ich über eine gute Umgehungsroute, die ich von einer anderen Sondenjagd her kenne, umfahren. Immerhin ist das die dritte Sondenbergung im Raum Maschen und Stelle in 2 Monaten!

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier