Vom 26-29.9.2022 wurden vom klassischen Startplatz Bergen in schneller Folge Manöversonden vom Typ DFM09 gestartet. Sie fielen in ein großes Gebiet zwischen Celle und sogar nördlich der Elbe. Etliche wurden gefunden. Am 26.9. fielen zwei Exemplare in die Göhrde, wo ich ja immer wieder auf Kaltsondenliste bin. Inzwischen ist meine Baumlander- und Kaltsondenliste lang. Der größte Mischwald Norddeutschlands ist derart weiträumig, dass man sie nicht an einem Tag abarbeiten kann. Auch ist der Wald entlegen. Ein Zugang ist die Göhrdebahn, die nur alle 3 Stunden fährt. Startpunkt für solche Exkursionen ist der Bahnhof Göhrde. Eine DFM - mit ungenauer Prediction - liegt bei Eichdorf - nur 2km vom Bahnhof entfernt. Eine andere liegt am Südrand des Waldes, nur 500m von einem bekannten Baumlander auf meiner Liste. Es lohnt sich also, eine größere Baumlander-Kontroll-Aktion mit der Suche nach den Sonden zu verbinden. Das ist automatisch eine Ganztages-Tour.
Das Wochenende ist ideal. Allerdings ist das Wetter am Samstag schlecht und am Sonntag immer noch ungemütlich. Aber der Montag, der 3. Oktober ist ja Feiertag, und da ist gutes Herbstwetter mit einzelnen Schauern angesagt. Also starte ich kurz nach 9 Uhr mit dem Faltrad am Bahnhof Göhrde. 5 Sonden sind auf meiner Liste, da sollte etwas gehen.
Nach etwas mehr als 2km erreiche ich das Landegebiet von D18051638. Openwx hat sie bis 561m Höhe, und die Prediction daraus liegt neben einem Gehöft nördlich der Bahnstrecke. Da die Windgeschwindigkeit groß und die Sinkrate niedrig war, dürfte diese Vorhersage sehr ungenau sein. Aber vielleicht kann man ja, wenn man die Felder mit einem Fernglas absucht, auch mal Glück haben. Am Ende wird der geplante schnelle Check doch eine mehr als einstündige Suche. Kurz zusammengefasst: Ich habe kein Glück. Auf den übersichtlichen Wiesen und Rübenfeldern liegt nichts, eine Brache ist sehr unübersichtlich, und im Wald ist so direkt auch nichts zu erkennen. Als ich an dem Gehöft vorbeifahre, sehe ich die Frau des Hauses gerade über den Hof laufen und spreche sie an. Immerhin liegt der Hof direkt auf der Open-Wx-Prediction, wer weiß? Aber ihr ist von einem Sondenfall nichts bekannt. Ihr Mann kommt hinzu, und wir haben noch ein nettes Schwätzchen über alles Mögliche - nicht nur Sonden. Unseren Infozettel bekommen die beiden für alle Fälle - hier kann man nichts mehr tun.
Über Pommoissel und Göhrde geht es zu meinem ersten Baumlander mitten im Wald, S3140888.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: S3140888
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 27.9.2021 12:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 33822m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.39 m/s
Landegeschwindigkeit: 9.7 m/s
Landestelle: Kollase, LAT, LON: 53.12471,10.88685 Google Maps
Status: Baumlander, 16m hoch in einer Kiefer. Ballonrest, Abroller, Schirm und etwas Schnur geborgen
Methode: Extrapolation aus Radiosondy-Daten
Diese Bergen-Sonde hängt seit mehr als einem Jahr in einer Kiefer. Ich hatte im Oktober 2021 den Fallschirm entfernt. Nach einem weiteren Schnurriss fiel sie auf 16-17m Höhe herab. Leider verhakte sich die Schnur in einer Astgabel. Als ich an der bekannten Stelle ankomme, ist im Baum die Sonde nicht zu sehen. Unter dem Baum liegt nichts. Eine Inspektion zeigt den Grund: Die Sonde liegt jetzt gut versteckt in der Gabel eines kurzen Aststumpfes direkt am Hauptstamm. Ich versuche sie mit einem an der Laguna-Stange befestigten Kabelbinder herauszustoßen, aber die Stange ist minimal zu kurz. Ich muss aufgeben. Eventuell muss man mit einem Tritt und einer 15m-Stange wiederkommen, aber es wird sehr sehr schwierig. Ob sie bei den Herbststürmen von selbst herausfällt, ist fraglich.
Weiter geht es zu der Meppener Sonde T1330193, die ich bei einer längeren Kaltsondensuche letzten März hoch im Baum entdeckt habe. Sehr viel Hoffnung habe ich nicht, aber die Position ist direkt an der Straße und kann mal eben gecheckt werden.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: T1330193
Frequenz: 404.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 18.2.2022 12:00Z
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 7.9 m/s
Maximale Höhe: 27466 m
Landegeschwindigkeit: 6.4 m/s
Track Radiosondy
Landestelle: Mailage/Göhrde , LAT, LON 53.11984,10.91057 Google Maps
Status: Baumlander, von unten schwer sichtbar, 20-25m
Die Sonde ist schwer von unten zu sehen, aber ich kann sie im Fernglas erkennen. Sie ist noch oben. Da kann man wenig machen.
Auf bekannten Wegen geht es durch die kleinen Dörfchen Kollase und Zienitz auf den Trans-Göhrde-Highway, die L253. Nach einem kurzen Stück Asphalt biege ich auf einen bekannten Waldweg ab. Hier hängt eine Norderney-Sonde vom Februar im Baum. Beim letzten Check fand ich sie in eine Fichte gependelt vor.
SN:T1910260
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 5.2.2022 00:00Z
Track wettersonde.net und eigener Empfang
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.90 m/s
Landegeschwindigkeit: 5.13 m/s
Landestelle: Hohenflier/Göhrde LAT, LON: 53.106474,10.796806, Google Maps
Status: Nicht geborgen. Baumlander, von unten sichtbar in 20-25m Höhe, Schirm am Boden geborgen
Methode: Tawhiri-Prediction.
Die zahllosen umgestürzten Bäume, die bisher den Zugang erschwerten, sind entfernt worden. Jetzt ist es sehr einfach. Leider hängt auch diese Sonde noch oben. Auch hier muss man wohl auf die Herbststürme warten!
Bis zur letzten Sonde des Tages sind es nur wenige 100m.
Sondentyp: DFM09
SN: 19004121
Frequenz: 403.768 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Bergen (Manöver, WMOID:10238)
Flugdatum: 26.09.2022 10:57Z L
Track Radiosondy
Maximale Höhe: 19926m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.83 m/s
Landegeschwindigkeit: 5.1 m/s
Landestelle: Hohenflier/Göhrde, LAT, LON:53.10969,10.78399, Google Maps
Status: Geborgen am 3.10.2022, 14:07 UT
Methode: Tawhiri-Prediction nach Radiosondy-Info-Daten
Immerhin liegt die Stelle direkt an der Straße Hohenflier-Röthen-Oldendorf. Die Prediction ist sehr gut, weil - ungewöhnlich für die Göhrde - Positionen aus 244m Höhe vorliegen. Die Gegend ist sehr locker mit hohen Kiefern bewachsen. Die Position liegt direkt an einer markanten Wegegabelung, an der mehrere Wanderwege beginnen. Ich gehe den, der in die richtige Richtung geht. Und, was soll ich sagen? Nach so viel Pech und der ganzen Strampelei werde ich doch noch belohnt. Die Schnur geht direkt über den Wanderweg. Da ich gewiss nicht er erste bin, der hier seit einer Woche entlangstiefelt, müssen die Vorgänger das Hindernis sorgfältig überschritten haben...Da beide Enden am Boden liegen, ist die Bergung einfach...5 Sonden versucht, eine gefunden. 20% Erfolgsquote, yeah!
Von Hohenflier aus ist es immer das selbe: Der etwas kürzere Weg zurück zum Bahnhof Göhrde macht keinen Sinn, weil man da mehrere Stunden lang auf den Zug warten müsste. Also ist das Ziel mal wieder Bad Bevensen, wo ich nach insgesamt 42km Radtour eintrudel.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier