Sonntag, 26. Juni 2022

Betont unauffällige Landung in der Stadt

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
T1321196
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 26.6.2022 12:00Z
Track wettersonde
Maximale Höhe: 24690m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.02 m/s 
Landegeschwindigkeit: 6.8 m/s
Landestelle: HH-Billstedt
LAT, LON:
53.5039,9.76854 Google Maps
Status:
Geborgen am 26.6.2022, 15:32 UT
Methode: Decodierung des Signals mit TTGO (RDZSonde)

 

Die Bergener Mittagssonde landet mitten im Stadtteil Hamburg-Billstedt. Ich sitze in Schmalenbeck, recht weit weg vom Geschehen. Irgendwer wird da schon nach dem Rechten sehen. Als das nicht passiert, frage ich auf unserer Whatsap-Gruppe nach, ob niemand unterwegs sei. Keine Antwort! Irgendwann kündige ich dann provokativ an, dass ich gleich losfahre. Keine Reaktion! Offenbar sind am Sonntagnachmittag alle üblichen Verdächtigen anderweitig beschäftigt. 

Die Landestelle ist allerdings auch laut Satellitenansicht für Zuspätkommer ziemlich hoffnungslos. Ein Mietshaus quer zur Flugrichtung. Auf beiden Seiten der angrenzenden Straße Bäume. Die Vorhersage liegt auf dem Gehweg. Eine schnelle Aktion wird das nicht, denn die Anreise würde mehr als eine Stunde dauern. GFK-Stange geschultert und auf zur U-Bahn! Über Wandsbek-Gartenstadt und Berliner Tor geht es zum U-Bahnhof Billstedt. Die Landestelle liegt nur 600m nördlich. 

Vom Gehweg direkt an der Prediction ist nichts Auffälliges wahrzunehmen. Weder liegen Trümmer im Bereich der mehrspurigen Kreuzung Schiffbeker Weg/ Schiffbeker Höhe, noch hängen Schnüre oder Schirme von dem Mietshaus oder von den Straßenbäumen. Der Killtimer ist noch nicht abgelaufen. Und die Sonde sendet tatsächlich noch. Ein Versuch mit dem TTGO ergibt eine bodennahe Positionen auf der Hinterseite des Mietshauses. Ob man da rankommt? Wahrscheinlich wird man Bewohner fragen müssen. Aber nein, ein Fußweg führt da hin, und das Gelände auf der Hinterseite des Hauses ist zugänglich. Direkt an der Sondenposition stehen hohe Bäume. Aber da ist die Sonde, und sie liegt tatsächlich auf dem Boden!




Mal umdrehen das gute Stück. Diesmal ist da wirklich der neue Label, und zwar ganz regulär aufgeklebt.

Die Schnur geht senkrecht in die Höhe - über das Dach. Wenn man daran zieht, ist da ein Widerstand. Also besser die Sonde abschneiden und drüben noch mal gründlicher gucken.

Tatsächlich sehe ich die Schnur auf der Straßenseite über das Dach verlaufen, aber nur aus bestimmten Blickwinkeln. Schlaff durchhängend geht sie in einen der Bäume, und dann ebenso hoch und durchhängend über die Abbiegerspuren der Kreuzung in einen Straßenbaum auf der anderen Seite. Dort kann ich die Schnur auch wiederfinden, aber von einem Schirm ist weit und breit nichts zu sehen. Die Schnur reicht aber auch nicht weiter aufs nächste Dach - was auch angesichts einer Distanz von 44m zur Sondenposition und dem Schnurverlauf kaum möglich zu sein scheint.

Ich wechsele mehrfach die Position, kann aber nirgends Ballonrest oder Schirm im Baum erkennen. Von der anderen Straßenseite kann ich die Dinge dann aber doch mit dem Fernglas ausmachen. Die Sachen scheinen lose im Wipfel zu liegen, offenbar jedenfalls nicht verhakt. Sie mit der Stange an der Schnur herunterzuholen wäre am niedrigsten Punkt der Schnur sicher machbar, aber dann müsste man auf der mittleren Fahrspur der gut befahrenen Straße stehen - unmöglich. 

Ich will gerade aufgeben, da kommt mir die Idee, ob man nicht doch noch mal vorsichtig an der Landestelle an der Sondenschnur ziehen sollte. Das Doofe ist, dass der Fallschirm im Erfolgsfall auf die Kreuzung schweben dürfte - mit unklaren Folgen für den Straßenverkehr. Man kann natürlich von der Position aus Straße und Kreuzung nicht sehen. Besser wäre die Aktion zu zweit mit Handykommunikation. Ich beschließe vorsichtig zu ziehen....

Nach anfänglichem Widerstand kann ich die Schnur frei einholen. Nach ein paar Metern ein leichter Widerstand, der aber auch leicht überwunden werden kann. Jetzt ist die Schnur frei. Ist der Schirm aus dem Baum befreit? Mein ungutes Gefühl sagt mir, dass man besser statt weiterer Blindflug-Seilmanöver mal drüben nachguckt, wie viele hektisch bremsende Autos gerade dem Fallschirm auszuweichen versuchen. 

Drüben schwebt der Fallschirm in circa 2.5 Metern Höhe über der Rechtsabbiegerspur, und die PKWs fahren drarunter hindurch. Hier muss ich rasch handeln, bevor ein LKW naht. Ich warte eine Lücke ab, springe auf die Fahrbahn, erbeute das gute Stück und ziehe den Fallschirm aus der Gefahrenzone auf den Gehweg. Uff!


 




Das Aufrollen der Schnur über Dach und Baum ist problemlos. Ich hatte phasenweise nicht damit gerechnet, dieses Gespann komplett bergen zu können und bin entsprechend happy. Auf Whatsapp trudeln erstaunte Gratulationen ein. Ganz offenbar hat niemand einer Sonde, die mitten in der Stadt derart "verkehrsgünstig" landet, eine nennenswerte Chance auf Bergung gegeben, schon gar nicht, wenn man erst nach Stunden zur Stelle ist. Das erklärt die zurückhaltenden Reaktionen vorhin. Ich bin auch mit recht viel Pessimismus losgefahren. Vor Ort erwies sich diese Landestelle aber als extrem unauffällig, geradezu diskret. Eine Sonde hinter dem Haus, eine Schnur, die man nur aus einem bestimmten Blickwinkel überhaupt erkennt, ein selbst bei Kenntnis des Baumes kaum sichtbarer Fallschirm...Die befürchtete Bergung durch Passanten war daher kaum wahrscheinlich. Wäre die Sonde aber nur 2 Meter weiter geflogen oder 3 Meter kürzer, wäre es eine sehr komplexe Baum- oder Dachlandung geworden mit sehr geringen Erfolgsaussichten. Noch ein paar Meter weiter hätte die Sonde der Verkehrstod ereilt. Diese kleinflächige Struktur der Landestellen im Großstadtdschungel macht es dem Sondenjäger oft schwer, eröffnet aber mitunter auch unerwartete Chancen und spannende Bergungssituationen.

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Samstag, 25. Juni 2022

Der neumodische Zettel in der altmodischen Hülle

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
T1320511
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 25.6.2022 00:00Z
Track radiosondy
Maximale Höhe: 27923m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.81 m/s 
Landegeschwindigkeit: 3.2 m/s
Landestelle: Neu-Wulmstorf/Rübke
LAT, LON:
53.5039,9.76854 Google Maps
Status:
Geborgen am 25.6.2022, 3:37 UT
Methode: Decodierung des Signals mit TTGO (RDZSonde)


Nach längerer Pause verirrt sich mal wieder eine Bergener Sonde in den Raum Hamburg. Am Samstag Morgen springe ich mit dem Faltrad in die Bahn - immer ein Abenteuer. Diesmal aber sind die Meilen-Gänger noch nicht oder nicht mehr aktiv, so dass der Zug auch nach einer Station noch leer bleibt. Die Landestelle liegt in einer Apfelplantage, was immer sofort Fragen nach der Zugänglichkeit liefert. Breite Gräben, sogenannte "Wettern", durchziehen das Land. Unklar ist immer, ob die Plantagen abgezäunt sind und die Brücken über die Wettern real existieren. Mir ist auch nicht klar, ob man besser von Buxtehude oder Neu-Wulmstorf hinfährt. Ich entscheide mich für letzteres und radel bei Sonnenaufgang am S-Bahnhof nordwärts.

Der Radweg endet an einer Autobahn-Baustelle. Aber ein paar Fahrwege erlauben eine wunderbare Fahrt durch die Moore und durch Nebelschwaden. Der Weg in die Apfelplantagen ist nicht vergattert, und über die Wettern geht eine kommode Brücke. Der TTGO hat längst gemeldet, dass die Sonde nur 1-2 Meter neben der erwarteten Position liegt. Drüben verläuft ein auf OSM nicht verzeichneter Weg, und breite Schneisen zwischen den Baumreihen bieten einen Zugang bis zur Landestelle. Ich kann sogar das Rad bis zur Sonde schieben. 

 




Die Sonde trägt den neuen Label, von dem ich so viel gehört habe. Seit ein paar Wochen verwendet die Bundeswehr nicht mehr den bekannten Finderbrief, sondern klebt einen Aufkleber auf die Sonden mit QR-Code und Homepage-Link. Das hatte ich ja erwartet. Was ich tatsächlich vorfinde, ist ein wenig bizarr: In der altmodischen Plastikhülle findet sich der neumodische Aufkleber. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass das Ding gar nicht der auf den Fotos von Sondenjäger-Kollegen dokumentierte Aufkleber ist. Vielmehr wurde das Ding auf einem Farbprinter gedruckt und dann grob mit der Schere zurechtgeschnitten....


Der Rückweg ist für den Naturliebhaber spektakulär. Es fängt damit an, dass ich auf den ersten Metern das Rad gaaanz vorsichtig schieben muss, weil es überall von winzigen diesjährigen Grasfröschen wimmelt. Rehe, Hasen. Nachtigallen singen. Wassss? Da zirpt ein Heupferd? Im Juni? Kann nicht sein! OK, es ist "nur" ein Feldschwirl!! Und da singt noch einer. Schon auf dem Hinweg war ein aus dem Singflug sturzartig landender Wiesenpieper fast mit meinem Rad kollidiert. Jetzt rennt schnurstracks eine Spitzmaus über den Weg....


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Dienstag, 21. Juni 2022

Morgens nach Norderstedt

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
T1920974
Frequenz:
402.5 MHz

Timerkill:
keiner

Startstation:
Schleswig (WMOID:10035)
Flugdatum: 21.06.2022 00:00Z
Track
wettersonde.net
Maximale Höhe:
30581m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.38 m/s

Landegeschwindigkeit:
7.7 m/s

Landestelle: Norderstedt,
LAT, LON: 
53.6537, 9.95877, Google Maps
Status:
Geborgen am 21.6.2022, 3:34UT

Methode:
Decodierung des GPS-Signals mit TTGO

Nach langer langer Zeit kommt mal wieder eine Schleswiger Sonde in die Nähe. Sie droht erst aufs Gelände des Hamburger Flughafens zu fallen, entschließt sich dann aber zu einer Landung westlich des Ohmoors bei Norderstedt. Die Sonde landet dann knapp auf einer Wiese und nicht im Wald. Ich fahre mit der ersten Bahn zur U-Bahn-Haltestelle Niendorf-Nord und radel von dort aus zur Landestelle. Von der Wiese steigen Nebelschwaden auf. Anders als erwartet liegt nirgends auffällig der Fallschirm herum. Schon rechne ich damit, dass mal wieder jemand schneller war. Der TTGO meldet aber zu meiner großen Freude eine Position 3 Meter von der Prediction entfernt. Die Sonde ist also noch da. Sehr schön ist, dass die RDZsonde-App jetzt auch Offline-Karten verwendet.





Ein Weg verläuft am Waldrand an der Wiese entlang. Er bringt mich auf ca. 30 Meter an die Landestelle heran. Die Sonde und der Schirm sind komplett im Gras versunken, und erst direkt bei der Sondenposition erkenne ich die Schnur. Der Rest ist einfach....







Mit durchnässten Beinkleidern geht es dann, mit der ersten Radiosonde seit April in der Tasche, wieder heimwärts. Dort weckte ein starker Kaffee vor dem Gang zur Arbeit die Lebensgeister.


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Freitag, 29. April 2022

Krankenstand bei der Bahn und die unerwartete Pinneberg-Sonde

Am 27.4. erhob sich in Sasel die erwartete Mittwochssonde, S1630392. Zeitgleich ließ Pinneberg eine DFM09 (D19031987) fliegen. Die Pinneberger Sonde landete mitten in Ashausen, die Saseler an der Neetzebrücke bei Scharnebeck. Ich hatte aber keine Zeit, den Sonden nachzustellen.

Tags drauf habe ich einen freien Nachmittag. Also könnte man mit der Regionalbahn nach Ashausen fahren. Vielleicht liegt die Sonde da ja noch herum - die fallschirmlosen Sonden aus Pinneberg sind ja nicht so auffällig, und die Landevorhersage sollte ziemlich genau sein. Danach könnte man den nächsten Zug nehmen und von Lüneburg oder Echem aus nach Scharnebeck zur Saseler Sonde vorstoßen.

Faltrad und Rucksack geschultert und los! Auf der Strecke nach Lüneburg gibt es zwei Sorten von Regionalzug: Der eine hält nur in Harburg und Winsen, der andere an jeder Milchkanne. "Wegen krankheitsbedingten Personalmangels" fallen die nächsten Milchkannenexpresse aus. Klar, nicht nur in meinen Kursen an der Uni fehlen 20% der Teilnehmer, weil sie gerade Covid haben... Naja: Wir machen Plan B: Mit der S-Bahn nach Harburg, von da nach Winsen, und dann eben  mit dem Rad nach Ashausen... Das Tolle: Das kostet mich eine Stunde Wartezeit und Radfahrt und 2,20€ für eine Ergänzungskarte. 

Die Wartezeit nutze ich für einen Blick auf Wettersonde.net. Tatsächlich hat soeben Pinneberg unerwartet doch noch eine Sonde gestartet. Zielgebiet wäre Scharnebeck - nicht weit weg von der Sasel-Sonde.

Endlich rollt der Zug ein. Nach zwei ausgefallenen Zügen ist der natürlich rappelvoll. Erst in Winsen wird es leerer. Ich bleibe im Zug, verzichte auf die Sonde in Ashausen und fahre weiter. Ein Blick auf die HVV-App ergibt, dass in Lüneburg Anschluss nach Echem besteht. Von da aus ist es nicht weit zur Sasel-Sonde, und wer weiß, vielleicht landet ja auch die Pinneberger Sonde in erreichbarer Nähe. Falls nein könnte man auf dem Rückweg einen Baumhänger kontrollieren. Aus Plan B wird also Plan C.

Als ich in Echem mein Rad entfalte, landet gerade die Pinneberger Sonde. Leider ist sie deutlich weiter geflogen als ursprünglich erwartet. Ich speicher mir die Koordinaten ab. Wie schön, dass wetterson.de eine Live-Prediction bringt. Die sollte in diesem Fall sehr genau sein, und sie liegt direkt an einem Feldweg bei Hölzel, südlich von Sülbeck. 

Erst einmal radel ich zur Landestelle der Saseler Sonde. Bestes Frühlingswetter! Die Rapsfelder blühen schon! Die erste Nachtigall singt! Wolken von Stieglitzen sind unterwegs. Und ruckzuck bin ich an der mir schon gut bekannten Straßenabzweigung am Neetzekanal.  Hier soll die Sonde heruntergekommen sein. 

Ich suche mehr als eine Stunde die Gegend sorgfältig ab - nichts. Wegen der geringen und zudem variablen Landegeschwindigkeit ist die Prediction nicht sehr genau. Die Tawhiri-Prediction liegt im Unterholz direkt an der Straße - nichts. Eine stumpfe Extrapolation sieht die Landestelle in den höheren Bäumen gleich an der Brücke über dem Neetzekanal - auch da erkenne ich nichts. Die Sonde kann auch etwas weiter oder kürzer geflogen und dann auf einem Acker gelandet sein - nichts. Theoretisch ist auch eine Landung direkt auf der Straße möglich, aber auch da finden sich keine Reste. Langsam tragen die Bäume wieder Laub; ich kann nicht ausschließen, dass ich etwas übersehen habe. Ich gebe auf. 

 Wie weit ist denn die Landestelle der Pinneberger Sonde entfernt? Ich nutze die Routenplanung von Locus - es wären 12 Straßenkilometer. Im nahen Sülbeck kenne ich eine Bushaltestelle. Der letzte Bus in Richtung Heimat fährt dort laut HVV-App um kurz nach 20 Uhr. Das sollte aufgehen, zumal mit Glück keine zeitaufwändige Suche nötig sein dürfte. Also frisch in die Pedale getreten und hin. 

 

Sondentyp: DFM09
SN:
20038339
Frequenz:
404.8 MHz
Timerkill: keiner
Startstation:
Pinneberg (WMOID:-)
Flugdatum: 28.5.2022 13:30Z
Track Radiosondy
Maximale Höhe: 19625m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 
4.43 m/s 
Landegeschwindigkeit: 10.0 m/s
Landestelle: Holzen, LAT, LON: 
53.24826,10.58897, Google Maps
Status: Geborgen am  28.4.2022, ca. 16:33 UT
Methode: Tawhiri-Prediction nach Radiosondy-Daten

Im Abendlicht gleite ich dahin, und schon bald erreiche ich das Dorf Holzen. Ich biege auf den Feldweg ab, an dem die Sonde gelandet ist. Ich habe keinen TTGO eingesteckt, da ich überhaupt nicht mit einer Warmsondenjagd gerechnet habe. Glücklicherweise ist es ein riesiger frisch umgepflügter Acker - also wohl ein zukünftiges Maisfeld. Somit könnte es eine Drive-in-Bergung im Kaltsondenstil werden. Tatsächlich: Von weitem schon sehe ich einen verdächtigen weißen Fleck auf dem schwarzen Untergrund leuchten, der beim Näherkommen mehr und mehr DFM09-Formen annimmt. 



Glücklicherweise ist die Sonde nicht auf dem nahen Rapsfeld gelandet - die Prediction war doch 90m daneben, und im Raps wäre es schwierig geworden. 

Nach der Bergung geht es nach Sülbeck. Dort habe ich noch 50 Minuten Zeit. Genug, um eine kalte DFM09 zu besuchen, die dort seit 2018 im Wald in einer Lärche hängt. Ich war erst vor ein paar Wochen da. Auf dem Boden liegt sie nicht, und den Blick nach oben versperren die sprießenden Nadeln und die Blätter der Umgebung. Ich kann mich nicht lange aufhalten und wandere zurück zur Bushaltestelle. Bus und Bahn bringen mich diesmal problemlos zurück nach Hamburg. 

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Sonntag, 10. April 2022

Alle Pläne über den Haufen geworfen

Am Sonnabend lockt den "Öffi-Klapprad-Troll" die freie Fahrt für freie Bürger mit der Abokarte im HVV-Gesamtbereich. Frei nicht im Sinne von Autobahn, sondern im Sinne von Freibier. Sowas ist sehr unzeitgemäß und muss genutzt werden. Die Idee ist eine Fahrt nach Dannenberg und danach eine Suche nach einem Meppen-Tandem bei Lüchow. Da Lüchow weit weg von Dannenberg ist, macht ein früher Aufbruch Sinn.

Da sehe ich, dass die Mitternachtssonde aus Norderney im Raum Bad Bevensen einschwebt. Vielleicht sollte man da hinfahren und dann überlegen, was man danach mit dem angebrochenen Tag anstellt. Vielleicht von Bevensen aus einen Zug später in Dannenberg aufschlagen...Egal. Ich bin um kurz vor 7:00 am Hauptbahnhof und nehme den Regionalzug nach Hannover. In Bad Bevensen wird das Klapprad enfaltet, und es geht auf der vertrauten Straße nach Römstedt.

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
T3431736
Frequenz: 405.3 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 09.04.2022 00:00Z
Track radiosondy
Maximale Höhe: 32913 m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.31 m/s
Landegeschwindigkeit: 2.3 bzw. 1.4 m/s
Landestelle: Römstedt bei Bad Bevensen  LAT, LON: 
53.09936,10.65258, Google Maps
Status: Geborgen am 9.4.2022, 6:32 UT
Methode:Decodierung des Signals mit TTGO (RDZsonde)

Die Prediction ist sehr wahrscheinlich Edelschrott. Nimmt man die letzte Position von Radiosondy, betrug die Sinkgeschwindigkeit 2.3m/s. Dann sollte sie beim Friedhof des Dorfes liegen. Wettersonde.net hat genau einen Frame mehr. Wenige Meter tiefer sollten keinen Unterschied machen. Doch! Die Sinkgeschwindigkeit betrug danach 1.4m/s, und da würde die Sonde weeeeiiiit fliegen und irgendwo jenseits des Dorfes in der Feldmark liegen. Ich glaube eher an die Radiosondy-Lösung. Aber man weiß ja nie. Und eine Heißsondenjagd ist doch auch mal ganz nett. 

Am Friedhof liegt weit und breit nichts herum. So schalte ich den TTGO an. Jawoll, hier gibt es Empfang und Positionen. Im Dorf an der Straße mit dem schönen Namen "Wiesengrund", direkt an der Straße. Wenige 100m entfernt. Ich radel die Straße herunter und sehe schon aus einiger Distanz jenseits der Querstraße den Schirm auf einer Hofkoppel liegen. 


Tiere sind nicht auf der Weide, aber ein Elektrozaun geht herum. Die Schnur endet blind auf dem Fußweg - ohne Sonde. Schurzug erlaubt es, den Schirm im strammen Wind aufgebläht zu mir segeln zu lassen. Ich drehe mich um 180 Grad und sehe unter einem Busch an der Garagenauffahrt eines Einzelhauses, 2 Meter vom Eingang die RS41. Offenbar hat ein auf der Querstraße fahrendes Auto die Schnur durchgetrennt. Ich kann von der anderen Straßenseite die Schnur greifen und die Sonde ohne Betreten des Grundstücks zu mir ziehen. So muss ich niemanden am Samstag Morgen um 8 wachmachen.

 


Was macht man mit dem angebrochenen Tag. Ich würde kurz nach 9:00 in Bevensen sein. Der Gegenwind ist brutal, da bringt es kaum was, dass es fast nur bergab geht. Der Zug nach Lüneburg würde erst in einer Stunde fahren, und da die Wendlandbahn nach Dannenberg im 3-Stunden-Takt verkehrt, bin ich auch schon recht spät dran. Ich überlege mir eine Alternative.


Im Februar sind bei Bevensen zwei SGPW-Sonden heruntergekommen: E4430064 und E4473511. Ich habe deren Landestellen schon mal inspiziert. Seit mir eine solche Sonde bei Lauenburg ins Netz ging, bin ich nicht so sicher, ob ich damals gründlich genug gesucht habe. Kleiner Ballonrest und ohne Fallschirm, sowas kann leicht in der Vegetation versinken. Obwohl die Chance minimal ist, würde ich gerne nachsehen. Es sind nur wenige Kilometer. Die Landestellen liegen direkt nebeneinander. Und mindestens eine ist sehr unübersichtlich. Also Lüchow Lüchow sein lassen und hin. 

Es ist nicht weit. Es geht gegen den sehr starken Wind UND bergauf. Schauer mit Hagel lassen auch kein Zufriedenheitsgefühl aufkommen. Sonde 1 ist damals direkt an der Straße - da such ich nur kurz und bin sicher: Da ist nichts. Die zweite Sonde liegt an einem Waldrand. Und dort sehe ich wenige Meter im Wald doch glatt einen Latextreifen im Gestrüpp hängen. Wo sowas ist, ist ein Ballonrest nicht weit. Und der sollte in diesem Fall etwas größer sein, denn die Sonde war nicht mit 19m/s, sondern mit 12m/s gelandet.


 

 

Seit dem letzten Besuch sind noch mehr Bäume ungefallen, einige hat man zersägt. Eine längere Suche in der Gegend ist aber ergebnislos. Ich halte es immer noch für die wahrscheinlichste Variante, dass ein anonymer Sondenjäger, der in Radiosondy nichts einträgt, beide Sonden eingesackt hat. Außer dass ich bei einem kräftigen Schauer kräftig durchnässt werde, gibt es kein Ergebnis. Ich finde einen Unterstand unter einer Kiefer. Schlecht, aber besser als nichts.

Laut SAT24-Regenradar würde es sehr bald eine kurze Unterbrechung der Schauer geben. Kaum lässt der Regen etwas nach, geht es rapide zurück nach Bevensen. Bergab und kräftiger Rückenwind, so will man das. Ich trudel auf dem Bahnhof gleichzeitig mit dem Zug nach Hamburg ein. Draußen scheint schon wieder die Sonne - Aprilwetter eben.


SAT24 meint, dass nach einem weiteren kräftigen Schauer erst einmal Ruhe sein soll. Der Tag ist noch nicht zuende. Bei Radbruch ist da doch noch diese Waldlandung aus Schleswig von vor ein paar Tagen. Und von Winsen, wo der Zug gleich hält, ist das schnell zu checken.

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
T1930046
Frequenz:
402.5 MHz

Timerkill:
keiner

Startstation:
Schleswig (WMOID:10035)
Flugdatum: 03.04.2022 12:00Z
Track
Radiosondy
Maximale Höhe:
31531m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.41 m/s

Landegeschwindigkeit:
1.6 m/s

Landestelle: Radbruch,
LAT, LON:
53.29821,10.23989, Google Maps
Status:
Geborgen am 9.4.2022, 12:25UT

Methode:
Extrapolation nach wettersonde.net Daten

Bei 1.6m/s Landegeschwindigkeit hatte ich die zuerst als sehr wahrscheinlichen Baumlander eingestuft. Dann hatte ich aber gesehen, dass laut Extrapolation die Sonde viel kürzer geflogen ist als nach Tawhiri. Bei einer Endhöhe von 90m stimmt in so einem Fall die Extrapolation. Und da am fraglichen Wegrand auf dem Satellitenbild einen baumlosen Streifen gibt, ist das womöglich ein leichtes Drive-In mit dem Rad! Etwas ungünstig ist, dass der Zug nur in Winsen und nicht in Radbruch hält. Da fällt mir auf, dass das viel besser ist. Wenn ich von Winsen durch den Wald mit der Sonde zum Bahnhof Radbruch fahre, habe ich die ganze Zeit Rückenwind. Also nichts wie raus in Winsen.


Die Idee ist viel zu gut, um zu funktionieren. Der Himmel ist Richtung Westen schon wieder pechscharz. Ich bleibe am Bahnhof. Laut SAT24 zieht dieser letzte heftige Schauerkopf  aber in 20 Minuten ab, und danach kommt mindestens 2 Stunden lang nichts Schlimmes mehr hinterher. 

Als der Regen nachlässt, fahre ich sofort los. Der Weg ist prima, der Rückenwind schiebt wie verrückt und die Sonne scheint. Sogar im Wald ist der Weg gut befahrbar. Schon bin ich an der Sondenposition. Von weitem sieht man die Sondenschnur von einer Kiefer herunterhängen  und direkt am Wegrand enden.., Drivein, wie erhofft. Die Sonde liegt unmittelbar am Weg, noch dichter als erhofft, 20 Meter neben der Extrapolation.Die Schnur geht über die einzige hohe Kiefer in den baumlosen Streifen.




Ich bin erstaunt, dass keiner der vorbeilaufenden Spaziergänger das Ding in den letzten Tagen eingesackt hat. Sie liegt direkt am Wegrand, und der leuchtend gelbe Label macht sie extrem auffällig .Der Schirm hängt etwas versteckt in einer niedrigen Kiefer. Ich kann ihn mit der Stange problemlos bergen. Leider ist die Schnur derart in den Nadeln verhakt, dass ich sie nicht komplett herausbekomme.



Nach der Bergung geht es weiter mit Rückenwind bis zum Bahnhof Radbruch, wo nach wenigen Minuten der Zug nach Hamburg einrollt.

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Samstag, 2. April 2022

Live-Landung bei Lasbek

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
T1920974
Frequenz:
402.5 MHz

Timerkill:
keiner

Startstation:
Schleswig (WMOID:10035)
Flugdatum: 02.04.2022 12:00Z
Track
wettersonde.net
Maximale Höhe:
32987m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.66 m/s

Landegeschwindigkeit:
3.4 m/s

Landestelle: Lasbek-Dorf,
LAT, LON:
53.726389,10.359444, Google Maps
Status:
Geborgen am 27.3.2022, 13:40UT

Methode:
Mit Auto auf Sicht hinter der landenden Sonde herfahren

Am Samstag bin ich in Großhansdorf-Schmalenbeck. Die Schleswiger Sonde soll irgendwo im Raum Oldesloe herunterkommen. Ich bin zurück von ein paar Besorgungen, und Oldesloe oder Elmenhorst  ist mir zu weit. Aber was soll ich sagen: Die Sonde hat einen extrem guten Fallschirm, und die Prediction liegt jetzt plötzlich nördlich von Bargteheide. Und dann verschiebt sie sich weiter nach Süden bis HAMMOOR. Das ist gleich um die Ecke, knapp nördlich der Gemeindegrenze Großhansdorfs! Also spring ich ins Auto und fahr hin. Gleich bei Hammoor biege ich auf einen schmalen Verbindungsweg ein, parke das Auto ab. Prima übersichtliches Gelände. TTGO anmachen, wettersonde.net angucken und die Lage analysieren.

Die Sonde ist noch in 5000m Höhe, hat immer noch einen perfekten Fallschirm, und ich stehe exakt auf der aktuellen Prediction.  Nach ein paar Minuten wird aber deutlich, dass die Sonde doch etwas kürzer fliegt und bei Lasbek herunterkommen würde. Kein Problem, das ist nur 1km Luftlinie weg. Kurz vor Lasbek geht die Straße nach Mollhagen ab. Die ist gesperrt. Ich stelle mich auf den Straßeneingang und checke den TTGO. Jetzt liegt die Prediction IM Dorf Lasbek, 500m weg. Ich fahre also ins Dorf. Hätte ich an dieser Stelle die Nerven behalten und die Sache faul und feist weiter ausgesessen, hätte ich die Sonde fangen können. Da bin ich sicher.

In Lasbek wird finde ich in einer Seitenstraße einen Platz zum Abstellen des Autos, springe heraus und checke den TTGO. Offenbar fliegt die Sonde gerade in 600m Höhe über meinem Kopf!! Und nach einiger Suche am Himmel kann ich sie erkennen. Das Fernglas zeigt eine Menge Ballonrest, Latex-Fasern in der Schnur, einen wunderbaren Fallschirm und als kleinen Punkt die Sonde. Offenbar fliegt die Sonde in die Richtung, aus der ich eben gekommen bin.

Also fahr ich zurück Richtung Abzweigung Mollhagen und sehe die ganze Zeit das Gespann vor mir herschweben - und landen - traumhaft. Eine Dashcam wäre schön gewesen. 30 Sekunden nach der Landung parke ich das Auto genau da, wo ich vor ein paar Minuten die Lage gepeilt und mich dann doch nach Lasbek-Dorf verlegt habe. Die Sonde ist 100m südlich von mir gelandet.

Eine Frau steht an der Kreuzung, guckt die ganze Zeit Richtung Sonde. Das Gespann muss sie gerade in geringer Höhe überflogen haben. Stellt sich heraus, dass sie trotzdem nichts bemerkt hat!

Ein Knick teilt zwei Koppeln voneinander. Auf der einen liegen auffällig der Fallschirm und  Ballonrest, auf der anderen sieht man die Schnur von einem Knickbaum auf einem Acker verschwinden...





 Ich gehe rasch zum Auto zurück, um das Messer zu holen. Ich sehe auf der anderen Seite, dass der Fallschirm vom starken Wind wieder nach oben gezogen wird. 



Zurück bei der Sonde bin ich überrascht. Sonde liegt nicht mehr am Boden, sondern hängt oben im Knickbaum. Der Zug des Fallschirms hat die Sonde nach oben gezogen.


Kein Problem: Drüben auf der Fallschirmseite ergreife ich die guten Sachen und lasse die Sonde wieder herunter. Rüber zur Sonde, Sonde abschneiden, Sonde auf Motorhaube legen, zurück zum Schirm. 

Es stellt sich heraus, dass diese Wanderung mit der sendenden Sonde von Bernds wettersonde.net-Station brav aufgezeichnet wurde. Fallschirm bergen, Schnur aufwickeln, Sonde abschalten und ins Auto einsteigen. Das war sie, meine zweite Livelandung. Leider diesmal ohne Foto-und Filmaufnahmen der Landung.

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Sonntag, 27. März 2022

Sonde vom Hochhaus gepflückt

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
T1920974
Frequenz:
402.5 MHz

Timerkill:
keiner

Startstation:
Schleswig (WMOID:10035)
Flugdatum: 27.03.2022 12:00Z
Track
wettersonde.net
Maximale Höhe:
32729m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.47 m/s

Landegeschwindigkeit:
8.7 m/s

Landestelle: HH-Tonndorf,
LAT, LON: 
53.591774,10.141047, Google Maps
Status:
Geborgen am 27.3.2022, 13:40UT

Methode:
Tawhiri-Prediction aus wettersonde.net

 Diese Sonde landet in Hamburg-Tonndorf, als ich gerade von Altona nach Schmalenbeck starte. Aus Coronagründen nehme ich dafür ungern die U-Bahn, sondern lieber den Regionalzug nach Ahrensburg. Von dort aus fahre ich dann die 3.6 Kilometer mit dem Faltrad. Die RE80 hält derzeit an allen Bahnhöfen, weil Bauarbeiten an der Bahnstrecke den Zug nur alle Stunde fahren lassen. So spring ich statt in Ahrensburg bereits in Tonndorf aus dem Zug....


 

 

...klappe das Rad auseinander und radel die 1.8km zum Ellerneck. Ich lehne das Fahrrad direkt an der Prediction-Position an eine Mauer. Dort soll die Sonde zwischen Wohn-Hochhäusern gelandet sein. 


Ich schaue mich um - nichts. Also mal den TTGO auspacken und anschalten. In diesem Augenblick sehe ich DAS DA an einer Hochhauswand hängen....



und zwar direkt an einem Erdgeschoss-Balkon in bequemer Pflückhöhe. Die Stange muss ich nicht vom Rad lösen. Ich ziehe etwas an der Schnur, in der Hoffnung, dass der Fallschirm vom Dach fällt, aber die Schnur reißt. Ich kann eine Menge Schnur mitnehmen und die Sonde. Wenn ich mich nicht verzählt habe, ist dies Sonde Nr. 400. 

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