Am Samstag wollte ich zwischen zwei Sommerstürmen eine weitere DFM aus Munster-Süd bei Lüneburg bergen. Chaotische Zustände bei der Firma Metronom führen zu einer instantanen Änderung des Plans: Eine Fahrt nach Büchen und eine danach eine 28km-Radtour bei bestem Wetter. Radiosondentechnisch war es eher erfolglos: U3231018 müsste im Weizenfeld leicht findbar sein, denn die Treckerspuren laufen quer zur Flugrichtung, und eigentlich müsste man über die Schnur stolpern. Aber nö, nichts. Auch die Schleswiger Mittagssonde U2420246 vom 4.3.2024 hält es gut in ihrer Lärche im Forst von Wangelau aus.
Zuhause entdecke ich, dass der Plan B anders hätte aussehen müssen: Wenn schon Büchen, dann wäre die Bergener Mittagssonde vom Freitag ein zwingendes Ziel gewesen. Die ist voll an mir vorbeigegangen, da ich berufsbedingt am Freitag die Radiosondenlage nicht nebenher gecheckt hatte. Dabei wäre sie von Büchen aus prima erreichbar gewesen. Wo ist sie gelandet? Die Frage braucht man fast nicht zu stellen....Wo wohl?
Das ist dieses Jahr mein fünfter Auftritt an diesem Sondenmagneten. Links vom Weg führen Schneisen in den Wald, und dort landen ständig die Radiosonden.
Die Serie der Landungen begann schon 2022 mit U1840823 aus Sasel. Die konnte ich mit Mühen aus einem Baum direkt an der Autobahn pflücken. Bei der Gelegenheit lokalisierte ich T3350419 aus Schleswig. Leider hielt die es hoch in der Kiefer lange aus. Und bei meiner letzten Nachsuche vom 26.3.2024 musste ich sie verloren geben. Das Gebiet ist massiv bearbeitet worden und ist jetzt von einem garstigen Forstzaun umgeben. Man kam aber relativ nahe an die Kiefer heran. Weder am Boden noch im Baum konnte ich sie mit dem Fernglas von jenseits des Zaunes entdecken. Wahrscheinlich ist sie heruntergefallen und dann bei der Bodenbearbeitung abhanden gekommen.
Dann landete am 17.4.2024 die Saseler Sonde V2930784 direkt am Wasserkrüger Weg im Wald. Diese Sonde habe ich 3mal besucht: Beim ersten Mal konnte ich sie nach 3-stündiger Kaltsuche lokalisieren, beim zweiten Mal ging meine 15m-Stange beim Bergungsversuch kaputt, aber am 20.5.2024 konnte ich sie kurz vor einem Wolkenbruch aus 17m Höhe angeln.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: U3231091
Produktionsdatum: 2022-08-10
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5h:00
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 28.06.2024 (12:00Z)
Track Wettersonde.net
Maximale Höhe: 31790
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.12m/s
Landegeschwindigkeit: 13m/s
Landestelle: Sarnekow LAT, LON: 53.54492,10.72948 Google Maps
Status: Geborgen am 30.6.2024, 18:30UT
Methode: Extrapolation nach Wettersonde.net-Daten.Sonde am Boden, Ballonrest in Kiefer, alles geborgen.
Wolkenbrüche sind auch bei der Suche nach der neuen Bergener Sonde ein Problem. In den Morgenstunden zieht ein Sommersturm durch, und den ganzen Sonntag regnet es Bindfäden. Am Abend wird es ruhiger. Da es lange hell bleibt, fahre ich schnell mit dem RE1 nach Büchen und radel auf der vertrauten Straße Richtung Gudow. Nach 12km, gleich hinter der Autobahnunterführung, geht es wie gewohnt links ab. Wasserkrüger Weg, es ist wie immer. Links der Parkplatz, den ich bei der Anreise mit dem PKW immer so nützlich fand. Gegenüber hat sich ein Spaßvogel einen DDR-Grenzpfahl vor sein Haus gestellt. Gleich der erste Schneisenweg führte seinerzeit zu V2830784. Heute muss ich zwei Schneisen weiter einbiegen, genau dort, wo es zu T3350419 ging. Die Wege sind in besserem Zustand, so dass ich mit dem Rad bis zur Prediction fahren kann....Und die ist diesmal wirklich sehr gut. Die Sonde liegt 30m von der schlechtesten der drei Predictions entfernt und zwar, wie erhofft, am Boden. Ein Riesenvorteil des Fahrrades als Sondensuchmobil ist die Häufigkeit der Drive-In-Bergungen:
Die Schnur verschwindet in einer Kiefer. Einige Minuten versuche ich vergeblich den weiteren Verlauf der Schnur mit dem Fernglas aufzuklären; sie dürfte sich über mehrere Bäume erstrecken. Dann entschließe ich mich, gegen die Flugrichtung zu laufen und die Kiefer aus dieser Richtung zu inspizieren. Und? Die Schnur ist ungewöhnlich kurz, und in dem Wipfel hängt ein riesiger Ballonrest!
Die einzige Möglichkeit ist ein Bergungsversuch durch Schnurzug. Ich gehe etwas weiter gegen die Flugrichtung, um den Winkel zu verkürzen. Die Schnur dürfte reißen, aber man sollte es versuchen. Es knallt, aber leiser als bei einem Schnurriss. Es folgt ein Rascheln, und anders als erwartet gelingt es mir mit sanfter Gewalt das Latex aus dem Geäst zu befreien. Es segelt herunter.
Anders als gedacht befindet sich keine Schnur mehr auf dem Abroller. Ca. 30m Schnur haben sich beim Platzen kunstvoll im Latex verflochten. Immer wieder gibt es etwas, was man noch nicht gesehen hat, denke ich. Dass mich später am Tag ein Sondenjägererlebnis sprachlos zurücklassen wird, ahne ich noch nicht.
Die Bergung ist so zügig verlaufen, dass ich mir überlege, einen kleinen Umweg zu fahren und eine Kaltsonde in den Langenlehstener Tannen zu versuchen. Die Aktion erweist, wie oben schon angedeutet, als derart erstaunlich, dass sie ein separates Posting verdient.
Mal sehen, wann es wieder zum Wasserkrüger Weg geht. Solche Sondenmagneten kommen wohl dadurch zustande, dass es Regionen gibt, in denen Sonden von einem Startort bei bestimmten, stabilen Wetterlagen gehäuft landen. Der Wasserkrüger Weg liegt eben in einer Gegend, wo sich mehrere solcher Regionen überlappen.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier
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