Donnerstag, 20. Juni 2019

Sondenjagd mit Hindernissen


Sondentyp: RS41-SGP
SN: P2120789
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238) 
Flugdatum: 19.06.2019 12Z
Timerkill: 5:00h
Track Bremen
Fundstelle  Curslack, LAT LON: 53.445945,10.223347 Google Maps
Status: GEFUNDEN am 19.06.2019, 16:38 Z

Methode: Tawhiri-Prediction auf Basis der Daten von wetterson.de



In dieser Sondenbergung war von Anfang an der Wurm drin. Die Sonde landete, als ich noch auf Arbeit war. Das S-Bahn-System stand aufgrund einiger Betriebsstörungen schon den ganzen Tag kurz vor dem Kollaps. Von der Arbeit ging es in einer überfüllten, verpäteten S-Bahn nach Hause. Dort griff ich mir erst einmal meinen Sondenjäger-Rucksack, um zur Landestelle in Curslack zu fahren. Eine passende Bushaltestelle (Neuengammer Kirche) befand sich exakt an der Landstelle. Die S-Bahnen waren jetzt noch voller, die Temperatur in den unklimatisierten Wagen betrug über 40°C, und natürlich waren sie um bis zu 18 Minuten verspätet (sie fahren eigentlich alle 10 Minuten). Ich fuhr 20 Minuten eher als nötig los und konnte dennoch den Bus in Bergedorf nur durch Laufen noch erreichen.

In Curslack angekommen wurde es nicht besser: Gewitter, Sturzregen, große Hagelkörner. Ich quetschte mich  unter den Dachvorsprung eines Optikerladens, wo ich einigermaßen trocken blieb. Ein Empfangsversuch war erfolgreich. Ich hatte aber – da ich noch immer keinen funktionsfähigen Laptop habe – nur den Raspberry Pi mit dem Programm Sondefinder. Diese Kombination hatte in letzter Zeit mehrfach gut funktioniert. Dieses Mal weigerte sich das Programm allerdings standhaft, die GPS-Koordinaten zu decodieren. Herumspielen mit den Einstellungen konnte ich auch nicht, weil nach wenigen Minuten der 5-Stunden-Killtimer zuschlug und die Sonde schlagartig verstummte.

Als der Regen etwas nachließ, konnte ich meine Suche im Kaltsondenstil  beginnen. Das Gelände waren Gärten und Privathäuser. Nach einer Runde konnte ich einen ziemlich großen Ballonrest sehr hoch in einer Blutbuche hängen sehen. Ich informierte die Besitzer, und die ließen mich die Sache erkunden. Leider konnte ich vor dem dunkelgrauen Himmel die Schnur nicht weit verfolgen. Es war aber aufgrund der Windrichtung klar, dass die Sonde südlich der Blutbuche sein musste, wahrscheinlich auf dem Nachbargrundstück. 

Von der Straße aus war nichts zu sehen, aber der junge Besitzer des infrage kommenden Hauses lief gerade in seinem Vordergarten herum. Er verhielt sich sehr positiv dem durchnässten Sondenjäger gegenüber. „Na klar, das ist ja spannend, das gucken wir uns doch gleich mal an. Kommen Sie einfach mit“. Als ich mich noch orientierte, meinte er; „Da hängt was im Baum!“. Es war, surprise surprise, eine RS41, die in ca. 3-4 Meter Höhe über einem Bauwohnwagen baumelte.




 Er wollte gleich eine Leiter holen, aber das wäre zu viel Aufwand gewesen. Das Ding war leichte Beute für die 10m-Teleskopstange. Die Schnur war in den Bäumen leider extrem verhakt, so dass wir davon nur wenig bergen konnten.



Der Besitzer des Grundstücks fand die Sonde ganz interessant. Auf meine Frage, ob er sie nicht als Andenken behalten wolle, reagierte er sehr positiv. Ich konnte den Fund dokumentieren und einen etwas weniger stressigen Heimweg antreten.

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier